Auf Wiedersehen Deutschland - Hola España
Mein Abschied in Deutschland und die ersten Stunden in Spanien
So jetzt rückt die Zeit wirklich näher und meine Zeit in Deutschland ist bis auf weiteres erstmal gezählt...
Es war der 03. Oktober 2015 und meine Familie, sowie meine Verwandten, kamen wie oft zusammen und aßen gemeinsam... Nein dieser Tag war ein ganz besonderer Tag - wir feierten, dass ich mein Bachelor als Sozialpädagogin mit "Auszeichnung" bestanden habe. Vier Jahre an der Saxion Hoogeschool in Enschede gingen nun endlich vorbei, aber eigentlich war es eine schöne und vor allem erfahrungsreiche Zeit. Auch wenn das letzte Jahr mit dem Minor, der Forschung, der Bachelorarbeit, dem Portfolio und dem großen endgültigen Abschlussgespräch sehr anstrengend war, habe ich wahnsinnig viel gelernt und bin dankbar für jede Herausforderung und neue Erfahrung. Aber nun ist es vorbei und es ist Zeit das Vergangene hinter sich zu lassen und sich zu verabschieden - nicht nur bei der Saxion, sondern auch bei meiner bisherigen Arbeitsstelle - einer Mädchenwohngruppe der evangelischen Jugendhilfe Münsterland... Auch hier war ich immer sehr gerne und hab mich hier manchmal sogar vor der Uni "versteckt". Nun liegt dieser Lebensabschnitt hinter mir, aber ich will mich nicht für immer verabschieden und verspreche mit Ihnen in Kontakt zu bleiben... Na klar - mit wichtigen und besonderen Menschen wünscht man sich doch in Kontakt zu bleiben. Und wenn man so viel gemeinsam durchgestanden hat und die Arbeitskolleginnen einen so gefördert, aufgebaut, motiviert und angespornt haben, dann ist es kein "Gott sei Dank ich kann gehen das Jahr ist vorbei“, sondern eher ein bedrücktes Gehen. Denn auf der einen Seite bin ich wahnsinnig traurig dieses wirklich tolle Team und die Mädels der Wohngruppe zu verlassen, freue mich aber auch gleichzeitig auf das Kommende... Denn seit dem Sommer weiß ich, wie es nach meinem Studium weiter gehen soll - ich mach einen Europäischen Freiwilligendienst in Tàrrega, Spanien. Und das ist einer meiner lang ersehnter Wünsche, den ich schon fast aufgegeben hatte... Nach vielen Bewerbungen und einigen "Skype-Gesprächen", habe ich mich nun für die Associació Alba in Spanien entschieden. Hier werde ich für sechs Monate leben, arbeiten und viele neue Erfahrungen sammeln!
Aber zurück zu meinem Abschied.... Der Abend war wirklich nett und später kamen dann noch mehr Leute dazu und so wurde aus meinem "bestandenen Bacheloressen" fließend meine Abschiedsfeier. Es sind wirklich viele Leute gekommen, die mir wichtig sind: Clique, Freundinnen aus der Schulzeit, Freundinnen aus der Unizeit, Arbeitskollegen/-innen und so weiter... Im ersten Moment spürte man gar nicht, dass es eine Abschiedsfeier war. In diesem Moment erinnerte mich nur die spanische Flagge daran, welche wir zuvor in der Garage aufgehangen hatten... Doch mit jeder Person, die nach Hause ging, wurde mir bewusster, dass es Realität wird. Besonders schwer fiel es mir bei meiner Oma, die die Tränen versuchte zu verbergen, aber ich genau wusste, wie schwierig dieser Abschied für uns beide war... Auch wenn ich meine Oma nicht jede Woche sehe, habe ich sie schrecklich lieb und fand es so grausam sie so zu sehen. Denn ich hatte mich für diesen Schritt entschieden, aber anderen keine Entscheidungsfreiheit gelassen - ich gehe und sie konnten daran nichts ändern... Naja der Abend war ein Hoch und Tief der Emotionen - neigte sich aber dann irgendwann doch dem Ende zu... Die "vorerst letzten" Tage wollte ich mit meiner Familie und meinem Freund alleine verbringen... Der letzte Abend bevor ich wirklich abreiste, war dann besonders schlimm - denn ich musste mich von meinen Eltern und von meinen Schwestern und deren Männern verabschieden... Auch hier versuchten alle irgendwie stark zu sein, aber die Emotionalität war einfach zu spüren... Und auch von dem ungeboren Baby musste ich mich verabschieden, denn meine Schwester ist schwanger und der errechnete Geburtstermin ist der 23.Oktober - somit werde ich die Geburt aus Spanien miterleben - und das bei meiner ersten Nichte... Aber nun gut, das Ganze hatte ich mir schließlich selber eingebrockt und jetzt Schluss mit Heulen... Schließlich erwartet mich eine wahnsinnige Erfahrung, die ich schon seit Ewigkeiten ersehene...
