Das Fest der heiligen Rosalia
Jedes Jahr vom 10. bis zum 15. Juli wird in Palermo das Fest der Feste, zumindest sehen die Palermitaner das so, zu Ehren der Schutzheiligen der Stadt gefeiert. Ich hatte das Glück genau in diesem Zeitraum in Palermo sein, um die Feierlichkeit miterleben zu dürfen.
Rosalia Sinibaldi, wie die Heilige geheißen haben soll, war nach einer Version der Legende eine Jungfrau, die um 1130 nach Christus in am sizilianisch Hof geboren wurde. Aufgrund der Aufstände durch die Normannen, musste sie die Stadt verlassen und zog sich in eine Höhle auf dem Monte Pellegrino, dem Hausberg Palermos zurück, wo sie sechs Jahre später im Jahr 1166 in Einsamkeit starb.
Im Jahr 1625, gaben zwei Männer an, den unverwesten Leichnamen Rosalias, welcher zudem mit einem Rosenkranz gekrönt war, gefunden zu haben, nachdem ihnen die Heilige persönlich erschienen ist, und sie zum Ort ihres Todes führte. Nach dem Fund wurde die Reliquie in die Stadt überführt, wo zur selben Zeit die Pest ihr Ende fand, weshalb Rosalia als Heilerin der Pest galt. Darauf hin wurde Rosalia zur Patronin der Stadt und 1630 durch Papst Urban heiliggesprochen.
Das Fest zu ihren Ehren wird am 10 Juli von einem Mädchenchor am Piazza Pretoria eingeleitet, dieser singt nur ein einziges Lied um Santa Rosalia zu ehren, welches von einer Lichtshow und an die Gebäude projizierten Bildern untermalt wird. Von diesem Zeitpunkt an ist der Silberschrein in der Kathedrale, in dem sich die Reliquie befindet, für die Öffentlichkeit zugänglich. In den darauffolgenden Tagen finden überall in Palermo Events statt, wie zum Beispiel kleine Märkte, Konzerte oder Volkstänze.
Der Höhepunkt des Festes fällt auf die Nacht vom 14. Zum 15.Juli. Die Stadt wird mit bunten Lichtern geschmückt, mehr noch, als an Ostern und an Weihnachten und nahezu alle Einwohner und die extra für die Feier angereisten Touristen, treffen sich auf den Straßen. Die meisten Frauen tagen Blumenkränze, wie es auch die Santa Rosalia getan haben soll.
Als erstes geht man zur Kathedrale, die ebenfalls in allen Farben des Regebogens angestrahlt wird, wobei eigentlich nicht das Gotteshaus das Ziel der Feiernden ist, sondern eine Nebenstraße, an dessen Ende der Schrein aufgebaut wird, an welchem gebetet und gewünscht wird. Die kleine Gasse ist komplett mit Lichterketten ausgehängt und da es eine gewisse Steigung gibt, wird das Gefühl vermittelt, zu etwas göttlichem empor zusteigen. Nachdem man den Schrein besucht hat, begibt man sich zum Foro Italico, der Grünfläche am Meer, wo man sich die Zeit bis Mitternacht vertreibt. Es gibt viele Stände an denen traditionell zum Fest Schnecken, gekochte Maiskolben und Süßigkeiten verkauft werden, außerdem wird getanzt und Alkohol getrunken. In diesem Zeitraum, gleicht das heilige Fest viel mehr einer wilden Party aller Altersklassen als einer religiösen Veranstaltung.
Sobald es auf Mitternacht zugeht wird ein riesiger Wagen, in Form eines Schiffes mit der Statur Rosalia die Hauptstraße „Corso Vittorio Emanuele“ zum Meer hinuntergefahren, wo sich alles Schaulustigen versammeln und dessen Ankunft erwarten. Wenn St. Rosalias das Foro Italico erreicht hat, beginnt ein fast 60-minütiges Feuerwerk mit musikalischer Untermalung und zwischendurch wird die Heilige immer wieder gelobpreist. Nachdem das Feuerwerk sein Ende findet feiern die Palermitaner noch bis spät in die Nacht und nutzen den offiziellen Feiertage, Freitag den 15. Juli, um den Schlaf nachzuholen.