Angela Märzel
Ich muss euch leider enttäuschen oder auch erfreuen, aber dieser Eintrag hat nichts mit Angela Merkel zu tun, ich suchte nur ein Wortspiel mit März, was schwierig ist, da alles so negativ ist (Die Iden des März, ausmerzen, Weltschmärz). Aber die Frau von Herrn Taschenbier heißt Frau März! Also bevor sie seinen Namen annahm. Das wiederum ist positiv. Nun ja, also in diesem Bericht geht es um den Monat März in Brixen.
Ich habe beschlossen, euch jeden Monat einen längeren Monatsbericht zu lesen zu geben. Wann nach Monatsende ich ihn hochlade, kommt sicherlich immer ein bisschen darauf an. Über den Februar habe ich soweit ich weiß ja schon größtenteils berichtet, also über die vier Tage, die ich hier war. In den ersten Wochen musste ich mich natürlich erst einmal ziemlich eingewöhnen, auch wenn Südtirol sicherlich keine Gegend mit Kulturschockgarantie ist, wenn man aus Deutschland kommt.
Ein kleiner Kulturschock ist das Haus hier, in dem ich wohne. Ich möchte es auch nicht zu sehr kritisieren, es liegt wunderschön und es ist auch wunderschön, wir haben eine Terrasse mit Garten, Katzen, die täglich dort vorbeikommen und eine riesige Küche.
Allerdings ist das Haus ziemlich kalt, weil es nur dann geheizt werden (soll), wenn wir da sind und nicht schlafen. Wir haben also eine Heizung, die zentral geschaltet ist und dazu noch drei Holzöfen. Holzöfen, wie romantisch!
Holzöfen sind meiner Meinung nach nicht romantisch! Vielleicht sind sie es doch, aber nur, wenn sie
a) nicht die einzige Wärmequelle sind, sondern nur zusätzlich da sind
b) per Fingerschnipsen angehen und man nicht ewig braucht, bis endlich mal etwas brennt
c) sie digital projeziert werden
Wer findet die falsche Antwort?
Ansonsten muss man das Wasser bis zu einer Stunde vorher aufdrehen, wenn man warm duschen will (es wird mit Solarzellen erwärmt, das finde ich hingegen super), die Waschmaschine muss eingesteckt und es muss ebenfalls das Wasser aufgedreht werden und wenn man zu viele technische Geräte auf einmal anmacht, geht der Strom aus. Ich fühle mich manchmal ein bisschen wie im vergangenen Jahrhundert.
Fazit: Einen Winter hätte ich hier definitiv nicht überlebt, aber da es hier gerade immer wärmer wird, komm ich damit schon klar. Die letzten drei Märzwochen hat es nicht geregnet und es hatte teilweise schon fast 20 Grad. Mein Ziel, Erasmus in einer wärmeren Stadt als Koblenz zu machen, ist glaube ich erfüllt.
Jetzt ein paar Worte zur Uni- ich finde es wirklich doof, dass meine Fakultät ausgelagert ist. Beziehungsweise, dass sie so halb ausgelagert ist. Manche Kurse finden nämlich auch in Bozen statt und da es im Sommersemester weniger Auswahl gibt, muss ich einen Kurs in Bozen belegen. Ich pendle also zweimal pro Woche nach Bozen, einmal für eine Vorlesung und einmal für den Sprachkurs. Der Sprachkurs ist es mir aber wirklich wert zu pendeln. Nach zahlreichen E-Mails und zwei Besuchen im Language Center kam ich dann wirklich in den Kurs, in den ich wollte und habe einen super Lehrer, der immer nur italienisch spricht, aber ziemlich gut Deutsch kann. Sich rückversichern kann man also immer. Außer mir besuchen nur noch drei andere Leute den Kurs, es ist also wirklich perfekt.
Zurück zur Uni- da die Koblenzer Kulturwissenschaft ja so eine Sonderregelung hat mit den Prüfungen im Ausland hat, habe ich mit fast allen Professoren dreimal reden müssen, aber letztendlich wurde mir genehmigt, dass ich nur eine Prüfung machen muss und in den anderen Kursen 70 Prozent der Zeit anwesend sein muss sowie die Seminarleistungen erledigen muss.
