Das Museum des 2. Weltkrieges
Ein neues Museum eröffnet in Gdańsk und sorgt für Furore
Nach der Eröffnung des „Europejski Centrum Solidarności“ 2014, hat vor knapp 2 Wochen ein weiteres groß angelegtes und hochmodernes Museum in Gdańsk eröffnet. Das „Muzeum II Wojny Światowej“ möchte die Geschichte des zweiten Weltkriegs allumfassend darstellen.
Das Gebäude ist zu Fuß vom Hauptbahnhof erreichbar und liegt am Ufer der Mottlau. Schon von außen beeindruckt die Architektur des Museums. Die eigentliche Ausstellung befindet sich unter der Erde, während der Turm Veranstaltungsräume, Büros und Cafés beherbergt. Die Ausstellung zeichnet sich dadurch aus, dass besonders auf die Perspektiven der Opfer eingegangen wird. Man erfährt zum Beispiel, wie das alltäglich Leben eines Soldaten an der Front aussah, man sieht die Briefe an ihre Familien und verzierte Gegenstände, die Zeuge ihrer Langweile sind. Ein anderer Teil der Ausstellung befasst sich mit der frühzeitigen Beeinflussung von Kindern unter anderem durch Propaganda in Bilderbüchern (z.B. „Der Giftpilz“). Außerdem sieht man an vielen Exponaten, wie die Menschen sich in Zeiten, an denen es an allem mangelte, arrangierten. Das geht von Lebensmittelmarken aus vielen verschiedenen Ländern bis zu einem Hochzeitskleid aus Fallschirmseide. Beeindruckend ist, wie man einen Überblick über die internationale Situation in dieser Zeit bekommt, zum Beispiel in Japan, Litauen oder Griechenland. All dies sind nur einige Aspekte der Ausstellung, die sich auf 5000 Quadratmetern erstreckt. Zu einigen der im Museum behandelten Themen, wie der Solidarności- Bewegung, der Geschichte der Juden in Polen, dem Warschauer Aufstand oder der Westerplatte, gibt es jeweils eigenen Museen in Polen. Es ist schwierig, all diese Informationen mit einem Mal aufzunehmen. Ein oder mehrere Besuch(e) des Museums sind darum sehr zu empfehlen.
Doch warum hat die PiS („Prawo i Sprawiedliwość“), also die regierende konservative Partei Polens, die Eröffnung des Museums lange hinausgezögert? Aus der Sicht der polnischen Regierung ist das Museum nicht patriotisch genug und die polnische Perspektive kommt neben der der anderen Länder zu kurz. Es wird mehr auf das Leiden der Zivilbevölkerung, als auf das heldenhafte Kämpfen der Soldaten eingegangen.
Von Beginn an versuchten Vertreter der PiS, das Personal in der Planung des Museums auszuwechseln. Der Museumsdirektor Paweł Machcewicz wurde nämlich noch von der vorherigen Regierung unter Donald Tusk eingesetzt. Außerdem sollte das Museum mit der Westerplatte-Gedenkstätte zusammengelegt werden (offiziell aus finanziellen Gründen). Somit hätte ein neuer Direktor berufen werden müssen und das Konzept hätte noch einmal im Sinne der Regierenden verändert werden können. Dies wurde allerdings durch einen Gerichtsbeschluss verhindert. Die Zukunft des Museums in seiner jetzigen Form ist ungewiss, der Kulturminister versucht jetzt wohl das Museum finanziell auszutrocknen. Die BesucherInnen kommen seit der Eröffnung allerdings zahlreich, sodass es an Wochenenden durchgängig ausverkauft ist.
Quellen und Artikel zum weiterlesen:
http://www.muzeum1939.pl/en/museum/programmatic_premises/mission_and_purpose