Carumänien 5
Caro_24 genießt das Leben in Rumanien in vollen Zügen. Sie feiert, lernt Leute kennen und ist für jede lustige Aktion zu haben. Hauptsache, es kommt keine Langeweile auf!
Die Vorstufe des Alltags in Arad
Es ist nun wieder etwas länger her, dass ich das letzte Mal von meinem Leben hier in Rumänien berichtet habe, und ich kann sagen, es gibt so einige Veränderungen und Neuigkeiten! Eigentlich schon zu viele, um alle in nur einem Text unterzubringen, der das Format eines 400-Seiten-Romans nicht überschreiten soll.
Gut, ich gebe zu, das war eine kleine Übertreibung. Man nennt dies übrigens auch Hyperbel und es ist ein klassisches Stilmittel, das in jeden guten Text gehört. Ja, so viel als dazu. Ich komme dann mal zum eigentlichen Anliegen.
Erwähnt werden sollte in jedem Fall, dass ich mittlerweile etwas "arbeite". Donnerstag und Freitag bin ich, seit jetzt schon vier Wochen, jede Woche für ca. 4 Stunden in der deutschen Gruppe eines Kindergartens und sorge dafür, dass die Kinder aus Deutschland importiertes Deutsch zu hören bekommen. Die Kinder müssen nämlich am Ende der Kindergartenzeit, wenn sie noch nicht deutsch sprechen, dann zumindest sehr vieles verstehen, damit in der Schule alles glatt läuft.
Mir macht es sehr viel Spaß dort. Und freitags machen wir dann immer irgendetwas Besonderes, z.B. Kartoffelsalat oder eine Halloweenparty, und manchmal wird Caro einfach unter einem Berg von drei- bis sechsjährigen begraben und wartet darauf, dass Vio, die sich dort um das Essen und die Sauberkeit kümmert, ein paar mahnende Worte spricht, damit Caro wieder atmen kann.
Diese Woche haben wir Laternen, hier felinare, gebastelt und am Mittwoch gibt es dann einen Umzug, zu dem ich natürlich auch gehen werde. Der Kindergarten sagt mir also sehr zu, und ich bekomme dort etwas zu essen.
In Vladimirescu, dem Heim, kann ich vermutlich erst nächste Woche anfangen, wenn mein polizeiliches Führungszeugnis, bei dem sich herausgestellt hat, dass wir nur bei dessen Vorhandensein mit den Kindern dort arbeiten dürfen, endlich eintrifft. Das wird ein Spaß dort, sechs hyperaktive Kinder. Nach den vier Stunden werden wir vermutlich halb tot ins Bett fallen.
Gestern, am Samstag, waren wir dort, da eines der Kinder Geburtstag hatte. Das waren zwei Stunden in denen wir zu Zirkustieren, Hüpfburgen, Hippies, Indianern oder, wie Roxi zu mir gesagt hat "Tigana". Aber gut war's. Besonders unser Weg dorthin.
Wir wollten eine Straßenbahn nehmen, allerdings haben wir eine Stunde lang auf eine 9 oder 11 gewartet, und uns kamen gefühlte 20.567 Trams mit der Nummer 7 oder 17 entgegen.
Da uns dieses Warten, über die Schienen springen und Leute anquatschen irgendwann zu doof war, haben wir erst beschlossen den etwas angebrannten, improvisierten Kuchen, den wir eine Stunde vorher gebacken hatten und Alex mitbringen wollten, mit den Händen beim Warten aufzuessen. Er war wirklich gut.
Da die passende Straßenbahn auch danach nicht kommen wollte, haben wir Teo angerufen und es dann so gedreht, dass er uns abholt.
So, und dann gibt es noch das Jugendzentrum Curcubeu, was Regenbogen bedeutet. Giovanna, eine meiner Mitbewohnerinnen, und ich sollten dort eine Art Englischunterricht mit den Kindern machen.
Wir waren für diese Woche auch schon sehr motiviert und haben sogar einen Plan gemacht, wer wann und wo arbeitet, die einwöchigen Ferien hier in Rumänien haben uns aber einen Strich durch die Rechnung gemacht. Aus unseren Plänen wurde nichts und wir haben uns unsere Euphorie und Motivation für die kommende Woche aufgehoben. Läuft also.
Mit dem Rumänisch geht es auch voran. Ich muss sagen, dass ich schon recht viel verstehe, wenn ich bei Gesprächen lausche oder man auch etwas zu mir sagt.
Ich habe den Vorteil, dass die Kinder sehr geduldig sind und die Dinge auch gerne zwei, drei Mal für mich wiederholen und dann geht's meistens, und ich lerne neue Wörter von ihnen. Außerdem bin ich schon in der Lage, einfache Konversationen zu führen, was mich sehr stolz macht. Es geht also voran mit der Einrumänisierung.
