Arbeiten, Lernen, Joggen
Der Frühling kommt nach Burgas und ich habe viel zu tun.
Hier in Bulgarien hält der Frühling Einzug. Seit etwa einer Woche kämpft die Sonne erfolgreich gegen das Grau der Wolken an und lässt Burgas „erwachen“. Nachdem ich vorletzte Woche zwei Tag lang dem Wintertrübsinn verfallen war, freue ich mich jetzt über jeden sonnigen Tag. Allerdings ist das Märzwetter ein bisschen mit unserem Aprilwetter zu vergleichen: heute gab es schon blauen Himmel, Wolken, Regen, Hagel und Wind. Aber die Richtung ist erkennbar und ich freue mich wahnsinnig auf gutes Wetter!
Letztes Wochenende habe ich mich mal wieder auf die Reise ins beschauliche Tervel gemacht. Lilit hat dort für eine Gruppe von Schülern einen Englischnachmittag vorbereitet und dazu Robert, mich und zwei neue Freiwillige eingeladen. Diesmal hat auf der Hinreise alles geklappt und selbst der Busbahnhof in Dobrich ist in strahlender Sonne nur noch halb so trist.
Robert und Lilit hatten für den Nachmittag eine Art „Taboo“ mit englischen Wörtern vorbereitet. Allerdings gestaltete sich das Spiel als sehr schwer, weil die Bulgaren fast kein Englisch konnten – selbst einfache Wörter wie Tante, Hose und Elefant waren teilweise unlösbar. Das Gute war, dass ich die meisten Wörter auf Bulgarisch kannte und so kleine Hilfestellungen geben konnte. Auch ist mir das Sprechen mit den Schülern aus Tervel ziemlich leicht gefallen und ich konnte sogar ein klein wenig für eine der neuen Freiwilligen übersetzen.
Abends waren wir dann zu fünft bei Lilit und hatten einen schönen Abend. Ich habe Anja und Alina (aus Deutschland und Polen) kennengelernt, die ihren Freiwilligendienst in Varna begonnen haben. Es macht immer wieder Spaß, neue und interessante Leute kennenzulernen. Robert hatte einige von diesen Geduldsspielen dabei, bei denen man zwei Teile auseinandernehmen muss, obwohl das auf den ersten (und oftmals auch auf den zweiten) Blick unmöglich erscheint. Letztendlich haben wir es an dem Abend geschafft eine dieser Knobeleien zu lösen. Die anderen haben ihre Lösung trotz vieler Versuche für sich behalten.
Auf der Heimreise am Samstag hatte ich trotz guter Vorbereitung Probleme. Ich hatte mir extra Bilder von den Fahrplänen in Varna, Dobrich und Tervel gemacht, da man im Internet keine (aktuellen) Fahrpläne findet. Am Busbahnhof in Tervel wurden meine Hoffnungen einen gültigen Fahrplan zu besitzen jedoch enttäuscht. Auf die Frage, ob der Bus um 12.30 Uhr fährt, antwortete die kreuzworträtselnde Frau nur, „falls dieser nicht kommen sollte, gibt es in einer Stunde einen anderen“.
Im Büro hatte ich diese Woche wirklich viel Arbeit (so viel, dass ich es nicht geschafft habe, meiner liebgewonnenen Gewohnheit, den Tag mit Bulgarisch lernen zu beginnen, nachzugehen).
Ich habe eine Präsentation über meine EFD-Erfahrungen gemacht, die ich morgen in Sofia auf einer Karrieremesse vorstellen soll. Da die gesamte Präsentation auf Bulgarisch ist, war sie mit viel Arbeitsaufwand verbunden. Es fühlt sich ziemlich seltsam an, seinen kompletten Text vorher auszuformulieren, aber anders ist das auf Bulgarisch noch nicht möglich.
Ansonsten hat mich die Vorbereitung für das Seminar über „Politische Bildung“ beschäftigt. Ich habe für alle Teilnehmer (diesmal Erwachsene) Ringbücher mit verschiedenen Methoden, Prinzipien und Ideen der politischen Bildung vorbereitet. In Bulgarien ist es jedoch nicht möglich von „politischer Bildung“ zu sprechen, da das Wort „Politik“ in Bulgarien durchgehend negativ besetzt ist. „Politik“ hat etwas Schmutziges an sich und ich habe das Gefühl, viele Bulgaren reagieren etwas angewidert auf dieses Wort.
Die Arbeit des FAR-Vereins wird deshalb immer als „Демократично образование“ oder „Гражданско образование“ (Demokratie- oder Bürgerbildung) vorgestellt, was aber der politischen Bildung in Deutschland entspricht.
Das Seminar war ziemlich gut, jedoch hatte ich mal wieder Probleme beim Verstehen der Teilnehmer. Nach einer gewissen Zeit schaffe ich es selbst mit Anstrengung nicht mehr, etwas zu verstehen. Sehr schön war es deshalb, dass es beim Seminar einige Spiele gab, bei denen ich mich vom Zuhören etwas erholen konnte.
Um mein Bulgarisch weiter zu verbessern, lerne ich seit letzter Woche noch bei einer zweiten Lehrerin. Nach einem normalen Arbeitstag und anderthalb Stunden Bulgarisch war ich dann erst gegen 19.00 zuhause und ziemlich KO. Am Freitag und Sonntag habe ich es geschafft, bei strahlender Sonne direkt am Meer joggen zu gehen - einfach fantastisch!
Sofern die Bahn nicht streikt, fahre ich morgen nach Sofia und dann von dort aus weiter zum Mid-Term-Training nach Veliko Tarnovo.