Ich habe vier Vorlesungen, die teilweise bis zu vier Stunden gehen (effektiv aber eher 3), nämlich: Kultur und Ästhetik, Sociologia della Cultura, Settings und Dynamiken in Gruppen und Gemeinschaften sowie Musik als Kommunikationsmittel. Nach zwei Wochen habe ich erfahren, dass ich in Bozen noch zwei weitere teilweise besser passende Kurse hätte belegen können, aber da ich das erst nach zwei Wochen zufällig erfahren habe und die Kurse in Bozen waren, belegte ich sie nicht.
Die Professoren sind alle sehr nett, der Inhalt der Vorlesungen interessiert mich größtenteils, auch wenn mir die Philosophie etwas fehlt (auch wenn sie in ein paar Vorlesungen auch mal vorkommt). Ich werde aber wahrscheinlich nächste Woche mal in die philosophisch-theologische Fakultät gehen und mich dort in eine Vorlesung setzen.
Kultur und Ästhetik ist meine Lieblingsvorlesung, da habe ich schon zwei Referate über Texte gehört, die ich im ersten Semester lesen musste ;D und wir haben einmal eine Exkursion durch Bozen gemacht und uns die Architektur der 30-er-Jahre und des Faschismus angeschaut.
Ansonsten muss ich sagen, dass ich das Mensaessen liebe. Das Essen ist ein klein bisschen teurer als in Koblenz, aber es ist wirklich immer lecker (einige Beispiele: Grießnockerln, Nudeln mit Kürbis, Spinatrisotto). Es gibt tatsächlich viel Pizza und Pasta in der Mensa, aber auch Kebab! In Brixen ist die Mensa leider im Keller, aber bei gutem Wetter kann man auch auf der Dachterrasse essen.
Und die Bibliothek werde ich auch vermissen, wenn ich wieder in Koblenz studiere, die Brixener Öffnungszeiten (bis 19 Uhr) zwar nicht, aber die Größe und die Vielzahl der Bücher sowie die Möglichkeit, sich ein Ebook von zu Hause aus herunterzuladen.
Okay, genug Geschwafel von der Uni, jetzt zu meinem Erasmusleben hier. Ein Erasmussemester in Brixen ist definitiv kein Partysemester, das war mir natürlich vorher klar. Was ich allerdings wirklich schade finde, dass wir so wenig Erasmus-Studenten in Brixen sind, nämlich 6, davon wohnen allerdings nur zwei in Brixen und eine Person davon bin ich.
Viel Party machen kann ich also generell nicht, habe ich in der ersten Woche aber schon, nämlich bei den Snowdays! Da verweise ich auf meine beiden Blogeinträge:
Am Ende der zweiten Woche war meine Mutter zu Besuch und es ging südwärts, nämlich nach Venedig. Meine Mutter hatte ein Sparangebot für ein Hotel dort gefunden, das laut ihren Angaben in der Nähe vom Markusplatz sei. Tatsächlich stellte sich heraus, dass es direkt auf dem Markusplatz war! In Venedig fuhren wir viel Wasserbus, einmal kurz Gondel (30 Sekunden, kann man für zwei Euro machen, dann fährt man von einer Seite zur anderen) und besichtigten das jüdische Ghetto. Empfehlen können wir es, sich in einer der zahlreichen Bäckereien etwas zu essen zu kaufen, das ist günstig und lecker. Ich konnte während des Aufenthalts auch ein paar Mal mein Italienisch üben unter anderem mit einem Brasilianer, den wir an dem Bahnhof in Verona trafen, auf dem wir leider fälschlich umgestiegen waren.
Die nächste Woche verbrachte in größtenteils in Brixen. An einem Abend machten wir eine nächtliche Stadtführung durch Brixen, die leider weniger gruselig war, als erwartet, auf der wir allerdings interessante Fakten über Brixen erfuhren, beispielsweise, dass dort mal ein Elefant zu Besuch war und es deshalb dort auch ein Hotel Elefant gibt.
