Die NATO - Sicherheitsgarant in einer globalisierten Welt?
Die Globalisierung hat nicht nur Facebook, weltweite Fastfood-Ketten oder internationale Austauschprogramme hervorgebracht, sondern vor allem eines: Komplexe transnationale Beziehungen. Internationale Organisationen wie die Vereinten Nationen, die Europäische Union oder halt eben die NATO versuchen diese zu regulieren und zu institutionalisieren. Bedeutet das aber wirklich mehr Sicherheit in der Welt?
Vor uns sitzen fünf hochrangige Offiziere, allesamt in tarnfarbenen Uniformen und mustern uns streng. Uns, die Teilnehmer*innen des Defense and Dialogue in Eastern Europe-Kongress ( http://www.eadsociety.com/defence-dialogue-eastern-europe-2017/), hauptsächlich Politikstudenten, verunsichert die militärische Strenge ein wenig. Hier werden die aktuellen Verteidigungsstrategien der NATO erläutert, beispielsweise die Stationierungen von NATO-Soldaten im Baltikum, in Polen und Rumänien. Diese bilden eine Verteidigungszone, einen Puffer, der uns schützen soll. Und die Bedrohung? Russland.
Tatsächlich bot die damalige UdSSR auch den Grund zur Gründung der NATO: 1949, nach der Spaltung Deutschlands in West- und Ostdeutschland, zeichneten sich bereits die zwei großen Blöcke ab, die den kalten Krieg bestimmen sollten. Auf der einen Seite der "Westen", die USA und Kanada, sowie das westliche Europa. Doch bereits mit der DDR, Polen und der Tschechoslowakei beginnt ein anderes politisches System, eine andere Ideologie und eine andere Lebensrealität. Die Bedrohung durch die expandierende UdSSR und die Verteidigung freiheitlicher und humanistischer Werte lässt den Westen näher zusammenrücken und mündet im Nordatlantikpakt, abgekürzt NATO.
Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion "siegt" der Westen, das kapitalistische System scheint alternativlos und insbesondere die ehemaligen Blockstaaten haben ein großes Interesse daran, sich dem prosperierenden Lebensstandard des Westens anzuschließen. So kam es zur Osterweiterung, die vor allem mit den Beitrittsbemühungen seitens der Ukraine oder Georgiens Moskau erneut verärgerte. Trotzdem schlossen sich 1999 die Tschechische Republik, Polen und Ungarn der NATO an, und wurden gleich darauf mit der ersten internationalen Krise konfrontiert: Dem Kosovo-Krieg.
Zu den Hauptprinzipen der NATO gehört es, die Sicherheit und Souveränität ihrer Mitgliedsstaaten zu wahren, damit bedeutet ein Angriff auf ein NATO-Land einen Angriff auf alle Mitglieder: Das sorgt indirekt für Frieden, da ein feindlicher Angriff relativ kostspielig werden würde und höchstwahrscheinlich nicht von Erfolg gekrönt wäre. Dadurch dass NATO-Truppen zentral koordiniert werden, und trotzdem von allen nationalen Regierungen und lokalen Administrationen unterstützt werden, ist die Kriegsführung sehr effektiv und die Reaktionszeit gering.
Die momentane Bedrohung scheint wieder vom Osten auszugehen, insbesondere und der Krise in der Ost-Ukraine und durch die anhaltenden Atomraketen-Tests Nordkoreas. Das sorgte auch zum militärischen Ausbau der Puffer-Zone vom Baltikum bis zum Balkan, was Russland wiederum als offensiv auslegt - dabei ist die NATO ausdrücklich ein Defensivbündnis.
Aber seit 1949 hat sich viel in der Welt getan, man spricht längst nicht mehr von klassischen Eroberungen und von Krieg zwischen Nationen um Territorium. Hybrid Wars, höchst intelligente Kriegsführung, die sich optimal an jede Situation anpassen kann, mit geringen Mitteln betrieben werden kann und einen Staat von innen heraus aushöhlen kann. Beispiele hierfür sind unter anderem die internationalen Hackerangriffe wie durch WannaCry, die in der Ukraine weite Teile der Infrastruktur lahmlegten oder die Umsiedlungsprogramme, wie sie z.B in Lettland stattfinden, wo inzwischen circa 30% Russen leben.
Auch klare Feindbilder gehören der Vergangenheit an: Russland anzuschwärzen, wie es in den westlichen Medien schnell gemacht wird, dient nur der Polarisierung und dem Populismus, drückt aber nicht die Komplexität der globalen Situation aus. Oftmals stecken organisierte Gruppen hinter Hackerangriffen oder Fake News, manchmal auch einzelne Personen oder aber Staaten.
Die NATO versucht mit diesen neueren Entwicklungen mitzuhalten und unsere Sicherheit weiterhin zu garantieren, trotzdem wird es immer wichtiger, dass jeder einzelne von uns sich gegen gezielte Falschinformation wappnet, Medien hinterfragt und den Dialog sucht.