Der verschlafene 17.Mai
Hennchen ist noch immer auf Reisen: dazu nutzt sie die letzten Wochen ihres EVS. Aber das ist gar nicht schlimm, denn im August fängt sie an Musik zu studieren – in Oslo.
Am 16. Mai schliefen wir erst einmal lange aus. Da ich aber nicht so lange schlafen konnte, wie das die beiden Männer können, und mich die Sonne, wenn sie ja mal scheint, aus dem Bett treibt, machte ich mich auf den Weg zum Brötchenholen. Aufs Fahrrad und ab den Berg runter, ohne funktionierenden Bremsen. Ich kaufte uns eine Wanderkarte von den Lofoten, die wir vielleicht besser schon in der vorigen Woche hätten kaufen sollen. Danach war ich dann noch in der Bäckerei - ich vermiss die deutschen Bäckereien, dunkle Brötchen, Sauerteigbrot, Brezeln,... aber es sind ja nur noch drei Wochen. Das ist der Hammer! Und nur noch zwei Wochen arbeiten!
Nach langem leckeren Frühstück machten wir uns auf den Weg auf den Berg. Der Aufstieg war viel steiler, als ich den von den Bergen auf den Vesteralen kenne, aber wir waren auch viel schneller oben. So eine klasse Aussicht! Am Abend saßen wir gemütlich zusammen, aßen leckeres Essen und spielten Rommé. Es war wie früher auf Amrum. Wir gingen um 12 ins Bett, aber schliefen nicht so gut, weil man die Hütte nicht abdunkeln konnte.
Am 17. Mai frühstückten wir wieder gemütlich. Sehr gemütlich und sehr ausgiebig - vielleicht etwas zu ausgiebig. Gegen 13 Uhr machten wir uns auf den Weg in die Stadt. Uns kamen mehrere Norweger entgegen. Die waren total ordentlich gekleidet, die Frauen in blauen Nationaltrachten, die Männer in Anzug und an jedem Haus hing eine Flagge. Als wir am Marktplatz ankamen bauten sie gerade die Bühne ab. Tja zu spät. Typisch Heni. Alle hatten zu mir im Laufe des Jahres gesagt, dass der 17.Mai etwas ganz besonderes sei und ich das ja dann erleben würde,... für mich und meinen Bruder und meinen Vater war es ein ganz normaler Tag. Aber wir aßen Softeis. (Norwegisches Eis schmeckt nicht, das ist zu süß!) Hat nicht mal ein Italiener Lust in Sortland eine Eisdiele aufzumachen? Naja, der würde vermutlich pleite werden, obwohl, die Norweger essen und trinken ja auch im tiefsten Winter eisgekühlte Speisen und Getränke! Am Abend wurde mein Bruder noch mit einem Burger und Pommes zufriedengestellt und um 21 Uhr gingen wir auf die Hurtigrute und fuhren nach Hause. Jedes Mal ist es wirklich jetzt ein „Nach-Hause-kommen-Gefühl“, wenn ich in Sortland wieder ankomme. Aber das ist ja bald vorbei. Dass macht mich etwas nervös.
Aber es ist jetzt eigentlich fast alles sicher: Ich fange im August in Oslo an Musik zu studieren. Darauf freue ich mich. Weil so bleibe ich doch in Norwegen. Nur eben an einem Ort, in dem etwas mehr Menschen wohnen, es einen ZARA und besseres Wetter gibt und man im Sommer auch nachts schlafen kann, weil es dunkel wird! Ich glaube deswegen, dass mein Abschied hier nicht so schwer sein wird.