Am nächsten Tag gingen Sarka (das ist die andere Erasmus-Studentin in Brixen) und ich zur einer Veranstaltung mit dem Titel „What does it mean to be a refugee?“- die in welcher Sprache war? Italienisch! Glücklicherweise war ein Professor von Sarka so nett und übersetzte ihr und nachdem ich vom zweiten Beitrag leider nur die Hälfte verstanden hatte, hörte ich ihm dann auch zu. Danach gab es dann noch ein Fairtradebuffet, was dann wiederum ohne Worte ging, mjam mjam. Das Wochenende verbrachte ich komplett in Brixen, am Samstag gingen Sarka und ich zum riiiiiiiiiiiesigen Markt (er besteht aus sechs Ständen) und danach noch zu mir und am nächsten Tag ging ich mit meiner Mitbewohnerin Sonia „spazieren“.
Wir liefen „kurz“ zum „nahe gelegenen“ Vahrner See (3,5 Stunden hin, 1,5 Stunden zurück) und besichtigten auf dem Hinweg noch das Kloster Neustift und lauschten einem Kinderchor. Bei diesem „Spaziergang“ sah ich auch die ersten Kühe Brixens und erzählt das dann natürlich gleich Niko.
Bevor ich zur letzten Märzwoche komme, erzähle ich noch kurz von meinem Buddy und meinem Tandempartner. Erstere traf ich nach drei Wochen endlich mal, nachdem immer einer von uns beiden keine Zeit hatte. Sie ist Südtirolerin, hat Erasmus in München gemacht und wohnt oberhalb von Bozen und ich frage mich immer noch, was die weibliche Form von Buddy ist. Meinen Tandempartner fand ich über eine Anzeige am schwarzen Brett in Brixen.
Er spricht wirklich gut Deutsch, er kannte sogar den Ausdruck „komischer Kauz“ und möchte im Juni eine Prüfung beim Goethe-Institut machen, worauf er sich jetzt natürlich schon vorbereitet. Wir treffen uns mehr oder weniger einmal pro Woche, dann aber ziemlich lange. Mein Italienisch ist natürlich deutlich schlechter als sein Deutsch, aber wir schaffen es trotzdem, uns zu unterhalten.
Bemerkenswerte ist eher, dass ich es geschafft habe, einen Italiener auf etwas zu trinken einzuladen! Und er ist kein Südtiroler, sondern kommt aus Venedig! Wir treffen uns immer in einem Café am Domplatz und da er mich beim ersten Mal eingeladen hat, wollte ich mich revanchieren und habe es ohne allzu großen Protest sogar geschafft- bitte seid stolz auf mich :D.
In der letzten Märzwoche hatte ich osterbedingt den Freitag frei. An diesem Tag spazierte ich nur ein bisschen an einem der beiden Brixener Flüsse, dem Eisack, entlang. Samstags hingegen stürzten Sarka und ich uns in das Abenteuer- eine Gondelfahrt nach Oberbozen, das 1000 m oberhalb von Bozen liegt. Dort wanderten wir zu einem Aussichtspunkt, an dem man Erdpyramiden von Nahem sehen kann. Wir beide hatten davor noch nie von diesem Phänomen gehört und waren natürlich sehr neugierig. Sie sahen anders aus als erwartet, nämlich schöner! Wir mussten auch feststellen, dass Südtiroler wohl scheinbar glauben, alle Wanderer wären unglaublich sportlich, die Zeitangaben auf den Schildern stimmten kaum mit der Wirklichkeit überein. Am Ostersonntag kochten Sarka und ich im Wohnheim zusammen Pasta (wie und womit erwähne ich hier nicht, es gibt vielleicht Italiener, die diesen Blog lesen) und spielten Singstar, was ziemlich gut möglich war, da das Wohnheim wegen Ostern wie ausgestorben war. Abends machte ich mit Sonia einen Harry Potter- und Pizzaabend. Ich bewundere den Pizzaboten immer noch dafür, dass er unser Haus gefunden hat!
Montags wollte ich mich eigentlich mit meiner Buddy in Klausen treffen, aufgrund meiner Unfähigkeit mit dem richtigen Zug zu fahren, trafen wir uns letztendlich doch in Bozen. Am nächsten Tag ging es dann für eine knappe Woche nach Wien zur lang ersehnten Europeers-Schulung, doch dazu in meinem Aprilblog mehr.
Und wer es geschafft hat, dies alles zu lesen, wow! Benissimo, siete bravi!
Commentaires