Are we going?
Mein On-Arrival-Training mitten in den Bergen, irgendwo in der Nähe von Madrid
Nach einem freien und warmen Vormittag, machten meine ebenfalls deutsche Mitfreiwillige Eda und ich uns auf dem Weg nach Madrid. Wir sollten mit dem Hochgeschwindigkeitszug fahren und haben sicherheitshalber schon am Vorabend den Weg zum Bahnhof erkundet, dass auch ja nichts schiefgehen würde. Die Bahnhofshalle von Toledo ist übrigens sehr schön, auch wenn es ein recht kleiner Bahnhof ist. Mit blau-weiß gefliesten Wänden, schweren Holzbänken und altmodischen Informationsschaltern, die im absoluten Kontrast zu den modernen Zügen und den strengen Sicherheitsvorkehrungen stehen. Denn vor Betreten des mehr als komfortablen Zuges, müssen Reisender und Gepäckstück einen Sicherheitscheck über sich ergehen lassen, fast so wie am Flughafen. Grund für derartige Vorkehrungen ist möglicherweise der Anschlag auf einen Zug in Madrid im Jahr 2004, wie sehr das wirklich zusammenhängt weiß ich aber leider nicht.
Jedenfalls befanden wir uns nur wenige Stunden später in einer Jugendherberge mitten in den Bergen und spielten Kennlernspiele.
Die Gruppe aus ungefähr 25 Freiwilligen war sehr bunt gemischt: Freiwillige im Alter von 18 bis 30 Jahren aus Ungarn, Frankreich, Deutschland, Litauen, Polen, Lettland, Bulgarien, Portugal, Russland, Serbien, Italien und den Niederlanden. So gab es schon am darauffolgenden Tag beim interkulturellen Abend einiges zu lernen und erfahren. Zum Beispiel dass ungarisch nur mit einer anderen Sprache entfernt verwandt ist (nämlich finnisch) , dass viele Leute denken Portugal gehöre zu Spanien (tut es nicht) und dass das kyrillische Alphabet aus der Feder eines Bulgaren stammt, weshalb man niemals die Frage stellen sollte wie es denn komme, dass man in Bulgarien mit russischen Buchstaben schreibt. Ansonsten lernten wir natürlich alles zum Thema Erasmus+, Cigna, OLS aber auch viel über Spanien als Gastland und vor allem das Non-Formale Lernen.
Obwohl der Ort Cercedilla, wo wir untergebracht waren, sehr klein war und abgesehen von drei kleinen Bars und einem Bahnhof mit Supermarkt nicht viel zu bieten hatte, ließen wir es uns nicht nehmen fast jeden Abend eine kleine Nachtwanderung zu der Bar mit Tanzfläche zu machen, jedoch erst nachdem sich der Großteil der Gruppe im Foyer getroffen hatte um ausführlichst zu diskutieren, ob es sich wirklich noch lohnte loszugehen oder ob wir dem chronischen Schlafmangel einfach erliegen sollten. Also drehte sich meist alles um die wenigen Fragen: „Are we going?“. „Are you going?“ und „You are not going?“. Wie bereits gesagt lautete die Antwort meistens „Yes, we are going!“, was viele lustige Abende bedeute und ein riesiges Schlafdefizit für mich, welches meine Aufnahmefähigkeit zum Ende des sechstägigen Seminars zunehmend einschränkte.
Eine große Hilfe um die Tage trotzdem gut zu überstehen, war die erstklassige Versorgung durch die Küche des Hostels, wo von den Küchenfrauen zu jeder Mahlzeit für alle Essgewohnheiten leckere Speisen bereitet wurden, sowie Kaffee und Tee für die Pausen.
An einem Tag kam sogar das spanische Fernsehen vorbei um mit ein paar freiwilligen (hihi freiwillige Freiwillige) kurze Interviews zu führen.
Am vorletzten Tag stand ein Ausflug nach Segovia auf dem Programm, einer kleinen Stadt nord-östlich von Madrid, die vor allem für das große Aquädukt bekannt ist, das vor mehr als 2000 Jahren gebaut wurde, insgesamt 16.186 Meter lang ist und so einer der Gründe ist, warum Segovia zu einem sehr beliebten Ausflugsziel für Touristen wurde.
Denn Segovia hat neben dem Aquädukt noch einiges mehr zu bieten: wunderschöne Aussichtspunkte, mittelalterliche Gebäude, eine beeindruckende Kathedrale und ein Alcazar, das an ein Disney-Schloss erinnert. Leider hatten wir jedoch nur wenig Zeit um uns die Stadt und all ihre Sehenswürdigkeiten genauer anzuschauen, da wir von der National Agentur zum Abendessen in einem der vielen Restaurants dort eingeladen wurden.
Auch für den letzten Abend haben sich unsere Organisatoren etwas besonderes Einfallen lassen, denn um spielerisch etwas mehr über Spanien zu lernen, hatten sie zwei als Flamencotänzer*in hergemachte Gäste eingeladen, die mit uns kindergeburtstagstaugliche (aber auch für uns noch sehr amüsante) Spiele spielten und uns ein paar Tanzschritte beibrachten.
Alles in einem ein meiner Meinung nach sehr schönes, wenn auch sehr anstrengendes On-Arrival-Training, von dem ich viele tolle neue Bekanntschaften mitnehmen konnte und mit denen teilweise schon einige Pläne für Besuche und gemeinsame Unternehmungen gemacht wurden.