Die Irische Sprache
Kulturelles Erbe oder tote Sprache?
Die Gälische Sprache entstand in Irland und war ursprünglich nur dort verbreitet. Sie dehnte sich später auf die Insel Man und nach Schottland aus. Aus diesem Grund bestehen heute drei gälische Sprachen: Das Irische Gälisch, das Schottische Gälisch und das Manx Gälisch. Diese drei Sprachen teilten sich erst im Mittelalter und sind ähnlich geblieben, eine Verständigung zwischen den Sprachen ist allerdings nicht möglich.
Die gälischen Sprachen wurden alle nach und nach verdrängt. Erstmals kamen im 8. Jahrhundert andere Sprachen mit dem Einfall der Wikinger nach Irland. Diese beeinflussten die Sprache zwar eher in geringem Maße, allerdings wurde so aus einem komplizierten Altirisch das leichtere Mittelirisch wurde.
Entscheidender für die Entwicklung der Sprache war allerdings der Einfall der Normannen im Jahr 1169. Ab diesem Zeitpunkt wird von Frühneuirisch oder Klassischem Irisch gesprochen. Obwohl anfangs große Unruhen, auch wegen der fortgesetzten Anwesenheit der Normannen, herrschten, ist diese Periode von sprachlicher Stabilität und literarischer Blütezeit geprägt.
Das Irische blieb deshalb erst einmal die verbreitetste Sprache, nur für administrative Zwecke wurde bis zum 14. Jahrhundert das Französische verwendet. Englisch begann sich durch die Neuen Siedler um Dublin und Wexford durchzusetzen.
Im 16. Jahrhundert wurden viele englische und schottische Farmer planmäßig in Irland angesiedelt. Dies änderte zunächst nicht viel an der Sprachsituation. Die Unterschicht war meist von der irischen Sprache geprägt, die Oberschicht von beidem, Irisch und Englisch.
In dieser Zeit begann allerdings, der Anteil der Irisch sprechenden Oberschicht zu schrumpfen, da in Folge politischer Unruhen die Reste des alten, irischen Adels aus dem Land flohen. Dadurch wurde die Sprache komplett verändert. Hier ist der Beginn des Neuirischen oder Modernen Irisch anzusetzen.
Seit dem frühen 17. Jahrhundert wurde die Sprache durch das Englische verdrängt, da Englands Vorherrschaft sich etabliert hatte. In den, nach 1830 eingeführten englischen Schulen, war es verpönt Gälisch zu sprechen.
Nach der großen Hungersnot von 1845-1848 wanderte zu dem ein Großteil der gälisch sprechenden Landbevölkerung aus, sodass die Sprache nahezu ausstarb.
Nur in abgelegenen Gebieten, an denen das Britische Regime kein großes Interesse hatte, blieben daher Sprachinseln übrig. Diese liegen weit auseinander, und werden heute "Gaeltacht" genannt.
Trotz der starken Förderung der Sprache im unabhängigen Irland (Irisch ist offizielle Staatssprache neben Englisch) blieb Irisch als Umgangssprache nur in den „Gaeltachtaì“.
Heutzutage allerdings, scheinen die Iren sich wieder ihrem Erbe zuzuwenden. In vielen irischen Kindergärten und Schulen wird Irisch als Unterrichtssprache oder –fach gelert. Nach einer Volkszählung von 2011 wurden mehr als 1.7 Mio. Irisch-Sprecher (41 % der Bevölkerung) registriert. Im Jahr 2007 wurde Irisch-Gälisch auch offizielle Arbeitssprache der EU.
Des Weiteren findet sich die Irische Sprache stark im Alltag des Landes wieder. Alle Orts- und Straßenschilder sind nicht nur auf Englisch, sondern auch auf Irisch geschrieben und teilweise werden Nachrichten auf Irisch im Radio und Fernsehen übermittelt. Gedenktafeln, offizielle Dokumente und Gesetzestexte müssen zudem neben der englischen Fassung auch auf Irisch verfasst werden.