Die Uhren ticken in Frankreich schneller
Von meinem 20. Geburtstag, einem Ausflug nach Avignon und Busfahrern die ewig Zeit haben
Irgendwie kommt es mir so vor als würden die Uhren schneller ticken seit ich hier in Frankreich bin. Jetzt ist mein Geburtstag schon wieder zwei Tage her und bald fängt schon der Dezember an. Es geht wirklich unglaublich schnell.
Aber nun dazu was in den letzten zwei Wochen so passiert ist.
Im centre aéré hab ich mich jetzt so ziemlich an die Abläufe gewöhnt und auch an den Dienstagen und Donnerstagen wo es weniger konkrete Aufgaben zu erledigen gibt suchen wir uns jetzt einfach Beschäftigungen und müssen nicht mehr ständig fragen was wir denn machen könnten. Im Moment sind wir dabei die Bücher einzuschlagen und die Spiele auf Vollständigkeit zu prüfen und zu reparieren.
Und dann konnten wir jetzt auch noch einige neue Bücher und Spiele einsortieren. Letzten Sonntag wurde nämlich ein Flohmarkt zugunsten von Unicef veranstaltet und alles was die Leute nicht verkauften wurde ans Freizeitzentrum gegeben. Aber wir haben nicht alles behalten, denn das wäre zu viel gewesen, sondern noch was an eine Sozialstation abgegeben.
Mittwochs führe ich jetzt auch schon alleine Aktivitäten mit den Kindern durch. So habe ich mit den Kindern kleine Tischlaternen gebastelt, Window Color Bilder gemacht und letzten Mittwochnachmittag deutsche Spiele durchgeführt.
Letzten Dienstag war dann noch abends eine Aufführung zum Thema Kinderrechte im Kongresszentrum mit Tanzeinlagen und Liedern.
Und dann war Donnerstagabend große Küchenschlacht hier bei uns weil ich einige unserer Kollegen zum Essen eingeladen hatte um in meinen Geburtstag rein zu feiern. Ich habe so richtig schön schwäbische Spätzle mit Linsen und Saiten gemacht. Glücklicherweise hat mir Nikki, unsere Sprachlehrerin, das Spätzle schaben erspart weil sie eine Spätzlespresse hatte, weil für 14 Leute wäre das doch recht heftig gewesen.
Da ich allen aufgetragen hatte eine Vorspeise, ein Dessert oder was zu trinken mit zu bringen hatten wir jede Menge auf dem Tisch stehen und der Kühlschrank war rappelvoll. Es wurde echt ein schöner und lustiger Abend. Sogar mein Chef war da, weil wir mit ihm einfach per du sind und ein total entspanntes Verhältnis haben.
Um Mitternacht durfte ich dann die leckere Torte, die Vero mir gebacken hatte anschneiden und meine Geschenke auspacken. Natürlich blieb es nicht aus, dass ich von den Kosmetikartikeln von Occitaine etwas geschenkt bekam, da die ja hier hergestellt werden.
Und dann konnte ich noch das Päckchen von meiner Familie auspacke, wo ich lauter tolle Überraschungen fand. Jetzt hab ich endlich wieder leckeren Tee, selbstgemachte Marmelade und Plätzchen. Ich glaub der Rest hat gedacht hier in Frankreich würde ich das alles nicht finden, besonders als dann noch ein Nutellaglas heraus kam. Aber natürlich waren nicht nur Nahrungsmittel drin enthalten sondern noch andere Kleinigkeiten.
Vero schenkte mir noch Badekugeln, damit ich endlich baden kann, denn das will ich unbedingt da ich in Deutschland keine Badewanne hatte.
Am nächsten Morgen dann böses Erwachen, denn es sah furchtbar aus in unserer Wohnung, vor allem ein Berg von dreckigem Geschirr, denn wir ohne Spülmaschine natürlich von Hand abwaschen mussten.
