Back to (good old?) Germany!
Seit drei Wochen ist Anita_87 zurück in Deutschland. Im Tagebuch erzählt sie von den letzten Wochen in Wales und ihrer Ankunft in der Heimat.
Hallo zusammen.
Ja, nun bin ich tatsächlich schon seit beinahe drei Wochen wieder in Deutschland. Ich fange erst mal an von meinen letzten zwei bis drei Wochen in Wales zu berichten, denn da musste ich feststellen, was ich alles nicht gesehen und getan habe im letzten halben Jahr. So etwas wird einem immer erst am Ende klar. Auf einmal sieht man nicht mehr das, was man gesehen und erlebt hat, sondern das, was man noch unbedingt sehen und erleben wollte.
Am Samstag nach dem Strandurlaub wollte ich bewusst einen Ausflug alleine machen, nur um etwas nachzudenken und mich zu sammeln. Ich entschied mich für Abergavenny, eine kleine süße Marktstadt in der Nähe. War sehr nett. Sonntags kamen auch die Asiatinnen wieder von ihren Europe Trips zurück und es wurde wieder internationaler. (Yahoo!) Auch die zwei Wochenenden danach wollte ich nutzen und mir Dinge erfüllen, die einfach noch sein mussten. Am Ersten machten wir einen Mädelsausflug nach Oxford mit dem Hauptziel: Christ church college in dem Harry Potter meistens gedreht wurde! Highlight! Es war ein sehr schöner Tag mit einer Person die uns vor zwei Monaten verlassen hatte und auf Urlaub kam. Sie war eine ganze Woche da, sehr schön. An diesem Tag in Oxford traf ich auch eine andere Freiwillige aus Deutschland, die gerade angefangen hatte und mich von meinen Artikeln in youth-reporter kennt. Als sie mich sah, erkannte sie mich und ich freute mich total. (Solltest du das lesen: Hinterlass mir doch mal Name oder E-Mail.)
Anyway, abends gingen wir dann endlich mal wieder richtig weg! Das war sehr cool. Am Sonntag gammelten wir dann und sangen viele deutsche Volkslieder (für unsere Asiatinnen). In der Woche darauf fing ich an, von den ersten Klienten Abschied zu nehmen und realisierte langsam das sich immer schneller nähernde Ende. An meinem letzten Wochenende wollte ich unbedingt noch mal einen Strandtag einlegen. Also fuhren wir Samstag an die nächste Küste nach Barry und genossen den schönen Tag am Strand. Dort war ich vorher noch nie gewesen, dabei ist es so nah. Da hab ich mich aber geärgert, dass ich diesen super Strand so spät entdeckt habe. Naja, abends wurde noch der Geburtstag meines Mitbewohners gefeiert und sonntags...richtig: gegammelt, gequatscht und viel gegessen...wie so oft ;).
Und danach begann eine Woche voll trauriger Abschiede. Auch meine Nachfolgerin kam schon, so konnte ich ihr alles zeigen. Das hat mich etwas abgelenkt und ich verdrängte alles etwas. Donnerstag kam sie dann aber: Meine farewell-party. Meine! Konnte es einfach nicht glauben und wurde langsam immer emotionaler. Alle waren da (sogar ein Freund von Hamburg der sein Studium in Wales nun fortsetzt) und feierten meinen Abschied. Ich war einfach nur gerührt von allen Abschieden, Klienten und auch so privat - wie sie sich alle Gedanken machten und mir Geschenke und Karten überreichten...
Aber Freitags musste ich dann tatsächlich mein inzwischen so liebgewonnenes Cwmbran unter ankämpfenden Tränen hinter mir lassen und mir wieder einer Welt zuwenden, die mir im letzten halben Jahr zwar nicht fremd geworden ist, sich jedoch nicht mehr wie meine anfühlte. Nach Abschiedskaffe mit Freundin in London und verspätetem Flug, kam ich am Flughafen in Deutschland an. Meine Familie holte mich ab und es fühlte sich noch immer nicht real an. Als würde ich nur auf Urlaub kommen oder so. Erst zuhause lösten sich alle Spannungen und ich konnte die Tränen nicht mehr zurückhalten. Sollte nun wirklich alles vorbei sein? Und würde ich mich hier wieder einleben und vor allem verstanden werden wenn nicht?
Der erste Tag nach der Ankunft war der seltsamste. Ich wusste nicht was tun, das Haus verlassen wollt ich nicht. Als ich mich dazu dann später doch durchgerungen hatte, wurde ich fast vom Auto überfahren...ups, kein Linksverkehr mehr. Da fühlt man sich doch im eigenen Land auf einmal viel fremder als man dachte. Sonntags bekam ich schon ein paar Tage Besuch von einer Freiwilligen aus Taiwan, die inzwischen eine sehr gute Freundin wurde. Ihr Visum lief nach wenigen Tagen ab, weshalb das ihre letzte Chance war zu mir zu kommen. Als sie nach wenigen Tagen wieder abreiste, wurde natürlich alles erst mal noch schlimmer. Jetzt nach drei Wochen muss ich sagen: man lebt sich tatsächlich wieder ein, hat ja keine andere Wahl ;). Und trotzdem bin ich sehr überrascht, wie langsam das passiert und wie sehr mich das letzte halbe Jahr von dieser Welt hier abgetrennt hat, ohne dass ich es gemerkt habe. In Wales war Deutschland so nah und in Deutschland ist Wales so weit weg. Warum weiß ich nicht... Liebes Grüßle