Das Heimweh schleicht sich so langsam wieder ein...
Heimweh-Woche
Montag:
Der Tag startete mit schlechter Laune, wieso weiß ich nicht. In der Nursery war es soo toll wie noch nie, und die Kinder heiterten mich richtig auf. Nachdem ich aufgeheitert war und weiter zum After-School-Club bin, wurde ich irgendwie noch weiter aufgeheitert…so was komisches aber auch. Ich habe mich sehr gut mit jedem unterhalten, Wer-wird-Millionär gespielt und festgestellt, dass die Reihenfolgen der möglichen Antworten A, B, C, D immer verschieden sind. Irgendwann haben wir aufgegeben und sind nach draußen, da es sooo schönes Wetter war. Ich glaube der Frühling ist da, obwohl ich es mich noch nicht richtig traue auszusprechen =)
Dienstag:
Am Dienstagmorgen war meine schlechte Laune wieder da und alles lief drunter und drüber. Wir hatten ein Meeting mit Alice. Gott sei Dank darf ich in Trowbridge in der Nursery bleiben, vielleicht wird der Tag getauscht, aber das ist mir ja egal. Leider konnte es Alice nicht lassen und hat nach unserer Wohnsituation gesprochen. Denn wir haben 3 große Schlafzimmer und 1 Abstellkammer, was unser 4. Zimmer darstellt, in welchem gerade Olga wohnt. Alice hat rumgeheult dass es doch soo ungerecht wäre, wenn sie das ganze Jahr über darin bleiben müsste und wir haben alle das große Zimmer. Meinen Einwand, dass ich mir mein Zimmer mit Bildern, Poster, Dekoration usw. zu „meinem“ Zimmer gemacht habe, schien sie nicht zu interessieren. Sie hatte noch die grandiose Idee, 1 großes Zimmer zu teilen…..nene. Der beste Einfall war jedoch: „Wieso macht ihr das Wohnzimmer nicht einfach zu einem Schlafzimmer, der Fernseher kommt in die Küche, das kleine Sofa und die Wäschetrockner in das kleine Zimmer?“….So ist es nun, und Olga wird anscheinend nächste Woche ins Wohnzimmer ziehen…..Wohnzimmer adé!
Dieses ganze Gespräch hat mich dann eher in eine depressive Stimmung gedrückt. Durch das Meeting war ich dann auch noch zu spät, habe den Bus verpasst, der nächste Bus ist erst gar nicht gekommen und als ich in Newbridge ankam hätte ich am liebsten anfangen zu weinen und wollte nur noch meine Mama. Becca war sehr verständnisvoll, hat sich mir als Zuhörerin angeboten und es war in Ordnung, dass ich eigentlich nicht wirklich gearbeitet habe. In denen 3 Stunden habe ich gegessen und zwei Schmetterlingsbilder für Kinder gemalt.
Becca gibt mir auch jeden Tag ein englisches Wort, das ich herausfinden muss was es bedeutet. Heute habe ich den Spieß rumgedreht und ihr ein paar deutsche Redewendungen beigebracht und sie war positiv überrascht, dass ich meine Sprache so „nice“ klingen lasse. Denn anscheinend denkt wirklich die ganze Welt, jeder Deutsche redet wie Adolf.
Da meine italienische „Freundin“ immer noch da war, bin ich eine Weile unten gesessen und habe mit den Enten geredet...mit irgendwas muss man ja dann mal sprechen. Danach habe ich nichts mehr gemacht, habe mich in mein Zimmer zurückgezogen und mit meinen Lieben geskypt und tatsächlich ging es mir danach wieder gut.
Mittwoch:
Ich liebe Trowbidge!
Selbstverständlich waren wieder meine Lieblinge Liam und Max da. Max kannte meinen Namen sogar immer noch. Bei Liam hieß ich nicht mehr Scarlett sondern heute hieß ich „Iva“ mit W…so süß der kleine Knuffel. Lincoln lacht auch immer mit mir und spielt mit mir, er kann aber urplötzlich total böse werden, versucht mich dann zu schlagen, zu treten und Dinge nach mir zu werfen. Ihn habe ich auch nicht so gerne wie die anderen, aber diese Kinder brauchen dann eben Erziehung.
