Badekappe, Französischkurs, belgisches Bier und vieles mehr
Kimba erzählt von Badekappen,ihrem Französischkurs, belgischem Bier, der Reittherapie, Gartenarbeit, Putzen, Odernheimer Kerb, Veitsrodt und allem, was sie sonst noch erlebt hat.
Ja, mittlerweile wohne ich seit einem Monat im Foyer Murmure in Belgien.
Am Montag, den 20.09.2010 war ich bei Li. und F. im Esperance und wir haben schon mal Li.s Badekappe fürs Schwimmbad ausprobiert. Hier in Belgien ist es Pflicht im Schwimmbad eine Badekappe zu tragen.
Am Dienstag, den 21.09.2010, hatte ich meine erste Stunde Französischunterricht. Ich und F. sind dort die Jüngsten. Es gibt ganz viele verschieden Leute aus allen möglichen Ländern: Polen, Bosnien, Kuba usw. Es gibt sogar eine Frau aus Aywaille, die auch hier aufgewachsen ist, ich hab noch nicht so ganz verstanden, warum sie einen Französischkurs besucht. Vielleicht um besser schreiben zu lernen? Es ist auch ganz unterschiedlich wie lange die verschiedenen Leute schon in Belgien sind. Das geht los mit uns: ein Monat. Ein Mann aus Portugal ist schon seit 1978 hier in Belgien.
Die Anforderungen im Kurs sind ein bisschen komisch, da man zum Beispiel wissen muss wie die Zukunftsformen funktionieren, aber mann muss nicht wissen was reflexive Verben sind, also Verben bei denen man me, te, se usw. vorne dran setzen muss. Solche Verben haben wir dann ungefähr zehn mal hintereinander konjugiert.
Die Lehrerin redet ziemlich laut, nach der Stunde hatten F. und ich beide Kopfweh. Sie schweift auch recht oft vom Thema ab, weshalb alles, was man macht, ziemlich lange dauert.
Als wir danach ins Esperance zurückkamen, hatten wir Besuch von einem Deutschen, der einen Ort weiter seinen Zivildienst in einem Kinderheim macht. Wir haben uns ein bisschen ausgetauscht und sind abends noch auf die Suche nach einer Stammkneipe gegangen. Wir haben dann auch ein schönes Plätzchen in einer Kneipe gefunden und haben belgisches Bier genossen (du siehst ich lasse mir das belgische Bier nicht entgehen ;-)).
Ich habe ein Kriek getrunken. Wir haben den Wirt noch nach typisch belgischem Bier gefragt und haben verschiedene Sorten ausprobiert. Später haben wir sogar vier verschiedene Biere von einem anderen Kneipenbesucher ausgegeben bekommen, das war sehr nett und hat uns gefreut. Leider konnte ich überall nur nippen, da ich J. noch nach Hause fahren musste, damit er nicht nachts eine halbe Stunde nach Hause laufen musste. Außerdem muss man bei dem belgischen Bier ja auch aufpassen, es hat nicht selten um die 8%.
Als ich um 12 Uhr nach Hause kam, war ich ziemlich froh, dass ich meine Balkontür ausgelassen hatte, ich hatte zu dem Zeitpunkt nämlich immer noch keinen Haustürschlüssel.
Am nächsten Morgen habe ich auch erfahren, dass ich eigentlich ab 22 Uhr hätte arbeiten müssen. Das hatte mir aber keiner gesagt und auf meinem Zettel stand, dass ich Dienstags frei habe. Aber ich glaube, es kommt hier öfter vor, dass Dinge nicht abgesprochen werden und einem nichts gesagt wird. Was mich schon des öfteren ein wenig geärgert hat.