Aber viel räumten Vero und ich nicht mehr auf, denn wir wollten noch nach Avignon wo gegen Abend noch eine Hausparty von einem Bekannten von Selma, der deutschen aus Salon stattfinden sollte. Natürlich waren wir wieder spät dran und mussten auf den Bus rennen. Der Bus und wir sind einfach Erzfeinde. Dann hieß es erst mal vier Stunden Bus fahren und das fand ich echt nicht so toll an meinem Geburtstag. Das ist so ein bisschen der Nachteil an Digne, es fahren nur Buse und das auch nicht besonders oft und dadurch dauert alles ewig.
Aber Avignon entschädigte dann voll und ganz dafür. Wir betraten den Stadtteil innerhalb der Stadtmauer und waren gleich wie verzaubert. Avignon ist so total anders wie Marseille. Viel sauberer, nicht so ein hektisches durcheinander und Menschen die mir suspekt sind. Vero und ich liefen bis zum Palais de Papes, der einzigen Sehenswürdigkeit die mir in Avignon bekannt ist abgesehen von der Brücke. Es war so warm, dass wir dort auf dem Platz in einem Café draußen sitzen konnten, total genial. Danach schlenderten wir noch durch die Fußgängerzone, in der es viele nette Läden gab unter anderem einen Juwelier, der sehr außergewöhnlichen Schmuck herstellte, wo ich mir auch Ohrringe kaufte.
Dann tauchten auch endlich Selma und ihre Kollegen auf, wir gingen noch in eine Bar und anschließend zu der Hausparty. Ich fands erst nicht so toll, weil die Leute da alle nicht so mein Ding waren und war froh dass ich schon am Abend vorher Geburtstag gefeiert hatte.
Als dann Alison, eine EFDlerin aus Avignon mit ihrem Freund und einer weiteren deutschen Freiwilligen Ronja auftauchte war es dann schon cooler. Ronja kannte ich noch nicht und ich unterhielt mich total gut mit ihr und wurde auch gleich eingeladen, dass ich gerne nächstes Mal bei ihr Schlafen kann. Das ist etwas, was ich so genial finde, jeder Freiwillige hat einfach seine Tür offen für andere die vorbei kommen wollen.
Am nächsten Morgen, war ich Frühaufsteher dann wieder vor allen anderen wach und schlich mich schon mal aus der Wohnung um auf den heute eröffneten Weihnachtsmarkt zu gehen und Geschenke zu kaufen. Der Weihnachtsmarkt war schon ganz anders als die deutschen Weihnachtsmärkte, weil es einfach andere Spezialitäten zu kaufen gab, wie eben Nougat und Lebkuchen in riesigen Stücken wie Käselaibe oder die Zuckerfrüchte. Ich war echt sehr erfolgreich und traf mich dann wieder mit den anderen in einem Café für ein spätes Frühstück. Zufällig waren wir noch auf zwei Mädels aus Salon gestoßen, die Selma kannte und die auch mitkamen. So hatten wir dann ein multikulti Frühstück mit Leuten aus England, USA, Irland, Deutschland und Frankreich. Ein schöner Abschluss, denn danach schlenderten Vero und ich noch einmal über den Weihnachtsmarkt, sahen die riesige aufgebaute Miniaturlandschaft im Rathaus, mit Figuren hier aus der Region und dann fuhr auch schon unser Bus nach Hause. Der Busfahrer erkannte uns sogar wieder und wir waren auch für den Großteil der Fahrt die einzigen Gäste. Da wundert es mich nicht wenn der Bus nur drei Mal am Tag fährt. Tja aber bei der Pünktlichkeit würde ich auch nicht unbedingt Bus fahren. Erst waren wir nämlich zu früh dran worauf sich der Busfahrer erst Mal eine Raucherpause gönnte und dann kamen wir am Ende zu spät an. Nicht sehr logisch. Und der Anschlussbus war ebenfalls zehn Minuten zu spät.
Heute waren wir dann ziemlich lange damit beschäftigt das Chaos in unserer Wohnung zu beseitigen, aber jetzt ist glaube ich wieder alles an seinem Platz und ich bin fix und fertig.