Der erste Monat - amüsant, gruselig, interessant
Eine Zusammenfassung der ersten paar Wochen in Belgien.
Nach fünf Wochen fange ich endlich an und schreibe meinen ersten Blogeintrag.
Juhu! So ist es einfacher für mich mit euch in Verbindung zu bleiben und allen zu erzählen, was ich hier erlebe.
Bisher gefällt mir Namur äußerst gut und ich bin sehr zufrieden mit dem Projekt und den Menschen. Mit meiner sehr netten Nachbarin und Projektpartnerin, die auch aus Deutschland kommt, verstehe ich mich sehr gut und wir unternehmen viel gemeinsam.
Die Angestellten im Altersheim sind stets gut gelaunt, freundlich und haben Spaß an ihrem Job. Das kommt auch bei den Bewohnern an, die mit Freude an den Aktivitäten teilnehmen und unsere Gegenwart sehr schätzen.
Auch die Alzheimer- und Demenzpatienten erinnern sich beim Singen an die Lieder aus ihrer Jugend und sind glücklich, wenn sie bei Ratespielen etwas beitragen können und eine kleine Schokolade gewinnen.
Der einzige negative Punkt ist das schlechte Essen, über das sich auch die Bewohner regelmäßig beschweren. Glücklicherweise gibt es aber seit dieser Woche einen neuen Koch und somit Hoffnung.
Die langen Montag- und Mittwochabende in der Sprachschule zehren zwar oft an den Nerven, aber der Unterricht ist recht einfach und macht "Spaß". Ich habe jetzt schon den Eindruck, dass mein Französisch sich verbessert hat.
Auch in meiner Freizeit habe ich viel erlebt, neues probiert und neue Orte entdeckt.
Die Altstadt von Namur in der wir uns nie verlaufen haben und die schönen Deko- und Haushaltswarengeschäfte zum Beispiel, die die teuren Supermärkte wieder kompensieren.
Bisher hatten wir Glück und es war immer etwas los, wenn wir in der Innenstadt waren. Der Höhepunkt der Veranstaltungen war natürlich die "Fête de la Wallonie". Das war ein großes Volksfest in der Stadt, was alljährlich Mitte September stattfindet und eine Mischung aus Stadtfest und Fasching ist.
Es wird mit vielen Konzerten überall in der Stadt und Unmengen des lokalen Likörs "Peket" 4 Tage lang exszessiv gefeiert. Danach ist die Stadt wieder ruhig und alles geht zum Alltag über.
Kulturell haben wir sonst auch einiges unternommen, sind in ein Kunstmuseum gegangen und waren beim internationalen Filmfestival für frankophone Filme (FIFF auf französisch). Im barocken Theater haben wir uns zwei sehr gute Filme angesehen und später auch einen etwas kuriosen ägyptischen Film auf arabisch über einen Mann, der in seine Ziege verliebt ist.
Auch in der Natur gibt es viel zu sehen. Vor zwei Wochen haben wir sonntags einen Herbstspaziergang durch den Wald in einem Dorf in unserer Nähe gemacht, aus dem dann aus Versehen eine Wanderung wurde, weil wir Pfeilen gefolgt sind, die uns circa 10 km weit bis fast wieder nach Hause geführt haben. Schön war dieser sonnige Herbsttag trotzdem.
Kulinarisch war das Essen bisher lecker bis etwas sonderbar. Die Leute in Namur essen zum Beispiel "pêches au thon" ( Thunfisch mit Dosenpfirsichen!!!!) und "tarte au sucre" ( Mürbeteigboden mit riesiger Schicht aus weißem Zucker) und natürlich Schnecken, die ich aber noch nicht probiert habe.
Das klingt erstmal ziemlich ekelhaft, aber es gibt auch echte Delikatessen, wie zum Beispiel die Muscheln, die hier mit ausgezeichneten Pommes gegessen werden. Außerdem die extrem leckeren Waffeln, die überall in der Stadt an kleinen Ständen verkauft werden und "tarte au riz" ( ein Kuchen mit Milchreis und Vanillepudding gefüllt).
Soviel dazu. Nun folgt der etwas aufregendere, gruselige Teil: Letzten Sonntag bekam ich Besuch von zwei lieben Freundinnen (S. & A.) aus der Heimat. Wir haben einen schönen Tag zusammen verbracht, gemeinsam gefrühstückt und ihnen die Stadt gezeigt. Dazu gehört natürlich shoppen und Waffeln essen. Anschließend sind wir abends auf die Zitadelle hoch gefahren.
Diese hatten wir zu zweit schon in einer der ersten Wochen erkundet und die Aussicht auf die Stadt ist einzigartig. An diesem Oktobertag war es sehr grau, kalt und windig und die gesamte Stimmung war gruselig und hat perfekt in den Herbst gepasst. Nachdem wir auf den verschiedenen Ebenen der Zitadelle unterwegs waren und einige gute Fotos geschossen haben, wollten wir uns auf den Rückweg zum Parkplatz machen.
Leider mussten wir entdecken, dass alle Wege nach draußen versperrt waren und, dass selbst die furchterregenden Tunnel aus dem 17. Jahrhundert verschlossen waren.
Es wurde dunkel und kalt und wir versuchten über den Zaun zu klettern, mussten aber leider feststellen, dass dahinter immer eine hohe Mauer oder ein unüberwindbarer Abgrund war. Einige Zeit später, fanden wir ein Haus auf dem Grundstück vor, in dem Licht brannte und ein Fernseher lief. Wir klingelten, aber leider bellte nur ein ziemlich großer, aggressiver Hund und niemand machte die Tür auf.
Letzlich blieb uns nichts anderes übrig, als die Polizei zu rufen, die uns dann nach einer weiteren halben Stunde Wartezeit den Hausmeister vorbeischickte. Als er uns endlich "befreite", waren wir alle sehr erleichtert und sind erstmal etwas essen gegangen.
Soweit, sogut dieses Wochenende ist eher ruhig(, aber dafür waren wir Kürbissuppe essen) und ich freue mich schon auf mein Seminar nächste Woche in einem kleinen Dorf hier in der Nähe, wo wir viele andere Freiwillige kennenlernen werden.
Bis bald und viele Grüße aus Namur!