Mittwochs, 22.09.2010, war ich dann dementsprechend müde, aber ich musste ja um 7 Uhr aufstehen und dann mit zur Reittherapie. Unsere Gruppe ist dann in zwei kleinere Gruppen geteilt worden, und ich habe erst mal mit einigen darauf gewartet, dass sie an der Reihe waren. M. hat sich derweil damit beschäftigt den Stall zu kehren, worauf er anscheinend mehr Lust hatte als aufs Reiten selbst.
Als dann die zweite Gruppe dran war, hat M.-A. ihr Pferd in der Halle entgegengenommen, das hatte natürlich keine Lust rum zustehen und ist gleich mal losgelaufen ohne M.-A. zu beachten. Das Pferd ist zu einem Haufen Pferdeäpfel, der in der Halle lag, und hat ganz interessiert daran gerochen, der Ausdruck von M.-As Gesicht, die daneben stand und die ganze Sache betrachtete, war einfach göttlich.
Nach der Reittherapie gehe ich immer mit in die Werkstatt zum Mittagessen, auf dem Weg zurück zum Murmure habe ich dann mal ein Foto vom Ortsschild gemacht.
Nach einer kurzen Sieste bin ich zum Esperance gefahren und wir haben beschlossen zurück zum Murmure zu fahren und dort im Garten zu arbeiten. Wir haben Blätter aufgekehrt und ich hab das Gartenhaus aufgeräumt.
Donnerstags müssen immer alle ihr Zimmer putzen. Ich habe das Zimmer mit Mi. geputzt und ihn ganz schön ran genommen. Alle zweiSekunden hat er gefragt ob das Waschbecken jetzt sauber und er fertig sei, aber ich habe nicht nachgegeben. Dann hab ich ihn sogar staubsaugen lassen, Staubsauger in die Hand und ihn dann mit seinem Rollstuhl durchs Zimmer gefahren. Ich musste dann zwar trotzdem nochmal saugen, aber immerhin hat er geholfen.
Danach habe ich noch Fr. geholfen, die sich anscheinend gefreut hat, dass mal jemand richtig mit ihr sauber macht. Während ich ihr Zimmer gesaugt habe, sind aber andauernd neue Dreckhäufchen aufgetaucht und ich dachte ihre Schuhe wären dreckig, aber dann hab ich rausgefunden, dass diese Häufchen aus ihrer Gehhilfe kommen. Ich dachte schon ich sei verrückt, weil dauernd an den schon gesaugten Stellen neuer Dreck auftauchte.
Freitags, 24.09.2010, hat mich Marie zum Lidl geschickt, um Gefrierbeutel zu holen. Ich dachte schon, ich finde die nie, weil ich das französische Wort nicht kannte, aber dann gab es beim Lidl nur Gefrierbeutel, auf der Packung stand nur der deutsche Name. Das ist hier in Belgien schon oft sehr praktisch, da auf den meisten Verpackungen auch alles auf Deutsch steht.
Da an diesem Wochenende das Murmure geschlossen wurde, hatte ich übers Wochenende frei und wollte nach Hause fahren, da J. und seine Mutter noch dort waren, und ich sie noch mal sehen wollte. Ich war also den ganzen Tag schon ein bisschen nervös, da ich ja den Weg nicht gut kenne und da ich gehofft habe, dass alle pünktlich abgeholt werden.
Nachdem ich A. zum Bus gebracht hatte, konnte ich auch um 17.30 losfahren. Ich hab den Weg ziemlich gut gefunden, mit Wegbeschreibung und Handy ausgestattet und bin nach drei Stunden zu Hause angekommen.
Wir sind dann noch auf die Kerb gegangen und haben was gegessen. Dort hab ich mich auch noch mit meinen Freunden getroffen und wir haben uns unterhalten und alle Neuigkeiten ausgetauscht.
Am Samstag habe ich dann J. und seine Mutter zum Bahnhof gefahren und sie sind nach Österreich aufgebrochen.
Den restlichen Samstag habe ich verschlafen.