Und nun zu den wirklich interessanten Dingen, der Freizeit und dem zwischenmenschlichen Zusammenleben. Ich hab jetzt vier Mitbewohner, Szilvi, Giovanna, Bertille, Thomas, und heute oder morgen kommt dann noch Ambre hinzu. Dann sind wir komplett und ich meinen Luxus Einzelzimmer los.
Aber es ist genial, dieses WG-Leben. Und seit wir auch endlich unser Sofa haben, ist sowieso alles gut. "Welcome Sofa Party", wir haben immer einen Grund zum feiern, deshalb sind unsere Portemonnaies für Anfang des Monats auch schon ziemlich leer.
Aber wie sonst soll man neue Freunde finden? Man muss rausgehen. Erfolgreich waren wir dabei in jedem Fall. Mehrere Telefonnummern, Verabredungen fürs nächste Wochenende, Tequilagläser, Orangen und Zitronen und eine Lovestory, wenn das keine gute Ausbeute ist, dann weiß ich auch nicht!
Im Irish Pub sind wir Stammkunden, man kennt unsere Angewohnheiten: un menu und Bier direkt aus der Flasche. Gestern haben wir auf dem Nachhauseweg einfach nochmal Hallo gesagt, man war sehr erfreut über unsere Anwesenheit.
Und wir haben gestern Nacht noch wirklich guten Döner entdeckt, für mich sehr wichtiges, essentielles Wissen. Mit den anderen Kunden hab ich mich noch darüber unterhalten, ob er denn wirklich gut ist usw., bei einer Investition von 10Lei = 2,50€ will man keinen Fehler machen. Aber es hat sich gelohnt.
Ansonsten waren wir diese Woche noch auf einer Tanzveranstaltung einer der weiterführenden Schulen hier in Arad. Oh mein Gott, wir waren geschockt und fertig danach, aber komplett. Wir haben uns gefühlt wie in der rumänischen Variante eines American Highschool Movies, absolut gruselig.
Am meisten haben uns die wirklich sehr geschmackvollen Outfits des "Main acts" begeistert. Knapper ging's echt nicht, aber ideal, um ihr Höschen zu präsentieren, das Ziel, falls es eines war, und mir scheint es so, wurde in vollem Maße erreicht.
Wir haben uns köstlich amüsiert über die ganzen Gangster und Tussis. Faszinierend, welche Gruppierungen es da gab und wie deutlich die Hierarchie wurde. It-Girls sind nichts dagegen!
Unser Fazit: Das Schülerdasein an dieser Schule muss sehr hart sein und irgendwo in diesem Raum war der richtige Mann für uns, wir haben es gefühlt. Allerdings waren dort so viele richtige, dass es gar nicht einfach ist, den wirklich richtig Richtigen zu finden. Naja, beim nächsten Mal dann (ein nächstes Mal gibt's in jedem Fall, wir wollen verkleidet dort hingehen, das wird witzig.
Ansonsten war ich noch im Kunstmuseum, nicht sehr beeindruckend. Ich hoffe, das Geschichtsmuseeum bietet mehr. Am Freitag wollten wir traditionelle Live-Musik hören, sind eine halbe Stunde durch den Regen gewandert um dann gesagt zu bekommen, dass es normalerweise welche gibt, das Programm heute aber ausfällt, vielen Dank. Spaß hatten wir trotzdem.
Vor einer halben Ewigkeit gab's auch mal ein Weinfestival, das war recht amüsant. Und ich war in Cluj, man muss ja langsam damit anfangen das Land zu erkunden. Vielleicht fahren wir nächstes Wochenende mit andern Freiwilligen nach Sibiu, eine weitere Stadt Rumäniens, die man gesehen haben muss. Pläne über Pläne, so wie sich das gehört.
Es ist schrecklich, ich hab noch so viele andere Dinge, von denen ich erzählen könnte und möchte, weil ich dabei viel Spaß hatte.
Nach dem Einkaufen mit dem Taxi nach Hause, weil wir so viel gekauft haben, dass fünf Leute es nicht tragen können, einfach von Tisch zu Tisch laufen und sagen: "Hello! We are Thomas and Caro. Do you want to be our friends?", mitten in der Woche mit dem Taxi durch die City cruisen auf der Suche nach einem Pub, der um zwei Uhr noch offen hat, um drei Pizza und Fornettis essen und dann um vier ins Bett, um morgens aufzustehen und in den Kindergarten zu gehen oder Lady Gaga als Mitbewohnerin zu haben und jeden Abend in den Genuss ihres Anblicks zu kommen, großartig!
Das Leben hier macht Spaß, egal welchen Aspekt man betrachtet. Bis zum nächsten Zwischenbericht!
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