Chinesische Frauen - wer sind sie?
Wer seid ihr? Mütter, Verkäuferinnen, Assistentinnen, Lehrerinnen, Krankenschwestern, Töchter, Studentinnen. Nein. Ihr seid Menschen: Vielfältig, kreativ und wunderschön.
Welche Stellung hat die Frau in China? Damit könnte man Bücher füllen. Ich belasse es erst einmal bei diesem Blogeintrag. Ich möchte versuchen meinen Fokus nicht auf meine persönliche Stellung als Frau, Blondine, Weiße, Ausländerin zu lenken. Anstatt dessen will ich reflektieren, wie ich die chinesischen Frauen wahrnehme. Dabei beziehe ich mich meistens auf chinesische junge Studentinnen, da ich mit dieser Gesellschaftsgruppe am engsten in Kontakt trete.
Ich habe die verschiedensten jungen Frauen kennenlernen können, ehrgeizig, mutig, witzig, wunderschön, aber auch unsicher und weniger selbstbewusst. Ich möchte einige Situationen beschreiben.
Wegen eines Uni-Projekts trat eine 26-Jährige mit mir in Kontakt. Sie ist schlank, hat lange schwarze Haare, trägt eine Brille und hat ein wirklich schönes Lächeln. Während des Projekts merkte ich, wie engagiert und optimistisch sie ist. Mit den anderen Gruppenmitgliedern verstand sie sich sehr gut. Mir gegenüber war sie freundlich und hilfsbereit. Bei einem Treffen fragte sie mich, während die anderen (männlichen) Gruppenmitglieder arbeiteten, wen ich denn am attraktivsten fände. Ich hatte mit vielen Fragen gerechnet – nicht mit dieser. Eine wirkliche Antwort konnte ich ihr nicht geben, fragte sie anstatt dessen, ob sie einen Freund habe. Sie erzählte mir die „sad story“, dass es für sie auf Grund ihrer Körpergröße ~1,75 cm sehr schwierig sei, einen potentiellen Freund zu finden. Sie wolle unbedingt einen Freund.
Ich lernte eine Chinesin kennen, Anfang 20, sehr hübsch. Sie liebt Make-Up und hübsche Kleider. Sie ist Amateur-Model für ein paar Studenten. Sie fragte mich bei unserem zweiten Treffen, ob ich einen Freund habe. Auf meine Rückfrage hin, erzählte sie mir, dass sie keinen Freund wolle und brauche. Die Studenten an der Universität seien ihr zu kindlich und sie wolle ihre Freiheit genießen. Viel wichtiger seien für sie ihre Karriere und der enge Kontakt zur Familie. Sie schmiedet bereits große Pläne, möchte nach ihrem Abschluss in der Firma ihres Bruders arbeiten und anschließend ihren eigenen Laden eröffnen, in dem sie ihre designete Kleidung verkaufen kann. Ihr Job solle sie erfüllen, nicht bloß Geld ins Haus bringen. Natürlich sei Unabhängigkeit nur mit genügend Geld möglich, aber an erster Stelle stehe ihre Selbstverwirklichung.
Eine Germanistik-Studentin kommt seit drei Wochen regelmäßig zu mir. Sie hat viele Fragen zum Ausdruck der deutschen Sprache, möchte das Sprachgefühl erlernen. Sie erzählte mir, sie wolle aufhören Französisch (ihre 3.Fremdsprache) zu üben, um Spanisch lernen zu können. Der Entschluss beruhe darauf, dass eine ihrer Lehrerinnen Spanisch spreche, sodass sie mit ihr üben könne. Ich erkenne da eine Menge Pragmatismus, Ehrgeiz, aber auch (Heraus-)Forderungen an ihre Lehrkräfte und sich selbst. Ein sehr interessantes Mädchen.
Beim Großeinkauf mit drei chinesischen Studentinnen mussten wir 15 kleine Kürbisse tragen. Mit insgesamt vier Leuten absolut machbar – meiner Meinung nach. Die Mädels riefen lieber zwei Jungs an (,die sie mir auch so ankündigten), damit sie uns beim Tragen halfen. Ich fühlte mich dabei nicht wohl.
Ich sehe regelmäßig Frauen mittleren Alters, im Park, beim Sport, beim Sightseeing. VIele fröhlich in ihr Handy am Selfie-Stick lächelnd. Noch besser wird es, sobald eine Europäerin mit auf dem Foto zu sehen ist.
Was ich mit diesen Beschreibungen zeigen möchte, ist: Es gibt nicht die EINE chinesische Frau. Wer eine Antwort auf „Welche Rolle hat die chinesische Frau in der Geselschaft?“ - ihr könnt euch Statistiken angucken und in den Großstädten auf Heiratsmärkte gehen. Zwischenmenschliche Beziehungen aufzubauen, Menschen kennenzulernen, ist meines Erachtens aber deutlich interessanter als bloß Zahlen zu vergleichen, um Entwicklungen zu beurteilen.. Genauso wie Chinese nicht gleich Chinese ist, ist eine Chinesin nicht gleich eine Chinesin. Wer hier also auf hoch gestapelte Interpretationen meiner Begegnungen gehofft hat – entschuldigt, darum ging es mir nicht.
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