Als ich wieder ins Wohnzimmer kam, hatte unsere Katze eine Frühgeburt, und die toten und nackten Babys lagen auf unserem Sessel, das war vielleicht ein Schock und ich habe voll losgeschrieen. Mein Onkel ist dann gekommen und hat alles weggemacht.
Dann sind wir noch nach Veitsrodt auf den Herbstmarkt gefahren, dort war aber nichts mehr los.
Sonntags bin ich auch mit nach Veitsrodt und musste in der Kälte arbeiten, aber mit A. im Bierstand wars wenigstens nicht so langweilig und ein bisschen Geld habe ich mir ja auch verdient.
Montags, 27.09.2010, war ich dann mit Mama einkaufen und wir haben unseren Hund Scully aus den Ferien bei Oma abgeholt. Abends sind wir auf die Kerb und haben leckeres Putengeschnetzeltes gegessen und als Nachtisch einen Crepes mit Zimt und Zucker, wie immer.
A. ist dann auch noch mal vorbei gekommen um Tschüss zu sagen.
Dienstag hab ich mich wieder auf den Weg nach Aywaille, Belgien gemacht und wieder einen anderen Weg ausprobiert. Es war ziemlich nebelig und hat geregnet, aber ich bin gut angekommen. Um 13 Uhr hatte ich wieder Französischunterricht, dort haben wir zum zweiten Mal gelernt was reflexive Verben sind.
Mittwochs ging es wieder zur Reittherapie. Was diesmal lustig war, da Sa. und Si. das erste Mal traben durften. Ich musste neben Sy.s Pferd herlaufen. Das Pferd war ziemlich schnell und da hat Sy. Angst bekommen und wir mussten wieder anhalten. Sa. hat es eigentlich ganz gut gemacht. Danach war ich ziemlich müde und hab dann Sieste gemacht, mein Buch endlich zu Ende gelesen und meiner Schwester per Skype bei den Englischhausaufgaben geholfen.
Donnerstag ging es morgens erst mal wieder ans Putzen und ich hab auf Fr.s Schrank soviel Staub entdeckt, soviel Staub habe ich in meinem Leben noch nicht auf einem Fleck gesehen.
Danach hab ich Sa. beim Zimmer aufräumen geholfen. Ich schmeiße nicht gerne Dinge weg, aber gegen Sa. bin ich ein Wegschmeißmeister. Als ich irgendetwas ohne ihre Erlaubnis weggeworfen habe, ist sie ausgerastet, danach konnte ich nur Dinge mit ihrer ausdrücklichen Erlaubnis in den Mülleimer tun, was dann am Ende ziemlich wenig war, da man meiner Meinung nach die Hälfte von ihrem Besitz in den Mülleimer befördern könnte. Aber sie sammelt nun mal gerne Zeitschriften und einzelne Seiten aus Zeitschriften und Michael Jackson Bilder und, und, und.
Na ja, am Ende habe ich das ganze Chaos wenigstens in Stapel und in Schubladen geordnet. Ich wollte ja eine große Kollage aus all ihren Bildern machen, aber sie will sie nicht ausschneiden. Unter dem ganzen Zeug hab ich sogar eine alte Neon von 2005 gefunden, die sie mir geschenkt hat.
Nachmittags habe ich dann Müsli gemacht, was auch sehr gut geworden ist. Nur ist es mir ein bisschen angebrannt und als ich den Ofen aufgemacht habe, hat das den Feueralarm ausgelöst.
Außerdem habe ich heute jeden der Behinderten gebeten, ein Portrait von mir zu malen, dies ist für die Tafel gedacht an der gezeigt wird welcher Betreuer wann arbeitet. Von allen anderen gibt es Fotos, aber ich habe mir gedacht, es sei lustiger mich zeichnen zu lassen.
Morgen ist die Geburtstagsfeier von Ni. Sie wird 50. Da freue ich mich schon drauf! Bin mal gespannt wie es wird.
Viele Grüße aus Aywaille
Theresa