Clowns und Gewalt?
In ganz Frankreich hört man momentan von den „Bösen Clowns“, die in den Städten ihr Unwesen treiben. Was genau hat es mit ihnen auf sich und wie gefährlich sind sie wirklich?
Clowns bringen Menschen und vor allem natürlich Kinder seit Jahrhunderten zum Lachen. Mit ihrem stark geschminkten Gesicht, ihrer roten Nase und den viel zu großen Schuhen sind sie im Zirkus, auf Kindergeburtstagen und zur Aufmunterung in Krankenhäusern zu finden. Sie sind tollpatschig, frech und alles an ihnen scheint übertrieben. Sie stolpern über ihre eigenen Füße, spielen anderen harmlose Streiche und treten partout ins Fettnäpfchen. Ganz im Gegensatz dazu steht, was momentan in Städten Frankreichs und der ganzen Welt vorgeht.
Neulich beim gemeinsamen Mittagessen mit den Kollegen hörte ich zum ersten Mal wirklich von den sogenannten „clowns méchants“. Vom Gespräch habe ich leider aufgrund von Müdigkeit und schneller französischer Sprache nicht wirklich viel mitbekommen, aber alle schienen ein bisschen beunruhigt. Als mich dann Fatima, eine Mitarbeiterin der Küche, nach dem Abendessen nochmal besonders dazu ermahnte, momentan abends immer gut auf mich aufzupassen, beschloss ich mich genauer zu informieren.
Ursprünglich kommt der „Trend“, der wohl zunächst auf dem Nachahmen von Figuren, wie zum Beispiel dem Joker (Batman) oder Pennywise dem Clown („Es“ von Stephen King), basierte, aus den USA und wurde über YouTube-Videos (http://www.youtube.com/watch?v=hHjGtBnSv50#t=16) zum Vorbild für Jugendliche in Frankreich. Sie verkleiden sich als Clowns und zwar nicht mit dem typischen, breiten Lachen im Gesicht, sondern mit richtig fiesen, angsteinflößenden Fratzen. So ziehen sie dann durch die Straßen und erschrecken nichtsahnende Passanten. Was nach einem Jugendstreich klingt, ist nicht so harmlos, wie es zunächst scheint. Inzwischen kam es auch schon zu wirklicher Gewalt, so schlug zum Beispiel ein Täter in Montpellier mit einer Eisenstange auf sein Opfer ein. Mit Axt, Messer und Schusswaffen (teilweise natürlich nur Attrappen!) gehen die Jugendlichen auf Jagd, versetzen die Menschen in Angst und rauben ihnen den Schlaf.
Dass das ganze sich seit Anfang Oktober bis jetzt immer weiter steigerte, lies mich nicht gerade mit großer Freude auf den Halloween-Abend hinblicken. Woher weiß ich, wer unter den tausenden Verkleideten harmlos, wer ein „Erschrecker“ und wer ein wirklicher Gewalttäter ist? Ich wollte mir die vielen Partys dann aber doch nicht entgehen lassen und machte mich mit einigen Freunden ins Zentrum Straßburgs auf. Und wirklich: zwischen all den Zombies, Leichen und Hexen waren wirklich viele junge Leute als böse Clowns verkleidet. Zum Glück machte ich am gestrigen Abend keine erschreckenden Begegnungen, aber allein die Ungewissheit über die Absichten der ganzen Feierwütigen reichte mir schon aus!
Und wie kann man dieser gefährlichen Modeerscheinung entgegenwirken? Der Polizei, die die ganze Situation übrigens extrem ernst nimmt, überlässt man das natürlich auf keinen Fall. Viel logischer: die Anti-Clowns schaffen eigenhändig (und oft mit echten Waffen!) Ordnung. Das führt nun dazu, dass die Polizei, als hätte sie nicht schon genug zu tun, sich gezwungen sieht, sowohl gegen die Clowns, als auch ihre Gegner, vorzugehen. Auch in Straßburg selbst wurden am Donnerstag zwei Clown-Jäger, mit Rasierklinge und ähnlichem bewaffnet, festgenommen.
Naja, zumindest hoffe ich, dass die fiesen Clowns genauso schnell wieder aus Medien und Wirklichkeit verschwinden, wie sie aufgetaucht sind, damit man wieder beruhigter durch die Straßen der französischen Städte laufen kann und natürlich damit Geschichten von Kultgestalten, wie dem dummen August, Kinder weiterhin zum Lachen und nicht zum Fürchten bringen!
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