Ein Jahr USA - Ein Fazit eines ehemaligen Austauschschülers
Wer bin ich jetzt und in wie weit hat mich mein Auslandsjahr zu diesem Menschen gemacht? Dieser interessanten Frage gehe ich in meinem Bericht nach.
Schon vor meinem Schüleraustausch war ich neugierig und stets interessiert neue Länder und Kulturen kennenzulernen. Auf die Frage, was meine Hobbys sind, antwortete ich stets mit der gleichen Aufzählung: „Reisen, Fotografie und Mode.“ Schon als kleines Kind besuchte ich mit meinen Eltern regelmäßig Verwandte in Australien und reiste sehr viel. Mit diesem Hintergrund wunderte es meine Eltern also kaum, als ich eines Tages aus der Schule kam und sagte, ich wolle gerne als Austauschüler nach Amerika gehen. Damals war ich ein eher durchschnittlicher Schüler und hatte noch keine wirkliche Idee, was ich einmal nach dem Abi mit meinem Leben anstellen würde. Ich wusste nur, dass es genau jetzt an der Zeit sei, etwas Neues zu erleben.
Die Frage, was ich durch mein Auslandsjahr gelernt habe und wie es mich verändert hat, ist noch immer gar nicht so leicht zu beantworten. Die Antwort, die ich jedoch immer zu allererst gebe, ist wohl zugleich auch die wichtigste: Durch mein Auslandsjahr habe ich definitiv gelernt, die Welt mit anderen Augen zu sehen! Eine ganz essenzielle Erkenntnis ist hierbei eine ganz grundlegende: Vorurteile sind wie das Wort schon anklingen lässt, vorschnelle Schlüsse, die auf einer unzureichenden Informationsgrundlage entstanden sind. Es ist zu einfach zu sagen, dass beispielsweise alle Amerikaner fett sind und sich ungesund ernähren. Zum einen, lässt sich ein Land nicht pauschalisieren, zum anderen kann man nicht aufgrund von ein paar gelesenen Artikeln behaupten, ein Land zu kennen. Unbewusst urteilen wir immer aus der Perspektive unseres eigenen Landes und unserer eigenen Kultur. Das Schlüsselwort ist hier „Perspektivwechsel“. Was braucht es dazu? Vor allem eines: Zeit. Zeit, Land und Leute näher kennenzulernen und seine eigene Meinung zu reflektieren. Kommunikation ist ein weiteres immens wichtiges Tool, was ich erst während meines Austausches richtig kennengelernt habe. Erst durch diese lassen sich Missverständnisse aus dem Weg räumen und andere Meinungen wirklich verstehen.
Aber zurück zu der entscheidenden Ausgangsfrage: Wer bin ich jetzt?
Nun ja, ich bin natürlich noch immer der Gleiche wie vorher, aber mit einem weitaus größeren Verständnis für andere Lebenseinstellungen. Ich bin weltoffen und höchst motiviert, noch mehr von unserer Welt kennenzulernen. Zurzeit, wie soll es auch anders sein, befinde ich mich für ein weiteres Jahr im Ausland. Dieses Mal mache ich allerdings keinen Schüleraustausch sondern ein Freiwilliges Soziales Jahr beim Goethe-Institut in China. Des Weiteren bin sicherer im Umgang mit anderen Menschen und Kulturen geworden. Selbstverständlich bin ich wie vermutlich jeder, der einige Zeit im Ausland gelebt hat, selbstbewusster, selbstsicherer sowie eigenständiger geworden. Meine Hobbys habe ich beibehalten, perfektioniert und um weitere Interessen ergänzt. Jetzt und in meiner Zukunft möchte ich weiterhin möglichst international leben und versuchen, die Welt ein Stück weit besser verstehen zu können. Ich urteile nun über andere Länder, aber auch über andere Sichtweisen im eigenen Land, weniger schnell, wodurch ich offener und aufgeschlossener gegenüber neuen Ansichten geworden bin.
Mein Auslandsjahr beschreibe ich immer gerne mit dem Satz „Exchange isn’t a year in your life, it’s a life in a year“. Diesen Text möchte ich aber mit einer anderen Erkenntnis beenden, die ich an dieser Stelle noch passender finde: „It is not good or bad, it is just different!“