Bienvenidos a Cataluna!
Der Aufbruch in ein unbekanntes Abenteuer.
Das sind, neben einigen wenigen anderen, im Moment die einzigen Wörter, die ich auf Spanisch bzw. Katalan kann.
Ganz richtig, tolle Ausgangslage!
Wie ihr euch sicher vorstellen könnt, war mir ziemlich mulmig im Bauch, bevor mein neues Abenteuer begann. Das lag nicht nur an der Spannung auf das, was mich erwarten würde, sondern auch an der Befürchtung, dass mein Koffer - der trotz der nervenaufreibenden Reduzierung von viel zu schweren 31 Kg auf die maximal zulässigen 23 Kg am Abend vor der Abreise - dennoch bei der Gepäckaufgabe die unerbittliche Toleranzgrenze überschreitet.
Jeder kennt doch diese peinlichen Momente, bei denen jemand auf dem Flughafen plötzlich seine Unterwäsche im Koffer neu sortiert, weil die Waage zu viel angezeigt hat.
Kurz bevor meine Mama an diesem 1.September 2017 um 6 Uhr meine Zimmertür öffnete, saß ich vor dem Fenster auf dem Boden und sah nach draußen. Meine Gedanken glitten planlos hin und her. Schließlich hatte ich keine Ahnung, was mich erwartet.
Im Auto, auf dem Weg zum Flughafen Berlin Tegel, ließ ich meine Gedanken weiterhin schweifen und wurde erst durch die Ankfunft am Flughafen wieder in die Realität zurückgeholt. Aufgrund des grandiosen Orientierungsinss meines Papas fanden wir schnell das richtige Gate und konnten mein Gepäck aufgeben. Die Dame hinter dem Schalter gab uns zwar zu verstehen, dass ich "das nächste Mal bitte auf die Beschränkung von 23 Kg achten solle", aber dann trotzdem grünes Licht für die Weiterreise. Nachdem alles glatt gelaufen war, hatten wir noch ausreichend Zeit um die umfassenden Shoppingangebote des Flughafens zu nutzen, wobei noch ein sorgfältig ausgewählter "Spiegel" raussprang, der gerade noch in meine Laptoptasche passte.
Nach einer liebevollen Verabschiedung meiner Eltern nahm ich auf einem der vielen Sitzplätze in der Abflughalle platz und las in meiner neuen Errungenschaft. Doch nach kurzer Zeit wurde meine intensive Beschäftigung mit dem Leitartikel durch ein kurzes Vibrieren meines Handys gestört. Es erreichte mich eine freundliche Email der Fluggesellschaft mit der Nachricht, dass mein Flug erst 30 min. später abheben würde. Toll! Nach einigen Minuten: Verlängerung auf 1h. Ich war bedient!
Trotz der langen Wartezeit verlief der Flug ohne Probleme. Mein Fazit zum Fliegen?
Jeder, der keine ausgeprägte Höhenangst hat, sollte wirklich einmal am Fenster eines Flugzeuges sitzen und seinen Blick über die Weiten des Erdballs schweifen lassen. Von oben sieht alles so unglaublich schön, ruhig und friedlich aus. Musik auf die Ohren und man schwebt tatsächlich über den Wolken.
Bei meiner Ankunft auf dem Flughafen in Barcelona, der geeeeeeringfügig größer als der in Berlin ist, empfing mich mit einer herzlichen Umarmung und einem Küsschen links und rechts meine Kontaktperson der spanischen Organisation; "Alba". Trotz meiner typisch deutschen Art die Hand geben zu wollen, und der Tatsache, dass meine Bewegungen bei dieser freundlichen Begrüßung vermutlich etwas ungelenk wirkten, schaffte ich es dennoch stolz, weder sie noch mich dabei zu verletzen. Ebenso holprig verlief mein Versuch des Gesprächseinstiegs auf Englisch, wobei erst einmal nur wirre Wortfetzen verschiedenster Sprachen durch meinen Kopf schwirrten wobei letztendlich ein "Heyola" rauskam. Doch nachdem ich mich sortiert hatte und meine Erinnerungen an die englische Sprache langsam zurückkehrten unterhielten wir uns den ganzen Weg von Barcelona nach Manresa.
Dort angekommenen zeigte mir Alba die Wohnung, erklärte mir den Verlauf der nächsten Tage und beruhigte mich im Bezug auf meine sprachlichen Defizite damit, dass ich an einem Sprachkurs für Katalan und Spanisch teilnehmen kann. Puh!
Leider sind meine beiden Mitbewohnerinnen Magdalena und Marie noch nicht da. Sie kommen erst am Montag, was für mich 2 Tage allein zu füllen, bedeutet.
Nachdem mich Alba mir selbst überlassen hatte, setzte ich mich in einen der Wohnzimmersessel und checkte die Lage: Küche, Stube, 2 Bäder und 4 Zimmer. Somit folgte nun die Qual der Wahl, in welchem der Zimmer ich mir mein neues ganz persönliches Reich einrichten sollte. Doch nach langem Fachsimpeln warf ich einfach achselzuckend eine Münze.
Nach einer kurzen Saugung (der deutsche Sauberkeitsfimmel ist schwer abzulegen) begann ich die 23 Kg Kofferinhalt und 8 Kg Handgepäck in die Schränke, Regale und Fächer zu verräumen. Außerdem beschloss ich noch einen kurzen Stadtbummel zu machen, da das Aussortieren wichtiger oder möglicherweise auch weniger wichtiger Dinge aus meinem Koffer, zum Erreichen des vorgegebenen Gewichts seinen Tribut gefordert hat.
Obwohl auf einem der Balkone für die Freiwilligen ein Fahrrad bereit steht, macht man sich hier meist zu Fuß auf den Weg, da die bergige Landschaft schon so schweißtreibend genug ist.
Meine kleine Tour endete schließlich mit dem Kauf von Shampoo und Duschbad, sowie lebenswichtigem Klopapier und einem 8l Wasserkanister. Nachdem ich diesen nebst anderen Sachen durch die halbe Stadt hinauf und hinunter und hinauf und hinunter und hinauf... (ich denke ihr wisst wie es weitergeht) geschleppt habe, weiß ich wie dankbar ich für die umfangreiche Trinkwasserversorgung in Deutschland bin.
Angekommen in der Wohnung gab es noch ein Update an meine Liebsten, dass ich heil angekommen bin. Daraufhin ließ ich mich ins Bett fallen und genoss die letzten warmen Sonnenstrahlen, die mich auch morgen wieder wecken würde.
Mein Lied des Tages:
A drop in the Ocean - Ron Pope