Die Weihnachtsflat
Unsere Wohnung wird liebevoll als die Weihnachtsflat bezeichnet, warum, weshalb und wie es geschah lest ihr heute in meinem ersten Blogpost diesen Jahres. Außerdem berichte ich über meine kleinen Reisen in Ungarn, Deutschland und Tschechien
Es ist schon viel zu lange her, seitdem ich das letzte Mal für euch berichtet habe, wahrscheinlich werden alle meine Blogeinträge mit diesem Satz anfangen. Aber die Zeit kommt mir einerseits ewig vor, aber doch vergeht alles so schnell. Ich sehe so viel Neues und habe meine täglichen Abenteuer, da ist es manchmal ziemlich schwer Zeit für irgendwas zu finden.
Als allererstes möchte ich auf meine Titel eingehen. Ja, unsere Wohnung ist die Weihnachtsflat und sie hat auch allen Grund dazu, vor allem die Küche. Wir sind nämlich stolze Besitzer eines superschönen Weihnachtsbaums, der geschmückt auf dem Kühlschrank trohnt und auch immer noch steht, außerdem hatten wir alle einen Adventskalender, ganz tschechisch natürlich mit dem kleinen Maulwurf als Motiv und zu guter letzt einen selbstgemachten Adventskranz. Es war das erste Mal, dass ich einen Adventskranz gemacht habe, aber es hat erstaunlich gut funktioniert. Mit gesammelten Tannenzweigen, getrockneten Orangen und meinem guten alten Freund google konnte nichts schief gehen. Die Arbeit hatte sich auf jeden Fall gelohnt, denn die Freude meiner Mitbewohner war groß. Vor allem die von Kathi, die mir freudig um den Hals gefallen ist. Mit dem Weihnachtsbaum war die Sache dann schon etwas schwerer. Der Baum war mehr oder weniger ein Spontankauf, unglücklicherweise waren wir mit dem Rad unterwegs. Aber das hat uns nicht daran gehindert ihn zu kaufen, der Baum wurde kurzerhand mitsamt Topf in meinen Fahrradkorb gestellt und nach Hause gefahren. Ich hatte damit die Aufmerksamkeit aller Leute bei mir und meinem Baum, man sieht ja nicht jeden Tag einen Weihnachtsbaum durch die Gegend fahren. Auch die Aufhängung der Adventskalender ist eine Spezialanfertigung. Da wir nur 2 Haken, aber 4 Kalender hatten und in Betonwände leider keine Nägel rein zu bekommen sind, spannte sich ein Seilkonstrukt durch die Küche an der alle Adventskalender hingen. Auch ansonsten kam die Weihnachtsstimmung nicht zu kurz, seit etwa Mitte November wurden Weihnachtslieder gespielt und Lebkuchen aß ich schon seit Oktober (Ich esse sie immer noch). Die Abende an denen wir gemeinsam in der Küche sitzen, sind immer sehr schön. Es werden nicht nur Weihnachtslieder geträllert sondern auch Probleme besprochen und getröstet. Das gefällt mir sehr gut an unserer Flat, jeder hilft jedem und man versteht sich meist auch ohne große Worte. Hin und wieder gibt es natürlich auch Meinungsverschiedenheiten, aber das ist ganz normal.
Jetzt möchte ich von meinen Reisen erzählen. Angefangen hat es damit dass Kathi und ich Budapest bereist haben. Budapest (man spricht es übrigens Budapescht aus) ist eine supertolle und wunderschöne Stadt, das Flair ist unbeschreiblich dort. Alte Häusern reihen sich aneinander, teils sehr schön renoviert, teils halbe Ruinen. Doch genau das macht die Schönheit der Stadt aus. Unser kleiner Urlaub ging 4 Tage, da wir alleine 7 Stunden hin auch wieder zurück brauchten (ja das tschechische Bahnnetz ist so unglaublich toll). In Budapest selber haben wir noch eine Freundin von mir, die auch gerade ein EFD in Tschechien macht getroffen. Nachdem wir also unser Hostel gefunden hatten konnte der Urlaub beginnen. Wir teilten unsere Tage auf in die Buda- und Pestseite, also links und rechts von der Donau. Buda ist der hügelige Teil und wird durch die Kettenbrücke mit Pest verbunden. Auf den Gellérthügeln trohnt die Burgfestung und außerdem die Altstadt von Buda mit der Fischerbastei, dem Dreifaltigkeitsplatz und der Matthiaskirche. Von dort oben hat man einen wunderbaren Blick auf die Donau und Pest. Pest dagegen ist eher flach und an dem Ufer steht das atemberaubende Parlamentsgebäude. Es ist vor allem nachts sehr sehenswert, da es komplett beleuchtet ist. Das war auch das erste Gebäude in Budapest das ich gesehen habe nachdem wir aus der Tram ausgestiegen sind. Ab diesem Zeitpunkt war ich verliebt in diese wunderbare Stadt. Aber Pest hat mehr zu bieten als nur das Parlament, beispielsweise die große Markthalle, hier werden nicht nur Souvenirs sondern auch Lebensmittel verkauft, auch der Heldenplatz und die Synagoge sind sehenswert, aber besonders gefallen hat mir das jüdische Viertel, voll mit kleinen Cafes, Bars und Clubs. Ganz besonders interessant sind die Ruinenbars. Szimpla, die erste und nun bekannteste Ruinenbar in Budapest wurde 2004 eröffnete, sie fing als kleines Experiment an. Ein brökelndes, altes Gebäude ausgestattet mit lokalen Design und nicht zusammenpassenden Möbeln wurde Treffpunkt vieler junger Leute. Es ist heute genauso bekannt wie etwa das Parlament oder das Gellértbad.
