Carnaval oder lieber Fasnet??
Zwischen schwäbischen Kulturgewohnheiten und dem spanischem Partyeifer.
Es was endlich soooo weit!!!!!!! Spanische Carnaval Zeit!!!! Ihr wisst wahrscheinlich nicht alle, wie sehr ich die schwäbische Fasnet vermisse. Irgendwie bin ich es gewöhnt von Januar bis März auf Umzüge zu gehen, Krautnudeln zu essen, mir meine Zehen zu erfrieren, Bier zu trinken und typisch schwäbische Fasnet zu genießen, und das ganze natürlich im selbstgenähtem Häs mit der handgefertigten Holzmaske einer Seerose. Natürlich darf man auch die schwäbische Kultur nicht vergessen, das Narrenbaumstellen, Vater-Federsee-Abholen, Fasnetsküchle essen, Seniorennachmittag, die vielen Bälle und Kulturveranstaltungen und natürlich das Fasnetsverbrennen. Das ganze ist für mich ein bisschen Heimat, die mir hier einfach fehlt. All dies gibt es hier nicht, Kultur und Tradition sind hier im Land der traditionellen Feste irgendwie ganz unbekannt, darum möchte ich euch ein bisschen ganz untraditionell von dem untraditionellem spanischem Carnaval erzählen.
Letzte Woche begann der Carnaval in der Schule. Die Kinder und Lehrer mussten jeden Tag etwas lustiges anhaben. Am Montag war es der Bademantel, am Dienstag kam der Schal dazu, schlussendlich am Mittwoch auch noch einen Bart. Jeden Tag kam der Carnaval-König ( mein Mitbewohner) und gab den Kindern Süßigkeiten. Wenn eines der Kinder oder einer der Lehrer nicht die vorgeschriebene Kleidung trug, gabs anstatt Süßigkeiten eine geballene Ladung Mehl über den Kopf. Am Donnerstag war dann der offizielle Schul-Carnaval-Tag. Alle trugen die zuvor vorbereiteten Plastik-Tüten als Verkleidung. Ich war zusammen mit den Sechst-Klässlern eine rote Plastik-Tüten-Telefonzelle. Unter anderem gab es auch noch gelbe Taxifahrer, Schotten, eine Queen, eine englische Garde, viele kleine BigBen´s …...Das Thema dieses Jahr war....... schwer zu erraten ;) Groß-Britannien. Gemeinsam sind dann alle Plastik-Tüten-Träger in einer Prozession mt einer Mini-Kapelle und einem rießigem Lautsprecher, der leider die Kapelle übertont hatte, durch die Straßen gelaufen. Unser kleiner Down-Syndrom-Schüler wollte unbedingt mit mir laufen, auch wenn er ein anderes Plastiktüten-Kostüm trug, als meine Gruppe. Das war sooooo süß. Er hat die ganze Zeit mich an der Hand gehalten und ich musste auf ihn aufpassen ;) Danach gab es, wer hätte es gedacht...... Coca für alle. Damit endete auch schon wieder der spanische Schul-Carnaval.
Am Samstag ging ich mit Freunden nach Alacant um dort Carnaval zu Feiern. Wie gingen schon morgens um 11, um vorort noch die nötigen Kostüme zu kaufen. Wir waren den ganzen Tag damit beschäftigt, von einem Chinaladen zum anderen zu stolzieren und zu einkaufen. Ich habe gar nicht gewusst, dass soooo viele Chinaläden in einer Straße überhaupt existieren können. Nachdem wir zum dritten Mal im selbigem Laden gelandet sind, und Andres sich wie ein quengeliges, kaffeesüchtiges Baby benahm, gingen wir alle Stolz mit unseren Einkäufen zurück zu Michelles Haus, in welchem wir Mittag- und Abendessen genießen durften. Nachdem alle ihre Kostüme vorbereitet hatten, machte ich ein kleines Heiachen auf dem Sofa, um die Zeit totzuschlagen. Um 11 Uhr abends gingen wir dann endlich in die Carnaval-Party-Straße. Ich war wirklich erschreckt, als ich die vielen Menschen sah. Und alle waren ganz untraditionell gekleidet. Die meisten aus meiner Gruppe gingen als Figuren von Star-Wars. Dort angekommen startete das Botellón (wortwotlich übersetzt: flaschern haha). Das heißt zu viel wie möglichst viel Alkohol auf der Straße aus Flaschen zu verdrücken. Hierzu hatten wir kräftig eingekauft, unter anderem zwei Flaschen Rum, die wir aber leider in Michelles Haus vergaßen..... oder vielleicht auch zum Glück ;) Der Wodka, das Bier und der Sangria war schon genug. Ich habe dort ein Mädchen kennengelernt, das ein halbes Jahr in der nähe von Ulm verbrachte und mit mir ewiglang auf Deutsch sprach. Das tat sooooo gut, endlich mal wieder reden zu können. Doch danach ging alles schief..... Wir gingen in ein Parkhaus, um auf andere zu warten..... ich dachte, ich nütze die Zeit mal schnell auf dem Toilettchen zu verschwinden..... nur leider ging das nicht so schnell..... da sich die scheiß Scheißhaustür leider nicht mehr öffnen ließ. Verzeiht meine Sprache ;) Ich war mehr als 10 Minuten in einem winzigem, dreckigem Klo eingesperrt, und konnte einfach die Türe nicht öffnen. Ich habe mich gefühlt wie in einem KZ. Natürlich kann man das nicht so gut vergleichen... was ich aber sagen will, ist, das eingesperrt zu sein und seine Freiheit zu verlieren, und wenn es auch nur für einen Moment ist, eines der schlimmsten Dinge ist, die einem passieren können. Die Leute vor der Tür versuchten ebenfalls die blockierte Tür zu öffnen..... ohne Ergebnis. Irgendwann erinnerte ich mich daran, das ich einen Kuli in meiner Taschen hatte, und konnte damit die dumme Türe auf wunderliche Weise öffnen. Wenigstens eines was ich hier jeden Tag erfahre: Überlebenstraining ;) Das ganze hört sich vielleicht lustig an, war es aber nicht. Ich war danach ganz finito und da wir stundenlang auf andere warten mussten, und zwei Stunden vor einer Disko warteten um eingelassen zu werden ( die wir dann aber nicht betraten), war ich nicht die einzigste, die von der Nacht geschafft war. Morgens um 8 kam ich dann heim und beschloss, nie wieder auf spanischem Carnaval zu gehen. Ihr hättet den Müll morgens um 6 Uhr sehen sollen, der nach dem Botellón von so vielen Menschen auf der Straße lag. Dieser lag knöcheltief auf der ganzen Straße verteilt.... Plastiktüten, kaputte Glasflaschen, Bierdosen, Sangria-Flaschen, Chipstüten...... Schrecklich.
Am Mittag ging ich dann mit meiner „spanischen Gastfamilie“ zum Coca-essen. Das Resultat des Wochenendes: Ich will auf die schwäbische Fasnet gehen!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!