Eigentlich sollte ich weiter tschechisch lernen
Warum ich eigentlich keinen großartigen Internetauftritt mit dem Anfang meines Freiwilligenjahres machen wollte, aber das "Aber" dazwischen kam und wie es aussieht. Eine 641 Wörter lange Beschreibung.
„Eigentlich“ ist ein schönes Wort, das nicht nur die perfekte Zusammenfassung meiner stets unsicheren Persönlichkeit darstellt, sondern auch die existentielle Basis des folgenden Blog-Eintrages bildet. Denn eigentlich hatte ich nie vor, mich dem urmenschlichen Bedürfnis nach weitreichender Kommunikation unterzuordnen und Sklave meines Sendungsbewusstseins zu werden. Eigentlich lehne ich das Öffentlichkeitsstreben ab, das meistens auftritt, sobald man, ungleich der knappen Mehrheit seiner Altersgenossen, Zeit im Ausland verbringt. Und by the way, eigentlich sollte ich jetzt an meinen Tschechisch-Hausaufgaben sitzen.
Aber nun ja, dennoch sitze ich am Laptop und pfeile an den passenden Ausdrücken, um meinen Sinneswandel halbwegs rational und menschlich verständlich auszudrücken. Es folgt eine systematisch gegliederte Argumentation:
Zum einen habe ich gerade nichts mit meiner Zeit anzufangen außer tschechisch zu lernen. Aber so kurz nach Mitternacht hat meine Motivation dazu den Aufzug in Richtung Erdkern genommen. Und ich möchte mich nicht zum tausendsten Mal über den hohen Schwierigkeitsgrad dieser Sprache beschweren. Tue ich jetzt aber trotzdem (man merke, ich bin ein wenig kompliziert.) Aber die Aussprache! Verdammt! Wieso klingt bei den Tschechen diese Konsonatenhäufung so einfach und gut und bei mir so, als würde aus meinem Hals gleich ein Fellknäul seinen Sprung in die Welt machen. Und damit ist die Aussprache immer noch nicht richtig. Und spätestens bei einer solchen Konzentration an Frustration würde ich jedem in Gesicht schlagen wollen, der sagt „Sehe es doch als Herausforderung!“. Ja, das ist es. Aber umso mehr ist es eine Notwendigkeit für mich geworden. Einheimische reagieren unterschiedlich auf dich abhängig davon, ob du sie mit „Hello“ oder „Dobrý den“ ansprichst. Selbstverständlich. Nicht, dass die Prager komplett unfreundlich zu Touristen sind, aber man merkt, vorsichtige Versuche in tschechisch zu kommunizieren werden gebührend anerkannt.
Bitte entschuldigt diese Abschweifung. Ich verliere mich gerne in meinen eigenen Worten. Vermutlich kann man meine Liste schlechter Charaktereigenschaften mit "Egozentrik" weiterführen. Aber nun zurück zur (vermeintlich) rationalen Argumentation: Es wissen viel zu wenige über den Europäischen Freiwilligendienst. Und nein, bitte versteht mich jetzt nicht als Möchtegern-Weltretter, der versucht seine schmerzlich unwissenden Mitmenschen über die unendlichen Möglichkeiten des Lebens aufzuklären. Ich finde es halt einfach schade, dass so wenige Jugendliche von der Möglichkeit wissen, finanziell gut gefördert ein Auslandsjahr verbringen zu können. Unabhängig von Studium, Noten und der maternalen Brieftasche. Dabei ist Au Pair oder FSJ total „in“. Und wo wäre FSJ geiler als im Ausland? Genug Angebote gibt es, besonders für deutsche Jugendliche. Man muss nur wissen, wie und wo man sucht. Und wie es überhaupt so abläuft und aussieht, damit man auch die besorgteste Mutter überzeugen kann. Naja, zugegebenermaßen auch kein tatkräftiges Argument für das Starten eines Blogs, weil man das auch googlen kann, ohne sich erst einmal durch die typisch deutschen Alltagsnörgeleien einer 18-jährigen durchscrollen zu müssen. Nun schwingen wir elegant zum dritten Argument!
Irgendwie macht das Spaß, sich die Seele aus dem Leib zu schreiben. Natürlich ist mir bewusst, dass das hier vielleicht auch Menschen lesen. So Menschen, die irgendwie einen fetten Rechtschreibfehler in das Suchfeld eingegeben haben und dann irgendwo ich rauskam. Herzlichen Glückwunsch! Nur für euch halte ich mich in meinen krankhaft verzweigten und teilweise (ein wenig Selbstbewusstsein darf man sich doch lassen) unverständlichen Erzählungen zurück. Ich schreibe allgemein gerne und viel, wie ihr seht, und stelle mir dann manchmal auch selbst die Frage, ob mein kommunikatives Öffentlichkeitsstreben nicht auch eine Form des Teilens von positiven Emotionen ist. Und dann denke ich wieder an meine unterbewussten Ausgangsintentionen, die ich ohnehin nicht wissen kann, und merke, ich hab' viel zu viel Zeit.
Und ja, vermutlich ist dies der beste Zeitpunkt diesen ohnehin viel zu langen Text zu beenden.
Aber lasset mich zuletzt noch selbst ein kleines und einleuchtendes Fazit ziehen, weil ich unmessbar hoher Wahrscheinlichkeit die Einzige bin, die den Sinn dieses Eintrages versteht. Eigentlich schreibe ich gerne. Deshalb tue ich das jetzt und hoffe, dass ihr auch in einer vertrackten Art und Weise den Spaß mit mir teilt. Also, viele weise und schöne Momente in dem kommenden Jahr für euch und mich selbst!