Der Berg ist halb erklommen
Mein erster Blogbeitrag zu meinem Leben hier - nach gut 6 Monaten in den Niederlanden
Hoi Allemaal!
Ich heiße Nele und verfasse nun tatsächlich zum ersten Mal in meinem Leben und nach mehr als sechs Monaten in Amsterdam meinen ersten Blogbeitrag.
Ich kann es selbst kaum glauben, dass ich nicht viel früher auf die Idee gekommen bin, meine Liebe zum Schreiben auf diese Art und Weise auszuleben. Ich glaube, hätte eine gute Freundin von mir, die ich hier kennengelernt habe, mir nicht begeistert davon erzählt, hätte ich mir immer noch keinen Account erstellt, aber hier bin ich nun – voller Elan und Tatendrang!
Aber wer bin ich überhaupt? Wie schon oben erwähnt, heiße ich Nele und ich komme aus Frankfurt am Main. Ich absolviere dank der Organisation „Aktion Sühnezeichen“ mein FSJ in der Niederlande, genauer gesagt in der wunderschönen Stadt Amsterdam. Ich wohne zwar in Amsterdam, arbeite aber in Haarlem bei „Stem in de Stad“. Abseits meiner Arbeit mache ich super gerne Sport und spiele auch schon seit der dritten Klasse Fußball, lese, schreibe und bastele gerne und lerne auch immer gerne neue Leute kennen, oder treffe mich mit Freunden. Und ab heute versuche ich mich auch mal ein bisschen am Bloggen.
Da ich noch komplett neu auf dem Gebiet bin, dachte ich mir ich handel mal entgegen all meiner Gewohnheiten, und schreibe beziehungsweise blogge einfach mal drauf los, anstatt – wie ich das sonst tun würde- mich erstmal auf die Recherchearbeit zu stürzen , ganz nach dem Motto „Was ist wichtig bei einem guten Blogbeitrag?“ Ich merke einfach, wie gut es mir tut, endlich mal wieder ein bisschen was von der Seele zu schreiben, und ich werde diesen Blog wahrscheinlich wie ein Tagebuch nutzen. Auch, wenn ich sonst ein super ordentlicher ( jedenfalls was meine Aufgaben, die abseits der Zimmerordnung liegen, betrifft) und strukturierter Mensch bin, werdet ihr bei meinen Blogbeiträgen wahrscheinlich vergeblich nach Struktur und Ordnung suchen. Ich schreibe einfach mal drauflos und gebe mich ganz dem Schreibfluss hin- eben wie Tagebuchschreiben.
Wo fange ich denn am besten an? Ich habe das Gefühl, dass sich die Schönheit, Importanz und Größe der letzten 6 Monate unmöglich in diesem Blogbeitrag widerspiegeln lässt, aber ich dachte mir, ich starte einfach mal mit ein paar Lieblings- Momenten/Dingen usw. um euch auf eine gewisse Art und Weise die Möglichkeit zu geben, in meine Welt eintauchen zu können.
Fangen wir doch einfach mal ganz Klischeehaft mit meinem Lieblingsmoment in Amsterdam an. Klingt ja eigentlich nach einer einfachen Frage oder? Ich muss leider sagen, dass ich in den letzten Monaten so unglaublich viele, wunderbare Eindrücke sammeln konnte, dass ich das keinesfalls auf nur einen Moment runterbrechen könnte. Ich versuche es mal ein bisschen präziser auszudrücken. Kennt ihr das, wenn ihr in einer Situation verharrt und just in dem Moment realisiert, dass sich gerade alle perfekt zusammenfügt und man einfach bedingungslos glücklich ist. Man bekommt dann dieses wohlige Gefühl in seinem Bauch, dass den ganzen Körper durchströmt und muss unwillkürlich lächeln. Von diesen Glücksmomenten hatte ich hier während meines Aufenthaltes wirklich viele. Das können große Dinge sein, wie wenn ich auf der Arbeit ein Event organisiere ( das war natürlich ganz am Anfang, als Corona „größere“ Events noch zugelassen hat), wenn wir unser Bergfest feiern und den ganzen Abend ausgelassen tanzen, singen und die Welt für einen Moment stillsteht ( Man klingt das kitschig, aber es ist einfach so), wenn wir alle zusammen um 11.11Uhr anstoßen und dann zu Karnevals/Faschingsmusik ( ob es nun Karneval, Fasching oder doch Fasnet heißt- darüber scheiden sich bis heute die Geister in unserer Gruppe) abrocken, oder, wenn wir alle zusammen an unserem ersten Abend ins „Hummus Bistro“ ( unglaublich empfehlenswertes Restaurant) einkehren und den Anfang unseres „neuen Lebens“ gebührend mit Pita und Hummus feiern. Das können aber auch nur kleine Dinge, wie die letzten Sonnenstrahlen, die man noch einfängt, wenn man nach der Arbeit an die Gracht hetzt, gutes Essen, dass man gemeinsam mit seinen Freunden kocht, der erste Schnee in Amsterdam, wegen dem man auch auf den Grachten „schaatsen“ ( Schlittschuh laufen) konnte, sowie schöne Blumen, die man sich am schnuckeligen Blumenstand an der Ecke kauft, sein.
