Das Dorfleben in Griechenland und Deutschland
Welche Unterschiede ich beim Leben auf dem Lande in Griechenland und Deutschland feststelle.
Das Dorfleben in Deutschland war mir bekannt. Meine Schwester lebt in einem kleinen Dorf mitten zwischen den Wäldern wo man früh noch vom Krähen des Hahnes geweckt wird. Es ist ruhig und die Luft ist klar. Jeder kennt jeden und das wohl schon seit mehreren Jahrzehnten, denn die meisten Bewohner sind sehr alt. Die jungen Leute ziehen oft in die Städte, denn das Dorf bietet wenig Perspektiven für sie. Die Stadt hingegen Arbeit und Erlebnisreichtum. So ist die wohl größte Attraktion des Dorfes, der Spielplatz, meistens leer. Als ich nach Griechenland ging, wusste ich, dass ich in einem griechischen Bergdorf leben würde. Ich nahm an es sei wie in Deutschland: Nichts los. Doch als ich ankam bemerkte ich schnell- hier ist alles ganz anders. Kryoneri, mein Dorf hat 1000 Einwohner. Es gibt wahnsinnig viele junge Leute. Sie treffen sich um lateinamerikanische Tänze zu lernen. Feiern Partys. Spielen Fußball. Hier gibt es 4 kleine Supermärkte, eine Taverne, eine Apotheke, zwei Schulen, einen Kindergarten und 3 Cafés. In Deutschlands Dörfern sieht man meistens nur noch die langsam verblasenden Schilder der verlassenen Tante Emma Läden die schon lange dicht gemacht haben. In Kryoneri hat letztes Jahr ein neuer Laden eröffnet. Um in die Schule zu kommen muss man in Deutschland meistens ewig Bus fahren um in die nächstgrößere Stadt zu kommen und außer einer verrauchten Dorfkneipe gibt es meistens auch keine Treffpunkte für junge Menschen. Hier trifft man sich auf dem Fußballplatz, in der noch nicht mal ganz fertig gebauten Taverne oder im Jugendclub. Wie kommt es das die jungen Menschen in Griechenland auf dem Dorf bleiben? Meine Mentorin, die 14 Jahre lang in Deutschland gelebt hatte und dadurch das Leben in beiden Ländern kennt, erklärte mir den Unterschied. Die Landwirtschaft bietet den Menschen in Griechenland eine sichere Einnahmequelle und das 12 Monate im Jahr. In meiner Gegend sind es im Winter die Oliven und danach der Wein. Da man in Griechenland lediglich ein Jahr Arbeitslosengeld bekommt und danach keinerlei Unterstützung vom Staat, haben die meisten jungen Leute große Angst vor Arbeitslosigkeit und bleiben lieber in ihrem Heimatdorf um einen sicheren Job als Bauer zu haben. Aus diesem Grund heiraten viele auch in ihrer Heimat und so lebt hier teilweise schon die fünfte Generation. Es ist nicht so, dass in den Bergen der Bär steppt aber man merkt doch deutliche Unterschiede zum Dorfleben in Deutschland. Vieles spielt sich hier direkt im Dorf ab. So gibt es in der dorfeigenen Bäckerei jeden Tag frisches Brot und gerade erst hat sich ein byzantinischer Chor gebildet. Der Gemeinschaftssinn ist viel ausgeprägter und die Bewohner gestalten sich ihren Alltag aktiver als in Deutschland. Es ist faszinierend zu beobachten wie dann aber doch manche Dinge gleich sind- das jeder über jeden tratscht zum Beispiel ist wohl in Deutschland und Griechenland genau dasselbe.
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