Alles war toll bis auf das Mittagessen. Ich hatte ca. 5 geschnittene Karottenscheiben, 3 mini-Kartoffeln und verkochtes ungesalzenes Broccoli….ich bin fast verhungert. Das nächste Mal koche ich vor und nehme es mir dann mit. Sogar der Milchreis war `ne Lachnummer….wir hatten eine Kinderportion. Jedenfalls ist mein Rätsel über die englische Küche auch gelöst: In einem Buch „Wie füttere ich meine Kinder“ habe ich gelesen, dass gewürztes Essen in der frühen Kindheit angelernt wird und somit es total unnatürlich wäre, salzhaltiges essen zu wollen. Alle Köche: Schande über eure Eltern…wie konnten diese nur euer Essen so würzen, dass ihr euch dazu entschieden habt, Köche zu werden? Also manchmal bin ich hier echt sprachlos.
Wir waren heute wegen des warmen Wetters ziemlich lange draußen und ich habe jede Sekunde genossen, so sehr, dass ich fast Kim vergessen hätte Bescheid zu sagen, dass sie mich zum Bahnhof bringen muss.
Nach nun einem halben Jahr kann ich es immer noch nicht glauben, dass die Kinder so eine enorme positive Kraft auf meine Laune ausüben können.
Freitag:
Am Donnerstag war außer einem wunderschönen Spaziergang nichts Besonderes. Am Freitag war Becca nicht bei der Arbeit und somit war’s mit Meg und Molly richtig witzig. Hanna ist eine Volontärin, die nur als Volontärin gilt, damit sie noch mit 14 zum After-School-Club kommen darf. Nur sie hat eigentlich mit den Kindern gespielt (waren eh nur 7) und wir anderen 3 haben draußen Kuchen gegessen weil es sooo schönes Wetter war =)
Chiara war arbeiten, Halimata verschwunden und Olga war auch weg. Also war „Ina allein zuhaus“ und hat sich in ihr Bett gekuschelt und mal wieder Filme geschaut. Telefon klingelte. Ina ging ran. Stewart von der Rezeption. Ich hatte keine Ahnung, was er mir da eigentlich erzählt hatte. Nach 3-maligem Nachfragen sagte er dann nicht mehr verwirrend: Die anderen Freiwilligen sind da, komm runter und hol sie ab. Ich dachte ich spinne. Nun ist also die deutsche vom Mid-Term-Training von Cardiff hier und ich hab keine Ahnung und soll mich jetzt auch noch um sie kümmern? Bei einem Telefonat mit Halimata, habe ich nach 5 Minuten endlich mal verstanden, dass sie über das Wochenende nach Frankreich ging und dort bereits ist. Ich hatte mal wieder keine Ahnung. Dann bin ich ins Fitness-Studio gestürmt, habe Olga gesucht, gefunden und sie gebeten mit uns mitzukommen. Denn sie war immerhin die einzige die wusste, dass das Mädchen mit Mitbewohner eintrifft. Ich war ziemlich sauer und das gleiche galt für Chiara, die nach Hause kam und nix geschnallt hat.
Nun waren sie halt da. Malin aus Frankfurt und Aladdin aus Frankreich -> Eigentlich Marokko. Ich frage mich allmählich, ob es in Frankreich überhaupt noch Franzosen gibt, denn alle „Franzosen“ die wir hier kennen gelernt haben, sind aus Afrika.
Durch das ganze Hin und Her der Woche, hatte ich alles andere als Lust wegzugehen und blieb einfach Zuhause. Und was hab‘ ich gemacht? Genau, Filme geschaut. Um 00:00 Uhr, fast wäre ich eingeschlafen, klopft es an meine Tür. Noch bevor ich sagen konnte „Yes?“ ging die Tür schon auf und die Deutsche stand in meinem Zimmer. Aha. Dann wurde einfach auf mein Bett gesetzt, ein Bild von meiner Wand abgehängt, ein anderes runtergeschmissen, mein Schottland-Buch umgeworfen und das alles nur weil sie dachte, sie kenne eine Freundin von mir. Bis 02:30 haben wir geredet. Es war zwar ganz nett Deutsch zu plaudern, aber für mein Gemüt einfach etwas spät.
Die Woche war einfach etwas zu viel für mich und irgendwann lässt die Geduld und die Verständnis für „ungewöhnliche Dinge“ einfach nach. Die einzig positiven Dinge, über die ich mich wirklich gefreut habe, waren die Geburt von meiner Großcousine und ein Vorstellungsgespräch für die Ausbildung der Erzieherin.
Gott sei Dank bin ich in 1 Woche Zuhause und ich hoffe, dass ich dort so viel Spaß haben werde und Energie tanken, dass die nächsten 5 Monate reibungslos verlaufen!