Die Bedeutung und Entwicklung von Medien in Irland
Der steinige Weg zur heutigen Pressefreiheit
"An Account of the Chief Occurrences in Ireland" war die erste, regelmäßig erscheinende Zeitung in Irland und brachte ihre erste Ausgabe im Jahr 1659 raus.
Das irische Mediensystem, wie es heute existiert, entsprang allerdings den Jahren 1922 und 1923. In diesen Jahren gründete sich das Land nach einem Bürgerkrieg neu, als „New State“.
Während des irischen Unabhängigkeitskrieges (1919-1921) waren Zeitungen der Zensur der britischen Regierung unterworfen. Während dieser Zeit gab es zwar vereinzelte revolutionäre Propagandamedien, wie den „Irish Bulletin“, herausgegeben von der Irish Republican Army (IRA). Trotzdem wurde der Großteil des Pressemarktes von konservativen Stimmen dominiert, welche gegen eine Unabhängigkeit waren.
Der Bürgerkrieg zwischen Konservativen und Republikanern sorgte im frühen zwanzigsten Jahrhundert für eine Polarisierung der Medienlandschaft. Sowohl von der Regierung finanzierte Zeitungen, wie "An Saorstat" oder "The United Irishman", als auch Blätter von der radikal-republikanischen Seite, wie "The Fenian", "Eire" und "Poblacht" machten in dieser Zeit den Umlauf.
Die neue, irische Regierung erkannte nach dem Bürgerkrieg die Rolle der Zeitungen im Prozess der Meinungsbildung schnell und leitete umgehend Zensurmaßnahmen ein, ähnlich wie die Briten zuvor.
Häufig wurden Redakteure nun dazu angewiesen von keinerlei politisch besonderen Ereignissen zu berichten, um deren Bedeutung zu schwächen.
Auf der anderen Seite nutzten republikanische Kräfte ihre para-militärische Macht um Zeitungsmacher einzuschüchtern. Dies führte im besten Fall zu einer stärker differenzierten Berichterstattung, im schlimmsten Fall jedoch zu einer erzwungenen, unkritischen Übernahme der Ereignisse.
Diese Situation führte zunehmend zur Unzufriedenheit in der Bevölkerung, die sich in ihren Rechten beschränkt sah. So wurde 1922 die Redaktion des regierungsnahen "Freeman's Journal" gestürmt, die Druckerei zerstört sowie ein Großteil der bereits gedruckten Exemplare der Zeitung verbrannt.
Das Medium Radio wurde in Irland verhältnismäßig spät populär. Während es in Großbritannien bereits seit 1922 den Radiosender BBC gab, wurde das Radio erst an Neujahr 1926 nach Irland gebracht. Das erste Programm, was ausgestrahlt wurde, war die Rede des zukünftigen Präsidenten Douglas Hyde in der neu gegründeten Dublin Broadcasting Station. Dennoch erlangte der Radiosektor in Irland nie die gleiche Bedeutung in Sachen politischer Diskurs, wie die Zeitungslandschaft. Deren ideologische Fragmentierung wurde durch die Gründung von "The Irish Press" im Jahr 1931 weiter vorangetrieben. Erst während des zweiten Weltkriegs entdeckten irische Politiker das Potenzial des Radios, um die über die Welt verteilten irischen Auswanderer zu erreichen und die Situation in Nordirland zu thematisieren. Neben kommerziellen und staatlichen Radios begannen Piratensender bis in die 1980er Jahre eine entscheidende Rolle als Alternativmedien zu spielen.
Ende der 1950er Jahre erlangte das Fernsehen die Aufmerksamkeit der breiten Massen. Die Popularisierung des Mediums erfolgte jedoch in Nordirland durch den Start von BBC Northern Ireland (1953) und der kommerziellen Alternative Ulster Television (1959), die beide auch in der irischen Republik empfangen werden konnten.
Irland zog 1961 durch die Gründung der gebührenfinanzierten Fernsehanstalt Radio Éireann Authority nach, die 1966 in Radio Telefís Éireann umbenannt wurde.
Im Verlauf der 1960er Jahre formten sich immer mehr Arten des Fernsehens. Auch wenn die Verbreitung von Nachrichten weiterhin der vorrangige Zweck des Fernsehens war, etablierten sich auch Unterhaltungsprogramme. Trotzdem waren auch zu dieser Zeit die irischen Medien nicht zensurfrei. Als es Ende der 1960er Jahre zu Gewaltausbrüchen in Nordirland kam, wurde die Ausstrahlung von sensiblem Material untersagt, was erst Mitte der 1990er Jahre geändert wurde.
Die 1980er und 1990er Jahre brachten schließlich die Diskussionen über die Medienmacht und –Regulierung in Gang.
Insbesondere die zwei Zeitungshäuser, "The Independent" und "The Press" und deren Diversifizierungsstrategien gerieten ins Zentrum der medienpolitischen Debatten.
Im Zuge des „Celtic Tiger“- Aufschwungs begann eine Periode des Publizierens unzähliger neuer Titel, was die Aufmerksamkeit einiger britischer Verlage weckte.
Seit dem Niedergang der einst meinungsstärksten irischen Zeitung „Irish Press“ im Jahr 1995, beschränken sich die meisten medienpolitischen Debatten auf Irlands größten Mediakonzern „Independent News&Media“.