Angekommen
Nach fast einer Woche in Daugavpils, Lettland, wird es langsam Zeit für den ersten Bericht über Arbeit, Freizeit und nationale Besonderheiten.
Daugavpils ist schön. Daran können auch kalte Füße und 20 Stunden Anreise nichts ändern.
Ich fühle mich hier wirklich wohl - zwischen schmuddeligen Wohnblocks und imposanten eklektizistischen Häusern, in der klapprigen Tram, in unserer altmodischen Wohnung mit Blumentapete und dunklen Möbeln.
Jedenfalls - beklagen kann ich mich nicht. Die Leute sind alle wirklich nett, unsere Chefs sorgen für uns, unsere Mentoren unternehmen ständig was mit uns und die Arbeit ist eigentlich auch ganz spaßig, auch wenn es zum Großteil Büroarbeit ist. Am Wochenende waren wir schon im Kino (Cowboys and Aliens; Englisch mit russischen und lettischen Untertiteln), Bowlen, ein halbes Dutzend Mal Essen und heute in der Universität bei so einer Art Aufnahmezeremonie für die neuen Studenten - ein Hindernisparcours mit verschiedenen Stationen, zB. in einem Fass einen Hügel runterrollen oder eine Kakerlake verspeisen (das denken zumindest die Teilnehmer).
Wir hatten uns entschieden, nur zuzuschauen, was auch nicht schlecht war - ich hatte unter anderem mal wieder Gelegenheit, meine grauenvollen Spanischkenntnisse an die Frau zu bringen - in diesem Fall an die Spanischstudentin.
Wie die Arbeit ist? Also... ich habe zwar schon 26 Stunden geabeitet (theoretisch jedenfalls), aber ich habe nicht wirklich das Gefühl irgendwas getan zu haben. Am Montag war die Einweihungsfeier unserer neuen Unterrichts- und Büroräume, ich durfte zu diesem Anlass in ein Hahnenkostüm schlüpfen und mit ein paar Mitarbeitern als "Bremer Stadtmusikanten" Geschenke und Glückwünsche überbringen.
War schon ziemlich witzig, und meine Kollegin Inga (Hund) nutzte die Wartezeit um mir ein paar lettische und russische Wörter beizubringen.
Aber wir waren nur ein kleiner Teil des Programms: Die Frauengesangsgruppe hatte mehrere Auftritte mit Liedern wie "Oh Susanna" oder "Ich weiß nicht was soll es bedeuten" und es wurden gefühlte achzig Reden gehalten. Die Gäste waren alle ziemlich nett, viele konnten Deutsch und mit mir sprechen, das war zur Abwechslung mal ganz angenehm (Info am Rande: Ich bin wirklich der einzige Mensch hier der kein Russisch spricht).
Abgesehen davon ist mein Arbeitsalltag eher ruhig - deutsche Texte korrigieren, hier und da mit einem Deutschlernenden sprechen... und ein Interview haben wir schon gegeben - im Fernsehn waren wir übrigens auch. Okay, auf youtube.
Meine Erkenntnisse bis jetzt:
Vegetarier haben's hier schwer - kleines Beispiel: Einer von 9 Salaten ist vegetarisch.
Das Essen ist hier ziemlich schwer und fettig, so wie eine typische Nachkriegsoma kocht - aber bisher fand ich's lecker.
Russisch ist eine verflucht schwere Sprache! Ich bezweifle wirklich stark, dass ich es schaffe die zu lernen - vor allem, wenn ich gleichzeitig auch noch lettisch lerne, was wesentlich leichter zu sein scheint.
Es ist kalt. Glaubt niemandem, der euch erzählt, es sei hier im Großen und Ganzen wie in Deutschland - nehmt bloß lange Unterhosen und Skijacken mit! Ich will nicht wissen, wie es hier im Winter ist.
Und zu guter Letzt: Die Busse sind langsam. xD Für etwas über 200 km haben wir schlappe 4 Stunden gebraucht - zum Vergleich, der Taxifahrer der mich bei der Hinreise 115 kmr gefahren hat, hat das locker in einer dreiviertel Stunde gepackt.
Dann bis bald! :)
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