EFD - Was ist das und wie kam ich dazu?
Erklärung und Beschreibung des Europäischen Freiwilligendienstes
"Und, was machst du jetzt nach der Schule?" Nachdem ich diese Frage, dir mir gefühlt alle 2 Tage von Verwandten, Freunden, Nachbarn und Bekannten meiner Eltern, die sonst keinen Gesprächsstoff mit mir hatten, gestellt wurde, statt dem üblichen ausweichenden "Ohh, ehm, ich will wahrscheinlich ein Jahr ins Ausland" (Nein, nicht Australien...) nun endlich mit einem stolzen, konkreten "Ich mache einen Europäischen Freiwilligendienst in Frankreich!" beantworten konnte, bekam ich als Reaktion meist ein baffes "Was ist denn das?". Au Pair, das kennt man, Work and Travel auch, also, so irgendwie, aber ein Europäischer Freiwilligendienst? Hört sich ja schonmal pompös an. Bedeutet das jetzt, EU-Flaggen-schwingend den europäischen Gedanken in die Welt hinauszutragen, Brexit und dem "Alles was die EU macht, ist den Krümmungswinkel von Bananen festzulegen"-Mythos trotzend?
Gekommen bin ich auf das Projektmodell durch die Kollegin meiner Mutter, deren Tochter ebenfalls einen EFD absolviert hatte. Im Gegensatz zu den meisten Wegen, ein Auslandsjahr zu machen, ist der EFD komplett kostenlos und nicht an irgendwelche Qualifikationen gebunden. Dazu kommt, dass der EFD die Finanzierung von Unterbringung, Verpflegung, Sprachkurs, Versicherung, Anreise und ein monatliches Taschengeld vorsieht. Man muss zwischen 17 und 30 Jahren alt sein, das ist offiziell eigentlich schon alles. Einen EFD kann man in jedem europäischen Land absolvieren. In der Regel liegen die Projekte im sozial-kulturellen Bereich, das bedeutet Arbeiten mit beispielsweise älteren Menschen, Kindern, Behinderten, Obdachlosen oder Drogensüchtigen, in Museen, Freizeitzentren, Naturparks... Die Möglichkeiten sind schier endlos; Ich habe von anderen Freiwilligen von einem Job im Zirkus bis zum Jugendgefängnis wirklich schon alles mitbekommen.
Um sich für ein Projekt bewerben zu können, bedarf es als allererstes einer Sendeorganisation. Ich habe kurz entschlossen die gewählt, die mir die Tochter der Kollegin meiner Mutter empfohlen hatte (Via e.V.). Für das Anmeldeverfahren habe ich einen Fragebogen ausgefüllt, in dem ich meine favorisierten Gastländer, meine bevorzugte Arbeitsdomäne und andere Details, wie beispielsweise, ob ich eine Stelle auf dem Land oder in der Stadt bevorzugen würde, angab. Für mich stand als Gastland Frankreich auf Platz 1, danach folgte Italien und an dritter Stelle Malta. Glücklicherweise habe ich im Endeffekt auch meine erste Wahl bekommen, aber dazu später.
Auf Basis meiner Angaben schickte mir meine Organisation dann passende Projekte zu. Und gleich das Erste hörte sich extrem vielversprechend an. Ein Projekt in der Banlieue Besançons, der grünsten Stadt Frankreichs (Inzwischen weiß ich, dass das vor allem dem stadttypischen Regenwetter zuzuschreiben ist), mit ihrer großen kulturellen Vielfalt und verschiedensten, sehr interessant klingenden Arbeitsplätzen, durch die ich sowohl in die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, Älteren Menschen als auch in die Organisation kultureller Veranstaltungen und in die Promotion und Vermittlung des Europäischen Freiwilligendienstes involviert wäre.
Dann ging es ans Bewerbung schreiben, abschicken und Daumen drücken. Und schon wenige Tage später kam die Einladung zum Vorstellungsgespräch per Skype, und noch einmal 3 Tage später die Bestätigung: Ich war dabei!
Heute ist es beinahe 4 Monate her, dass ich meinen Freiwilligendienst angetreten habe, und ich kann mit Überzeugung sagen: Ich hätte keine bessere Wahl treffen können. Der EFD ist meiner Meinung nach die beste Möglichkeit, ein Auslandsjahr zu verbringen, sei es in Sachen Sprachfortschritt, finanziell gesehen oder auch im Hinblick auf Arbeitserfahrung und den eigenen Lebenslauf. Und nicht zu vergessen: Es macht unglaublich Spaß. Die Erfahrungen, die ich in den letzten Monaten gemacht habe, haben mich nicht nur in Sachen Zukunftsorientierung extrem weitergebracht, vor allem habe ich sie wirklich genossen. Die verbleibenden 7 Monaten möchte ich nun etwas genauer dokumentieren, beziehungsweise hier mit euch teilen, sei es, weil euch einfach interessiert, was ich gerade so treibe, oder weil ihr selbst nach Möglichkeiten sucht, eure eigene Antwort auf die elende "Und, was machst du nach der Schule?"-Frage zu finden.
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