Brüssel und das EU-Parlament
Miki durfte einen Monat lang in Brüssel dabei helfen, die "Revue de la presse belge" zu erstellen. Dabei hat sie eine Menge gelernt über dieses Organ der EU.
Im März 2005 habe ich mein erstes Praktikum im Medienbereich im Informationsbüro Belgien des Europäischen Parlaments in Brüssel absolviert.
Das Europäische Parlament ist das größte multinationale Parlament der Welt. Seine 732 Abgeordneten aus 25 Nationen vertreten derzeit rund 455 Millionen Bürgerinnen und Bürger. Die Abgeordneten werden seit 1979 alle fünf Jahre in allgemeinen und direkten Wahlen gewählt. Das Europäische Parlament besitzt – so wie jedes nationale Parlament – drei zentrale Rechte: Gesetzgebungs-, Haushalts- und Kontrollrecht. Die Europäische Verfassung bekräftigt und stärkt diese dreifache Rolle. Das Europäische Parlament tagt und berät öffentlich. Die Entschließungen, Stellungnahmen und Debatten des Parlaments werden im Amtsblatt der Europäischen Union veröffentlicht.
Wie schon erwähnt werden die Mitglieder des Europäischen Parlaments von den Bürgern und Bürgerinnen direkt gewählt. Diese haben daher auch einen Anspruch auf Information über die Tätigkeiten des Europäischen Parlaments. Darum hat das Europäische Parlament in der Hauptstadt jedes Mitgliedstaates ein Informationsbüro eingerichtet. Zweigstellen dieser Büros gibt es auch in anderen Städten der großen Mitgliedsstaaten. In Belgien befindet sich das EP-Informationsbüro in den Gebäuden des EP in Brüssel. Als Besucher aus dem In- und Ausland kann man dort sowohl allgemeine als auch ganz spezifische Informationen zum Thema Europa und EU-Institutionen erhalten.
Das Informationsbüro Belgien hat unter anderem die Aufgabe, das EP über wichtige Entwicklungen und Ereignisse in Belgien zu informieren und auch die Arbeit des Parlaments und seiner Mitglieder bekannt zu machen. Deshalb steht es in engem Kontakt zu belgischen Medien, Schulen und Universitäten, zu Behörden auf kommunaler, regionaler und Bundesebene, zu den europäischen Infopoints in den belgischen Provinzen, zum sozialökonomischen Sektor und anderen Akteuren.
Das Informationsbüro gibt auch häufig in Zusammenarbeit mit externen Partnern Lehrmaterial und Broschüren heraus und hilft Schulen und Organisationen bei der Durchführung von Aktivitäten, die mit dem Parlament zu tun haben. Ebenso vermittelt es Kontakte zu den belgischen EP-Mitgliedern. Außerdem ist es zuständig für Treffen zwischen der belgischen Presse und den Europaabgeordneten, für die logistische Unterstützung der belgischen Medien, die Information über die parlamentarischen Tätigkeiten, Verbreitung von Pressekommuniqués und die Organisation von Pressekonferenzen.
Mir wurde zusammen mit einer anderen französischsprachigen Praktikantin die tägliche "Revue de la presse belge" aufgetragen. Die Revue de la presse belge informiert tagtäglich verschiedenste belgische Funktionäre und Akteure des Europäischen Parlaments, die da wären beispielsweise die belgischen Abgeordneten, Mitarbeiter und Assistenten sowie die Mitarbeiter des belgischen Informationsbüro.
Durch die gewaltige Menge an Informationen, mit der man tagtäglich überflutet wird, ist im Parlament ein Teil des Informationsbüros zuständig für die "Revue de presse", die alle Informationen über die Europäische Union, das Europäische Parlament, die Europäische Kommission, die Eurozone, den Europäischen Gerichtshof, den Verhältnissen zwischen Europa und anderen Ländern, Standpunkte der Europäischen Union und die Europäische Zentrale Bank aus einem Teil der belgischen Printmedien herausfiltern und zusammenfassen.
Folgende belgische Zeitungen gehörten hierbei zu den uns Verantwortlichen: "De Morgen"(nl), "De Standaard"(nl), "L'Echo"(fr), "La derniere heure"(fr), "La Libre Belgique"(fr), "metro"(fr und nl) und "De Tijd"(nl).
Unsere Aufgabe bestand nun also darin, alle relevanten Artikel auszusortieren und herauszufiltern. Diese mussten in einer "Revue de presse" zusammengefasst werden. Das bedeutet, alle Artikel eines Themas wurden in knapp zwei bis drei Sätzen zusammengefasst und nach einer bestimmten Rangfolge geordnet. Da hier das Parlament als wichtigste Instanz gilt, wurden beispielsweise alle Themen, die sich mit dem Parlament befassten oder die über belgische Europaparlamentsabgeordneten berichteten, gleichwohl in welchem Zusammenhang, an vorderste Stelle gesetzt.
Das gesamte Dokument erhielten nun alle belgischen Europarlamentarier. Verschläge der "Revue de la presse belge" wurden zudem noch an Mitarbeiter des belgischen Informationsbüros gegeben. Die "Revue de la presse belge" werden in den meisten Mitgliedstaaten auf Englisch abgefasst, in Brüssel jedoch in französischer Sprache.
Das Parlament in Brüssel ist ein außergewöhnlich schönes und prachtvolles Gebäude. Tagtäglich strömen über 2000-3000 Menschen ein und aus. Sicherheitsvorkehrungen werden großgeschrieben, und trotzdem herrscht - meines Erachtens nach aufgrund der Internationalität und der großen Ausmaße - eine sehr angenehme Atmosphäre in dieser Europäischen Institution. Dies hat es mir sehr einfach gemacht, mich dort wohl zu fühlen und durch die Herzlichkeit und Freundlichkeit meiner Kollegen und Kolleginnen offen und gerne meine Aufgaben anzupacken.
Während dieses einen Monats habe ich auch die Möglichkeit bekommen, Einblicke in Sitzungen, Konferenzen und Veranstaltungen zu erhalten. Beispielsweise wurde mir der Zugang zur abschließenden Sitzung des Haushaltsausschusses des Jahres 2003 gewährt, wie auch die Möglichkeit an verschiedensten Kommissionskonferenzen teilzunehmen.
Der Monat in Belgien hat mir insgesamt sehr gut gefallen. Ich hatte während meiner freien Zeit, wie auch an den Wochenenden, genügend Zeit, mir die Städte Brüssel, Antwerpen, Leuven und Namur anzuschauen, die mir alle sehr gut gefallen haben. Es herrscht ein deutlicher Unterschied zu deutschen Städten, der sich vor allem in der Architektur - den Backsteinhäusern - bemerkbar macht.
Sehr dankbar bin ich hier auch vor allem meiner Familie, die mir sehr geholfen hat diese Möglichkeit zu verwirklichen. Und ich bin froh, dass ich in Sachen Unterkunft, Unterhaltung und Aktivitäten so viel Glück und Abwechslung hatte, dass keine Minute Langeweile aufkam.
Dankeschön!
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