Ein Bekenntnis

Ich muss etwas gestehen. Politik interessiert mich nicht. Ich habe keine ernstzunehmende politische Meinung. Weil ich mir nicht erlaube eine zu haben, weil ich es heuchlerisch finde, eine Meinung zu etwas zu haben, von dem man keine Ahnung hat.

Dass es so etwas wie eine Europawahl gibt und sie diesen Juni stattfindet, habe ich erfahren, als youthreporter.eu mich angeschrieben und gefragt hat, ob ich nicht darüber berichten möchte. Ich fand die Aktion interessant und hab erst mal nachgeforscht, wovon ich denn eigentlich berichten sollte. Jetzt weiß ich es und trotzdem muss ich zu meiner Schande hinzufügen, dass mich das Thema persönlich nicht übermäßig interessiert.

Meine Begründung dafür: Politische Entscheidungen betreffen mich zwar, aber ich kann keinen Einfluss auf sie nehmen, mich selbst nicht einbringen und nichts ändern wenn mir mal was nicht gefällt. Da alles was bestimmt wird, so und so gilt, reicht es mir auch, die Entscheidungen der Politiker zu akzeptieren. Wer mir sagt, dass ich ja durch meine Kreuze an der Regierung mitwirke, dem stimme ich prinzipiell zu, denke aber: Im Endeffekt ist es mir egal wer gewählt wird, jeder hat Vor- und Nachteile und Wahlversprechen werden selten gehalten. Ich bin in dieser Beziehung stark von meinen Eltern geprägt, ich sehe bei ihnen, wie sich Politik auf die durchschnittliche Bevölkerung auswirkt: zu oft negativ. Ich habe ihre Meinung in vielen Punkten übernommen ohne sie zu hinterfragen.

Das ist ein schändliches Geständnis für eine Abiturientin und die Bestätigung des Klischees, dass sich junge Menschen nicht in dem Maße für Politik interessieren, wie sie es sollten. Aber ich bin kein Einzelfall. In meinem Umfeld kann man die Leute, die von der Europawahl wissen, sich dafür interessieren und ernsthaft daran teilnehmen wollen, an einer Hand abzählen. Woran das liegt? Wer es weiß, melde sich bitte bei mir!