Angekommen und mitten drin
Ich bin nun also in den USA angekommen und in gerade von meinem ersten Schultag zurückgekommen. In der Familie habe ich mich schon eingelebt und bin sehr zufrieden.
Ja, ich bin jetzt also erfolgreich angekommen und heute auch schon zum ersten mal in der Schule gewesen, aber ich fange am besten von vorne an:
Um 3 Uhr nachts bin ich mit meinen Eltern und meinen treuen Freunden zum Flughafen aufgebrochen. Nach einem Abschied, der mir dann doch sehr schwer viel, flog ich nach Frankfurt. Dies waren die Augenblicke, in denen mein Kopf wirklich realisierte, dass ich nun für 10 Monate alles bekannte nicht mehr wiedersehen würde und ich wusste nicht was oder wer auf mich zukam. Das schöne allerdings war, dass ich Mitleidende hatte, die genauso ins Ungewisse starteten wie ich. Das half uns allen sehr. Am Frankfurter Flughafen hatten wir dann 5 Stunden Aufenthalt, und alle waren unausgeschlafen und aufgeregt, aber wir spielten Karten und lenkten uns so gegenseitig ab von dem, was in uns wartete: die Angst. Auch auf dem Flug nach Chicago verdrehten wir uns die Köpfe gegenseitig, so dass man gar nicht an das Kommende denken konnte. In Chicago gab es dann schon die ersten Probleme: die Kontrolle beim Eintritt in die USA war unerwarteter Weise so langwiedrig, dass die Hälfte unserer Mitreisenden ihren Flug verpasste, was wiederum zu einem Chaos führte, dem United Airways nicht gewachsen war, so mussten viele noch eine Nacht in Chicago verbringen.
AUßER mir, da ich eigentlich 5 Stunden abermals Aufenthalt in Chicago hatte, welche durch die Kontrolle auf 2 Stunden schrumpften. Nun hies es Abschied von den anderen Austauschschülern nehmen und sich seinen Ängsten stellen. Auf dem einstündigen Flug nach Peoria fing ich dann an zu Grübeln, aber ich wusste, dass ich nun nur noch das Beste draus machen konnte. In Peoria war es dann so weit: meine Gastfamilie war in nächster Nähe und ich hatte urplötzlich große Lust zurück zufliegen.
Als ich dann durch die Tür ging und sie sah, drehte ich sofort wieder um. Ich hatte mein Gepäck vergessen, aber der wirkliche Grund war ein anderer. Als ich dann doch noch all meinen Mut zusammennahm und die Eingangshalle betrat, bekam ich einen selten netten und herzlichen Empfang. Ich hatte iegentlich nur mit einer Person gerechnet, aber gleich die ganze Familie, außer dem Vater, war angereist. Was ich bis jetzt noch nicht erwähnte: Die Familie hatte bereits einen Gastschüler, und zwar einen Brasilianer, Bruno. Auch er war da und ich wusste sofort, dass wir uns verstehen würden. Wir fuhren dann nach Hause, ich mit der 16-jährigen Schwester, die mir kaum bis zum Kinn geht. Abends traf ich dann auch den Vater und ich muss sagen, die sind hier alle wirklich sehr nett. Die Zwillinge könnten unterschiedlicher nicht sein: Karsen mag alles rosane und kommt jeden Tag 5 mal zu mir um mich zu umarmen, sie hegt allerdings starke Zweifel an sich selbst und fängt oft wegen Nichtigkeiten an zu weinen. Kenzie hingegen mag alles sportliche und ist immer voller Energie. Das Haus ist ein großes und schönes Einfamilienhaus am See mit der typischen amerikanischen Rundumausstattung: Fernseher (3), Haustiere (3), Laptops (5) und ESSEN (zu viel). Am Abend kam ich also nur noch nach Hause in mein Zimmer, welches ich mir mit Bruno teile, legte mich nach einer kurzen Einweisung des Hauses hin und schlief.