Am 07. Oktober ging dann also auch mein Flieger und mein Freund Sebastian brachte mich zum Flughafen... Auch hier war wieder ein letztes ungutes Gefühl und ein schlechtes Gewissen machte sich breit... Ich stelle meine Wünsche vor ihn und seinen Wünschen... Aber darüber hatten wir ja nun öfter gesprochen und ich verabschiedete mich von ihm - ist ja nicht für immer... Dann kam ein kritischer Moment und die Frage: Geht mein Gepäck durch? Ich muss zugeben ich bin eine Frau und soll für ein halbes Jahr nur mit 23 kg auskommen?! Ich musste ein wenig schummeln und ein oder zwei Kilo rein mogeln, aber sowohl mein großer Koffer als auch mein kleiner Handgepäckkoffer sowie meine "Handtasche", die schon eher wieder einem Rucksack ähnelte kamen durch die Kontrolle... Puh... Glück gehabt.. :D Das wäre ja auch noch eine Katastrophe gewesen, hätte ich mich am Flughafen noch von irgendwas trennen müssen… Naja um ehrlich zu sein, schickt mir meine Mutter noch ein Paket mit dicken Wintersachen, aber egal… :D
Und dann war es soweit - ich war alleine und ab jetzt auf mich gestellt.... Spanien ich komme, das Abenteuer kann starten... Naja wenn mein Flug pünktlich wäre :D - Die Crew hatte anscheinend keine Lust zu arbeiten und kamen zu spät.... So kam ich dann mit einer Stunde Verspätung endlich um 20:00 Uhr in Barcelona an... Und als ich so über Barcelona flog, kam endlich dieses Gefühl, alles richtig gemacht zu haben und ich lächelte... Freudig auf das, was da kommt....
Nachdem ich endlich mein Koffer hatte, ging es nun darum Vio (Violant ist meine Ansprechpartnerin in der Organisation) zu finden bzw. zu erkennen, schließlich hatten wir uns nur einmal in einem Skype-Gespräch gesehen... Aber alles völlig unkompliziert und sie kam mir freudestrahlend entgegen – Bussi rechts – Bussi links- ganz typisch spanisch eben... Am Auto standen dann auch schon meine beiden "Arbeitskollegen" - zwei andere EVSler, die ebenfalls am gleichen Tag angereist waren: Rokas aus Litauen und Clara aus Frankreich... Gemeinsam fuhren wir nach Tàrrega und nach einer kleinen Essenpause kamen wir dann auch spät in unserem neuen "ZuHause" an...
Mein neues Zuhause heißt Can'Aleix und ist gleichzeitig einer der Wohnhäuser der Menschen mit Handicap, die wir betreuen. Das Haus liegt mitten im Stadtzentrum und es ist wirklich die Mitte und alles spielt sich hier rum... :D Die EVSler haben ihren eigenen Flur, Küche und Wohnzimmer - die Duschen, Toiletten und Waschräume teilen wir uns mit den Bewohnern. Als ich dann in meinem Zimmer war, bin ich einfach nur noch müde in mein Bett gefallen… Auf süße Träume in der ersten Nacht in Tàrrega - meinem Zuhause… Wie sagt man so schön, was in der ersten Nacht in einem neuen Bett geträumt wird, wird wahr? – Naja mal abwarten was ich träume….
Gute Nacht oder Buenos nochés