Anne allein in Arad
Henderson hat sich das erste Mal so richtig verlaufen: sie berichtet von ihrer abenteuerlichen Reise durch Arad und der Erkenntnis, dass man auch dann sein Ziel finden kann, wenn man gar nicht weiß, wonach man fragen soll.
Ja heute ist es passiert!
Ich habe mich das erste Mal richtig verlaufen. Also im Grunde wusste ich noch, wie ich dahin gekommen bin, aber ich hatte keine Ahnung mehr, wie ich dort hinkomme, wo ich eigentlich hin wollte.
Doch fangen wir vorne an:
Der gestrige Tag verlief weitestgehend ruhig. Nachmittags stand eine Führung durch ein Romaviertel an. Doch dieses Mal waren sie nicht ganz so arm und die Integrationsversuche haben gewirkt. Abends ging es dann noch mal los zu einem großen Schwimmcenter. Dort gibt es einige Kneipen, sodass ein wenig gefeiert wurde.
Heute dann ging es schon recht früh los nach Timisoara. Eine etwas größere Stadt etwas südlich von Arad. Ich bin mit Mirjam hingefahren und wir hatten ne Menge Spaß!
Timisoara ist eine geschichtlich recht bedeutende Stadt. Hier begann die Revolution der Rumänen, die sich dadurch von ihrem kommunistischen Herrscher befreiten. Auch sonst gibt es einige schöne Kirchen und Gebäude. Trotzdem verbrachten wir bestimmt zwei Stunden damit in der Mittagssonne in einem Park zu liegen und unbekannten Flugobjekten nachzuschauen.
Wir waren um 21:00 Uhr zu einer Party mit den ganzen anderen Freiwilligen verabredet. Waren auch um acht Uhr wieder da. Doch von da an ging einiges schief. Zuerst sind wir am falschen Bahnhof ausgestiegen. Dadurch waren wir im Norden von Arad, obwohl wir eigentlich in den Süden wollten. Machte aber nichts, ging dann mit der Straßenbahn weiter. Hätte alles zeitlich noch gepasst, wenn ich nicht zu meiner Wohnung zurückgewollt hätte, um noch ne Runde zu duschen.
Doch im Appartement (so wird die Wohnung genannt, in der ich wohne) war keiner…
Natürlich hatte ich keinen Schlüssel.
Also hoffte ich darauf, dass noch irgendeiner meiner Mitbewohner kommen würde.
Aber nichts geschah.
Dann hab ich mir gedacht, die sind bestimmt in der Villa. Die Villa ist ein Haus, in dem die anderen Freiwilligen in Arad leben. Ich bin nur einmal dahin gekommen. Und das über einige Umwege und einem sehr langen Fußmarsch. Aber was blieb mir anderes übrig? Ich wollte die Nacht eigentlich nicht in irgendeiner Gasse verbringen…
Also bin ich losgelatscht.
Ich hab den ganzen Weg zu meinem eigenen Erstaunen auf Anhieb gefunden. Durch alle Straßen bin ich Zielsicher gelaufen. Nie vom Weg abgekommen. Doch auf der Zielgeraden bin ich eingeknickt. Ich musste nur noch mit einer Straßenbahnlinie zwei Stationen fahren und immer geradeaus.
An sich nicht schwierig. Doch irgendwie überforderte mich das bis zwei zählen…
Ich bin dann eine Station zu früh ausgestiegen. Leider kannte ich den unterschied zwischen den beiden Stationen nicht und bin losgegangen…
Nach einigen Minuten hab ich mich gefragt, ob ich wirklich richtig bin. Nach einer Viertelstunde hab ich mir dann gedacht, dass ich falsch bin. Doch gecheckt habe ich es erst, als die Straße zu Ende war und die Villa immer noch nicht aufgetaucht.
Also den ganzen Weg zurück.
Mittlerweile war es schon nach neun Uhr, sodass ich nur noch darauf hoffen konnte, dass irgendjemand nicht zu der Party, sondern in der Villa geblieben ist. Als ich die Straßenbahnstation wieder gefunden hatte, wunderte ich mich immer noch, wo denn die Villa geblieben ist. So ein recht großes Haus bewegt sich recht langsam, so dass ich davon ausgehen konnte, dass es sich maximal um einige Zentimeter seit meinem letzten besuch bewegt hatte… Irgendwas stimmte hier gar nicht…
Also durchfragen!
Doch wie soll man sich durchfragen, wenn man weder ne Ahnung hat, wie die Plätze an denen man sich orientiert heißen, noch ne Adresse von seinem Zielort hat. Ein wirklich nicht ganz einfaches Unterfangen…. Doch es klappte^^
Ich beschrieb den Platz, an dem ich eingestiegen war und bekam heraus, dass ich einfach nur eine Station zu früh ausgestiegen war. Also eine weiter und fix den Weg lang und schon stand ich vor dem Ort, an den ich mich so gesehnt hatte!
Glücklicherweise wollte ein Ägypter mit seiner Familie telefonieren, so dass er da blieb. Ich kann die Nacht also in der Villa schlafen und morgen früh sehen, dass ich wieder zum Appartement zurückkomme.
Dann geht’s mittags wieder los nach Coavasant. Danach gehen die freien Tage zu Ende und ich muss wirklich mal so was wie arbeiten.