Da Budapest aber nicht nur bekannt ist für Ruinenebars oder das Parlament, sondern ganz besonders für ihre Bäder, konnten wir uns es nicht entgehen lassen, eins davon zu besuchen. Wir entschieden uns für Rudas-Bad, es ist ein kleineres und unbekannteres Bad aus dem 16. Jahrhundert. Ganz früh morgens ist es am Besten, da es dann meist noch leer ist und man das ganze Bad praktisch für sich hat. Es gibt dort verschiedene Bäder mit unterschiedlichen Temperaturen, Saunen und ein Pool auf dem Dach mit einem spektakulären Ausblick auf die Donau. Das war wirklich eins der schönsten Erlebnisse in der Zeit in Budapest.
Nach Budapest begann auch schon die Saison der Weihnachtsmärkte, dieses Jahr waren es wirklich viele verschiedene. Es begann mit Brno, der zweitgrößten Stadt in Tschechien. In Brno waren wir eingeladen zu einer kleinen Abschiedsparty einer anderen Freiwilligen aus Frankreich, da ihr EFD nur 3 Monate ging wollte sie uns noch einmal wieder sehen bevor sie ging. Brno ist dafür dass es die zweitgrößte Stadt in Tschechien ist ziemlich klein. Aber es gab 5 kleine Weihnachtsmärkte in der Altstadt verteilt mit unterschiedlichen Themen. Zum Beispiel einen mit internationalem Essen oder ein anderer mit handgefertigten kleine Dingen. Außer dem Weihnachtsmarkt haben wir in Brno Teile einer alten Grabkammer oder mehr Knochenkammer gesehen. Die kompletten Wände bestehen hierbei aus Knochen und Schädeln. Interessant aber auch irgendwie ziemlich gruselig.
Auf geht’s zum nächsten Weihnachtsmarkt, nach Dresden. Dresden war nach über 3 Monaten mal wieder ein Trip in eine deutsche Stadt. Es ist so schön sich mit den Menschen normal unterhalten zu können, kleine Gespräche mit dem Verkäufer des Glühweinstandes führen oder einfach nach dem Weg fragen zu können. Das ist eine Sache die mir ziemlich zu schaffen macht in Tschechien. Da tschechisch nicht ganz so einfach ist, fällt mir eine einfache Konversation schon ziemlich schwer. Ganz besonders im Kindergarten finde ich das sehr schade, da ich mich nur wenig bis gar nicht mit den Kindern unterhalten kann. Natürlich verständigt man sich auch ohne Sprache, aber es ist einfach schöner wenn man die Sprache beherrscht. Deswegen ist mein Neujahrsvorsatz dieses Jahr tschechisch lernen, am Besten jeden Tag ein bisschen. So nun aber wieder zurück nach Dresden, Dresden ist wirklich ein wunderbare Stadt, auch im Winter. Mit dem Strietzelmarkt, der Frauenkirche und die Altstadt. Aber für mich war ganz besonders schön an diesem Ausflug, dass ich meine Großeltern, meine Tante und ihren Partner getroffen habe. Vertraute Gesichter und ein persönliches Gespräche können Wunder wirken. Danke nach Berlin.
Aber die Weihnachtszeit ist noch nicht zu Ende, auch Prag hat einen wunderbaren, zwar ziemlich vollen und bunten Weihnachtsmarkt zu bieten. Eigentlich war Prag nur ein kleiner Shoppingtrip für Weihnachtsgeschenke, aber wenn man schon da ist kann man sich auch gleich noch den Weihnachtsmarkt anschauen. Ganz traditionell mit heißem Honigwein und einem Trdelnik.
Und der letzte und natürlich allerschönste Weihnachtsmarkt, ist der Ludwigsburger Barockweihnachtsmarkt. Nach über 12 Stunden Fahrt mit Bus und Bahn, ist nach Hause kommen einfach ein wunderbar normales Gefühl. Im eigenen Bett schlafen, bekocht zu werden und einfach die Familie um sich haben. Ich habe Weihnachten in Deutschland gefeiert, was mir ziemlich wichtig war, weil Weihnachten ohne die Familie einfach kein richtiges Weihnachten ist. Aber auch ein paar Freunde und Nachbarn wurden besucht, die Zeit musste genutzt werden. Ob bei einem heißen Kakao bei den Nachbarn oder mit Lebkuchen im Krankenhaus, es war mir wichtig euch zu sehen.
Nach Weihnachten ging es aber schon wieder zurück ins gute alte Náchod. Mit meiner Freundin Lara im Gepäck wurde Náchod unsicher gemacht (oder auch nicht). Aber wir waren im Schnee wandern und haben es uns bei einer heißen Schokolade und Waffeln gut gehen lassen.
Silvester haben wir Freiwilligen dann alle zusammen gefeiert, es war interessant die Traditionen aus anderen Ländern kennenzulernen. In Spanien werden um Mitternacht 12 Trauben gegessen, für jeden Glockenschlag eine und man sollte rote Unterwäsche für Glück im nächsten Jahr tragen. In Belgien küsst man sich beim Glockenschlag um Mitternacht unter einem Mistelzweig und in Tschechien werden Linsen für finanziellen Erfolg gegessen. Aber natürlich durfte auch das Bleigießen aus Deutschland nicht fehlen. Um Mitternacht wurde angestoßen und mit einem kleinen Feuerwerk der Beginn eines neues Jahres gefeiert.
Bis zum nächsten Mal
Katrin
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