Die schönsten Orte Südenglands – Eastbourne
Im vierten Teil der Serie werfen wir einen Blick auf ein weiteres Seebad an der Südküste Englands, welches kontrovers bewertet wird – und das nicht aufgrund der Stadt an sich.
In einigen Augen gilt Eastbourne als eines der schönsten Seebäder entlang der englischen Küste – andere nennen Eastbourne hämisch „gods waiting room“. Dazu gleich mehr. Auf den ersten Blick machte Eastbourne auch für uns einen guten und vor allem gepflegten Eindruck: Es gibt eine breite Promenade, mit Palmen bepflanzt, die sich, parallel zum sauberen Kieselstrand, entlangzieht. Ein riesiger Sturm vor etwa 40 Jahren hat genau diese Promenade samt Bepflanzungen stark zerstört und sorge für eine umfangreiche Neuanlegung des Weges. Von dieser Promenade aus hat man einen prachtvollen Blick auf einen gut instandgehalten Pier, welcher seit 1872 weit ins Meer hinausragt. Allerdings befindet dieser sich weiterhin in den Restaurationsarbeiten, da ein Brand 2014 das Hauptgebäude zerstörte – trotzdem kann man den Pier betreten. Folgt man der 5 Kilometer langen Promenade in östliche Richtung so kommt man zu dem „wish tower“ – den größten Martello Turm, der je in England gebaut wurde und das Ziel hatte französische Truppen abzuschrecken. Es gibt in England insgesamt 14 Martello Türme, das sind breite Türme, die zur Defensive ausgerichtet sind und in England um das 19. Jahrhundert errichtet wurden. Als weiteren Schutz gegen mögliche Feinde gab es die Festungsanlage „redoubt fortress“, die um 1810 errichtet wurde und ebenfalls eine weitere Abwehrmöglichkeit gegen gefürchtete napoleonische Angriffe errichtet wurde. Heute dient das Fort als Militärmuseum. Von Furcht oder Angst ist aber in Eastbourne seit langem nichts mehr zu spüren: Erst kürzlich wurde Eastbourne zum „friendliest resort“ in England gewählt. Zurecht, denn Eastbourne macht mit seinem gepflegtem Kieselstrand, den vielen Blumenbeeten und makellosen weißen Fassaden einen sehr friedvollen Eindruck. Und dieser Eindruck passt vor allem zu den Einwohnern dieser Küstenstadt, denn ein Großteil der Bürger befindet sich meist im Rentenalter – der Grund weshalb böse Zungen Eastbourne als „gods waiting room“ betiteln. Aber nicht nur Rentnern können an diesem Ort glücklich werden: Aus sämtliche Prominenz aus aller Welt suchte Eastbourne auf: Charles Dickens nutzte Eastbourne als Kurort nach einer schweren Krankheit , Friedrich Engels verbrachte hier über 10 Sommerurlaube, und auch Karl Marx, Bernhard Shaw, Lewis Carroll besuchten die Stadt. Neben einem Spaziergang an der Promenade lohnt sich auch ein Ausflug zu den im Westen gelegenen Kreideklippen das Kap „beachy head“. In bis zu 170 Meter Höhe ragen schroffe weiße Kreidefelsen in den Himmel – der in der Nähe stehender Leuchtturm wirkt mit seinen 50 Metern dagegen wie ein Zwerg. Eastbourne ist zwar besonders beliebt bei Senioren, Sprachschülern und Tagungsgästen, aber auch allemal für Touristen zu empfehlen, die gerne für einige Stunden „einfach mal abschalten“ wollen. In der nächsten Reihe der „schönsten Orte Südenglands“ beschäftigen wir uns mit einer Organisation, die an ganz vielen verschiedenen Orten in ganz England präsent ist und einen sehr wichtigen Beitrag leistet, dass das kulturelle Erbe Englands nicht verfällt.