Auch Sevilla feiert den Frühling
Frühlingsfeste gibt es in Spanien zahlreiche - und doch ist jedes wieder einzigartig!
Ob ich eine Vorstellung davon hätte, wie viel ein Zelt, eine sogenannte „Caseta“, auf der Feria de Abril de Sevilla, der Aprilfeier von Sevilla, kosten könnte, wurde ich am Montagmorgen bei der Arbeit in meinem Projekt gefragt, nachdem ich begeistert von meinem Wochenendbesuch dort erzählt hatte. Die Schüler um mich herum fingen daraufhin an zu raten: Vielleicht so um die 100 Euro? Oder doch eher 200? Ab 6000 Euro aufwärts, lautete die Antwort der Lehrerin, wobei viele der Zelte noch viel mehr kosten würden. In anderen Teilen von Spanien nehmen Menschen Hypotheken auf, um in den Urlaub fahren zu können, fügte sie hinzu, in Sevilla nehmen sie Hypotheken auf, um sich ein solches Zelt leisten zu können.
Aber worum geht es eigentlich bei der Feria de Abril? Ferias gibt es in vielen Teilen von Spanien, auch wenn die von Sevilla und Córdoba wohl eindeutig zu den bekanntesten gehören. Aprilfest würde es wortwörtlich übersetzt heißen, viele Reiseführer bevorzugen den Ausdruck Frühlingsfest. Es ist eine von den Wochen, in denen sowohl Einheimische als auch Touristen aus ganz Spanien in eine einzige Stadt strömen.
Als wir am Samstagnachmittag, dem letzten Wochenende der Feria, dort ankommen, ist zuerst einmal im Stadtzentrum nicht viel los. Die Feria liegt etwas außerhalb, die Feier der Einheimischen hat hier längst begonnen, im Stadtzentrum herrschen noch eher die Touristen vor. Einige typisch gekleidete Einheimische kommen uns auf ihrem Weg zur Feria jedoch bereits entgegen: Die Männer tragen Anzüge, der Traditio zufolge die Anzüge der Bauern, während die Frauen in den Kleidern gekleidet sind, die die meisten Touristen oftmals nur mit dem Flamencotext assoziieren, kunterbunte, gemusterte und besonders oft gepunktete Rüschenkleider. Die zahlreichen Souvenirladen von Sevilla verkaufen das ganze Jahr über meist rote und schwarze Blumenanstecker mit weißen Punkten, die ins Haar gesteckt werden können. Ich vermute, dass sie kaum an einem anderen Tag im Jahr so viele davon verkaufen wie an diesem – so viele Touristen wollen auf der Feria doch ein bisschen aussehen wie die Einheimischen.
Als es allmählich dunkel wird, ist es im Stadtzentrum inzwischen absolut leer geworden, die Straßen auf dem Weg zur Feria sind dafür gefüllt. Sie beginnt mit einem riesigen Tor, von dem tausend Lichter auf die Besucher herunterlanden. Die Feria findet nicht beispielsweise wie die Fallas von Valencia in der gesamten Stadt, sondern auf einigen nebeneinanderliegenden und extra dafür abgesperrten Straßen statt. Entlang der Straßen sind unzählbar viele Lichter befestigt, sodass in der Nacht die ganze Feria erleuchtet. Als wir knapp nach Mitternacht im Riesenrad sitzen, ist es einfach unglaublich, auf ein solches Lichtermeer hinunterschauen zu können.
Die Casetas, die Zelte auf der Feria, darf man sich nicht wie Campingzelten, sondern eher wie Festzelte vorstellen. Sie sind oft von außen aufwendig bemalt und gleichen von innen einem Wohnzimmer: An den Wänden hängen Bilder und darin stehen Sofas, Tische und mehr. Einige wenige von ihnen sind öffentliche Casetas, der Großteil ist jedoch privat. Dies bedeutet, dass Familien, Stiftungen, Parteien u.ä. Eine solche Caseta aufbauen, Essen und Trinken sowie oft auch Live-Sänger und mehr organisieren und ihre Freunde einladen.
Eins ist nach einem Abend auf der Feria de Abril de Sevilla auf jeden Fall klar: Die Spanier mögen das Zusammensein und sie mögen das Feiern!