Die Arbeit im Kindergarten
Über den Alltag mit den Kindern
Mojn alle zusammen! (Nicht wundern: hier in Dänemark schreibt man Moin wirklich mit j!)
Ich bin Friederike und betreue diese Woche unseren Blog. Wie die anderen fünf Mädels arbeite ich auch im Kindergarten und zwar bei den ganz Kleinen in der Krippe. Was sich vielleicht super entspannt anhört, kann manchmal ganz schön anstrengend sein. Das fängt schon morgens an, wenn man den Kindergarten betritt und mit Kindergeheul empfangen wird. Dann will auch schon gleich mindestens ein Kind etwas von einem (Spielen! Vorlesen!) während man ein anderes Kind davon abhalten muss, sich in eine lebensgefährliche Situation zu bringen, weil Stühle einfach keine Turngeräte sind, was die meisten Kindern aber nicht davon abhält trotzdem drauf zu klettern. Wenn dann erstmal genug gespielt wurde, gibt es Frühstück. Das bekommen die Kinder von den Eltern in ihrem Brotkasten mit. Während des Essens muss dann erklärt werden, dass das Wasser im Becher zum Trinken da ist und man es nicht auf dem Tisch verteilen und darin rumplanschen soll. Bei vielen Kindern muss man auch viel Überzeugungsarbeit leisten, damit sie Brot und Belag gemeinsam essen, denn die meisten Kinder sind der Meinung, dass das Brot nur zur Zierde da ist. Einige wollen ihr Brot auch gar nicht essen und benutzen Wurst, Käse und Co. als Peeling und Haarkur zugleich. Und dann gibt es natürlich auch viele Kinder, die ordentlich ihr Brot essen und denen man nicht mehr viel sagen muss.
Nach dem Frühstück schlafen die Kinder, was ja auch in Kindergärten in Deutschland üblich ist. Jedoch schlafen die Kinder hier in Dänemark draußen im Kinderwagen, auch wenn es schon etwas kälter wird, so wie jetzt im Herbst. Während der Mittagspause geht es etwas ruhiger zu und man hat auch mal Zeit mit den anderen Erzieherinnen zu reden und sie kennenzulernen. Bald wachen dann aber auch die ersten Kinder wieder auf und irgendwann ist dann auch mal die Freiwillige mit Windeln wechseln dran. Aber auch das Wickeln lernt man schnell. Nach einem zweiten Essen geht es dann - je nach Wetterlage - nach draußen oder es wird drinnen weitergespielt. Draußen baut man unter anderem dann mit den Kindern zusammen im Sandkasten, wobei die Hauptaufgabe der Kinder darin besteht, die Sandburgen und Sandkuchen mit einem Grinsen wieder zu zerstören. Ansonsten Rutschen oder Schaukeln die Kinder total gerne; beim Schaukeln ist die Aufgabe eines Freiwilligen auch ziemlich klar: Anschubsen bis der Arm weh tut oder die Kinder keine Lust mehr haben. Letzteres kommt aber eher selten vor.
Doch all diese anstrengenden Situationen mit den Kindern - sei es beim Spielen, Essen oder Wickeln - machen die Kinder selbst wieder wett, allein schon durch ein kleines Grinsen. Wenn sie lachen müssen, wenn man Grimassen schneidet oder sich einfach freuen wenn man kommt, vergisst man das Andere schnell. Außerdem empfinde ich es als Privileg bei einem kleinem, aber wichtigem Teil der Entwicklung dabei zu sein. Wenn ein Kind anfängt seine ersten wackeligen Schritte zu machen oder die ersten Wörter spricht, macht einen das einfach glücklich und man kann sich tagelang darüber freuen.
Von den Kindern kann man auch viel lernen. Die Größeren versuchen einem schon einmal ein paar dänische Wörter beizubringen, wenn sie merken, dass man kein Dänisch kann. Und von den Kleineren habe ich ziemlich schnell gelernt, dass man sich auch an den einfachsten Dingen freuen kann. Die Kleinen können immer und immer wieder das gleiche Spiel spielen oder das gleiche Lied singen und haben auch Spaß daran einfach nur mit einer Spielzeug-Kuh durch den Raum zu rennen. Vielleicht sollte man sich auch als "Große/r" ab und zu daran erinnern.
Außerdem zeigen einem die Kinder jeden Tag wieder, dass man sich Zeit lassen sollte. Wenn es nach daußen gehen soll, müssen die Kinder Matschhose, Regenjacke und Gummistiefel anziehen. Gerade bei den Kleineren kann das auch mal länger dauern und man ist versucht ihnen zu helfen, damit es schneller geht. Aber dann habe ich mich gefragt: Warum denn? Der Spielplatz draußen läuft nicht weg und ob die Kinder in einer oder fünf Minuten draußen sind, macht auch keinen Unterschied. In einigen Situation kann man sich natürlich nicht so viel Zeit lassen (zum Beispiel beim Überqueren der Straße, aber auch da machen die meisten Kinder keine Anstalten sich zu beeilen), aber ich versuche im Alltag öfter mal daran zu denken.
God weekend og farvel!
~ Friederike
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