Dialogue and Defense in Eastern Europe- NATO erleben!
Wie kommen eigentlich Entscheidungen in der internationalen Politik zustande? Welchen Einfluss haben Bürger darauf? Wen diese Fragen interessieren oder wer die Diplomatie als zukünftiges Berufsfeld anstrebt, ist auf einer NATO-Simulation genau richtig!
Vom 31.Juli bis zum 5.August fand in Bukarest, Rumänien, die "Dialogue and Defence in Eastern Europe"-Konferenz statt, mit einer anschließenden Simulaltion der NATO, alles organisiert von der EAD Society ( http://www.eadsociety.com/defence-dialogue-eastern-europe-2017/). Neben Simulationen der Vereinten Nationen oder dem Europaparlament bieten NATO-Simulationen einen besonderen Einblick in die Schnittstelle von internationaler Politik und dem Militär.
Dresscode Business – Das war für mich erstmal ein kleiner Schock, immerhin war ich schon fast zwei Wochen auf Reise, und das mit Handgepäck. Glücklicherweise ist es für Mädchen doch noch etwas einfacher, schick auszusehen, eine dunkle Strumpfhose und ein schwarzer Rock lassen sich mit jedem Oberteil kombinieren Aber das zeigt deutlich, auf welchem Level der Professionalität sich diese Veranstaltungen bewegen: Hier werden die Diplomaten von Morgen ausgebildet.
Zunächst werden die Delegationen gebildet, die in unserem Fall aus den NATO-Staaten und den östlichen Partner-Staaten bestanden. Jede dieser Delegationen besteht aus dem Botschafter, dem Militär-Minister und dem Außenminister, die die Interessen ihres Landes vertreten sollen. Meistens werden die zu vertretenden Länder ausgelost, und so wurde ich zusammen mit zwei rumänischen Studentinnen in die Delegation Litauens geschickt, in der ich die Rolle des Botschafters einnehmen durfte. Ein Land zu repräsentieren, in dem ich noch nie war und auch leider nur sehr wenig über seine Geschichte und Kultur weiß, war zunächst nicht leicht, aber andererseits ist auch eine einmalige Gelegenheit, eine völlig neue Perspektive auf Politik zu gewinnen.
Je nach Position (Botschafter oder die jeweiligen Minister) versammelt man sich dann in einzelnen Komitees und nun beginnen die Diskussionen: Zu aktuellen Themen werden politische Richtlinien entworfen, so diskutierten wir zum Beispiel in zwei Runden über nationale Stabilität stärken und über gezielte Desinformation und Propaganda – Was kann die NATO dafür tun? Wir orientieren uns größtenteils an politischer Bildung, an der Stärkung von bereits vorhandenen nationalen Institutionen und der Demonstration von Wehrhaftigkeit, im Falle eines drohenden Konflikts mit Russland.
Von der Rhetorik her kam in mir manchmal die Angst vor einer baldigen Konfrontation mit Russland auf – Gerade auch aus der Sicht des baltischen Staates Litauens, der sich durch russische FakeNews und Truppenbewegungen nahe der Grenze stark von Russland bedroht fühlt, und auf die Unterstützung der NATO-Alliierten angewiesen ist. Was mir aber auch bewusstgeworden ist, ist dass, auch wenn die NATO natürlich ein militärisches Bündnis ist, es dennoch nur dem Frieden dient. Es ist tatsächlich auch eines der Grundprinzipien der NATO, defensiv zu sein und keinen Angriffskrieg zu starten. Außerdem bewirkt ein so großes Bündnis, dass ein Krieg viel zu kostspielig und risikoreich für alle Parteien wäre und so abschreckend wirkt auf potentielle Angreifer.
Anschließend an die Diskussionen besuchten wir noch die NATO Militärbasis in der Nähe Bukarests, wo uns hochrangige internationale Offiziere in die militärischen NATO-Strategien und zukünftige Missionen unterrichteten. Eine völlig andere Welt als die akademische und liberale Atmosphäre der Universität!
Am nächsten Tag wurden dann versucht, einen Konsensus zu finden, was selbstverständlich bei so unterschiedlichen Interessen nahezu unmöglich ist! Nach langen Diskussionen über einzelne Formulierungen, sogar Wörter, konnten wir dennoch einen Entwurf anfertigen, auf den wir uns alle einigen konnten. Dieser wurde dann von uns Botschaftern feierlich ratifiziert. Und genauso funktioniert Policy-Making auch in der NATO, ohne große demokratische Einflussnahme von Bürgern, hier entscheiden nur die Staatschefs und das unter den vereinbarten Verträgen.
Die NATO-Simulation hat nicht nur Spaß gemacht, Veranstaltungen dieser Art dienen auch wunderbar zum Networken, man trifft inspirierenden Menschen und übt sich in einem sehr formellen Englisch - Für Politikinteressierte nur zu empfehlen!