Lange Rede kurzer Sinn: Ich habe nicht nur einen Lieblingsmoment, sondern unglaublich viele. Das Leben hier in Amsterdam mit meinen Freunden macht mich einfach glücklich, oder um es im Niederländischen zu sagen, es ist einfach nur heel mooi!
Bei der Wahl meines Lieblingsortes hier in Amsterdam bin ich dafür deutlich eindeutiger. Und zwar ist das ganz klar unsere kleine Badestelle, in unmittelbarer Nähe zum Studentenwohnheim. Auf dem Steg tummeln sich immer Student*innen und es gibt andauernd was zu entdecken, angefangen bei hartgesottenen Niederländer*innen, die erstmal blankziehen und sich dann noch in das eiskalte Wasser wagen, um dort gemütlich ihre Bahnen zu schwimmen, über Musiker*innen, die durch ihre Trompeten/Gitarren/Trommelklänge eine nette Geräuschkulisse bieten, bis hin zu Sportler*innen, denen man bei ihren harten Workouts zuschauen kann, während man genüsslich an seinem Eis schleckt. ( Zugegeben eigentlich gehöre ich auch genau zu diesen Sportlerinnen, aber im Moment bin ich leider gerade in Zwangspause).
Ich liebe diesen Ort einfach, weil man sich immer geborgen und willkommen fühlt. Selbst wenn man sich einfach nur alleine ans Wasser setzt und das bunte Treiben beobachtet oder ein Buch liest, fühlt man sich nie einsam. Ich freue mich jetzt schon wie Bolle, wenn wir im Sommer unsere Abende immer am Wasser auf einer Picknickdecke und mit Karten ausklingen lassen können.
Da ich mich nun ja auch schon seit einem halben Jahr an der niederländischen Sprache versuche, darf natürlich auch mein absolutes Lieblingswort nicht fehlen. Ich muss sagen, dass ich generell einfach richtig am Fangirlen über die Sprache bin, aber meine 2 absoluten Favoriten sind einfach „hoor“ und „Even kijken“. Für das Wort hoor gibt es keine wirkliche deutsche Übersetzung, es bestätigt das Gesagte auf freundliche, ermunternde oder beruhigende Art. Ich liebe einfach alles an dem Wort. Der Klang, die Bedeutung- ich bin einfach hellauf begeistert. Für „Even kijken“ gibt es dafür eine deutsche Übersetzung, das bedeutet so etwas wie „mal sehen“ oder „eben schauen“. Niederländer*innen benutzen dieses Wort eigentlich in allen Lebenslagen, wenn sie dir irgendwas auf ihrem Handy zeigen wollen, wenn du eine Frage an sie hast, und sie noch überlegen, was die Antwort sein könnte oder wenn du sie fragst, ob sie heute Abend Zeit haben. Man kriegt das auch nicht aus ihnen raus. Ich wohne hier zwar in einer internationalen Wg, aber aufgrund von Corona haben wir auch 2 niederländische Mitbewohner*innen. Da wir eine internationale Wg sind, reden wir nur englisch miteinander, weil Teile meiner Wg kein niederländisch sprechen können. Meine niederländische Mitbewohnerin redet mit uns auch immer nur auf Englisch, außer beim „Even kijken“, da bleibt sie dann doch dem Niederländischen treu. Ich muss aber sagen, mir geht es bei dem Wort nicht so wirklich um die Bedeutung, sondern einfach um die Aussprache des Wortes, es klingt einfach so unglaublich niedlich- ich könnte mir das echt in Dauerschleife anhören.
Ich wollte eigentlich noch viel mehr Lieblingsdinge vorstellen, aber in Anbetracht der Tatsache, dass wir schon halb eins haben und ich morgen arbeiten muss und ich außerdem nicht weiß, ob es eventuell eine begrenzte Wörteranzahl gibt, habe ich mich dazu entschlossen, meinen ersten Blogbeitrag nun zu beenden.
Ich hoffe, ihr hattet Spaß beim Lesen und seid auf weitere Lieblingsdinge gespannt!
Tot ziens!
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