Am Freitag war ich dann erst mal alleine zu Hause, allerdings nur bis zum Mittag, dort holte mich Lisa ab und wir fuhren ein bisschen durch die Gegend. Die Gegend hier ist sehr weitläufig. Es gibt tausende Maisfelder und ab und zu Häuser, die alle gleich aussehen. Ziemlich filmgetreu. Am Samstag ging ich dann mit Macey zu einem Fußballspiel der Highschool, bei dem wir eigentlich Bruno spielen sehen wollten. Dieser hat allerdings zu schlechte Biologienoten, deshalb musste er Balljungen spielen. Bruno ist total offen und fußballverrückt, und wir verstehen uns wirklich gut. Er ist schon seit knapp einem Monat hier, er hat sich schon halbwegs eingelebt. Bei dem Spiel traf ich dann auch zum ersten Mal andere Jugendliche, welche neugieriger nicht sein könnten.
Den Rest des Wochenendes waren die Kinder alleine zu Hause, da die Eltern auf einer Hochzeit waren. Es kamen immer ab und zu ein paar Freunde von Macey vorbei und ich wurde wieder und wieder vorgestellt. Desweiteren habe ich mittlerweile bestimmt alle Fast Food Variationen gegessen: Burger, Pizza, Hot Dogs, Donuts, Boritos und vieles mehr. Wenn man unseren Kühlschrank öffnet, sieht man kein einziges Stück Obst oder Gemüse, dafür aber umso mehr FLEISCH.
Ja, und heute war dann mein erster Schultag. Ich liebe es ja, der neue in der Schule zu sein, und so war das genau das Richtige für mich. Zuerst aber einmal meine Fächer: P.E., Chemistry Advanced, American Problems (amerik. Politik), Foods (Kochen), US History, English, Home Economy (Haushalt) und Pre Calculus (Mathe). Hier ist es so, dass man 4 Fächer jeden Tag hat, und zwar immer abwechselnd. Ich glaube, ich habe damit eine ganz gute Mischung aus Spaß und doch ein bisschen Arbeit gewählt, wobei man wirklich sagen muss, dass das Level hier bei den Seniors (12.Klasse) eher auf unserer 10.Klasse ist, wenn überhaupt.
Meine erste Stunde war also Chemie, weil das ganze Registrieren eine Weile dauerte. Diese Klasse besteht nur aus 6 Schülern, also noch ganz okay. Der Lehrer hegte einen sehr freundschaftlichen Umgang mit den Schülern, am Ende fragte er mich sogar nach meiner amerikanischen Lieblingsband und spielte ihre Songs. Das lustige daran war, dass er sich erst die Texte anguckte und darauf achtete, dass keine bösen Wörter vorkamen.
In American Problems haben wir uns eine Rede von Romney angeguckt, bei der ich mich am Riemen reißen musste, so einen Blödsinn hat der geredet. Der Patriotismus dem ich dort begegnete, ist mir neu, und ich hoffe nur, dass ich in der Klasse meinen Mund halten kann, da es ja auch manche gibt, die den wählen werden. Als letztes hatte ich dann noch Foods, zusammen mit Bruno. Es ist eine Mischung aus Kochen und Biologie, gesunder Ernährung und so was. Die Klassen fand ich alles in allem gut, auch wenn ich jedes Mal neu vorgestellt wurde. Sowieso hat mich wirklich JEDER angeguckt wenn ich den Flur entlang ging und manche kamen sogar, schüttelten mir die Hand und stellten sich vor. Nunja, morgen werde ich noch einmal der neue sein, aber ich hoffe, dass sich der Trubel dann legt. Manchmal bin ich noch ein bisschen verloren nach den Klassen, aber ich kenne bereits ein paar Leute.
Alles in allem ist Amerika bis jetzt wirklich so, wie es einem in Europa, eine lebende Fernsehserie, aber mir gefällt es sehr gut, solange ich in den Flieger passe, wenn ich zurück fliege.