„American Corners Hungary” – ein sinnvolles Projekt zur Förderung des kulturellen Austauschs
Interkulturelle Dialoge sind in der heutigen Zeit besonders wichtig. Die „American Corners” stellen seit über 10 Jahren einen Ort dar, an dem genau diese Dialoge stattfinden können. - Ein kurzer Einblick in die „American Corners” in Ungarn.
Wer sich als z.B. Student, Freiwilliger oder aufgrund seiner Arbeit dazu entscheidet, für eine gewisse Zeit nach Ungarn zu gehen, der wird im Laufe seines Aufenthalts vor allem an seiner Sache ordentlich zu beißen haben: die Sprache. Zwar lernt man die absoluten Grundlagen relativ schnell und beginnt nach einer gewissen Zeit im Land sicher auch, Einiges zu verstehen. Allerdings wird man dennoch Probleme haben, echte Unterhaltungen zu führen. Denn die ungarischen Suffixe machen die Sprache auf ihre eigene Weise komplex und vielschichtig, sodass es schwer ist, eigene, möglichst fehlerfreie Sätze zu bilden.
Diese Sprachbarriere macht es für beide Seiten oft kompliziert, kulturelle Dialoge zu führen. Denn so schwer es für uns ist, von Englisch, Französisch oder Deutsch ins Ungarische zu übersetzen, so schwer ist es für viele Ungarn, von ihrer eigenen Muttersprache ins Englische, Französische oder Deutsche zu übersetzen. Gerade deshalb ist es meiner Meinung nach wichtig, Programme hervorzuheben und zu promoten, die es dennoch schaffen, Brücken zu bauen und die den Raum zur Verfügung stellen, in dem Diskussionen und Meinungsaustausch zwischen Ungarn, Franzosen und Deutschen, Kenianern, Chinesen, Algeriern, Amerikanern, Italienern, und und und stattfinden kann. Und dieser Dialog ist heute – in Zeiten vom Brexit, Trump, Flüchtlingskrise, etc - vielleicht noch wichtiger als je zuvor.
Ein Beispiel hierfür sind die sogenannten „American Corners“, auf Deutsch so viel wie „Amerikanische Ecke(n)“. Die ehemalige amerikanische Botschafterin in Budapest, April H. Foley bezeichnete sie als „ein Portal, das Ressourcen über Amerika zugänglich macht“ und als einen Ort, wo man „Gedanken und Meinungen mit Amerikanern austauschen“ könne. Sie wurden und werden vom „United States Department of State“ finanziert und existieren seit über zehn Jahren in etwa 60 Ländern. Es gibt etwa 400 solcher „American Corners“, davon allein fünf in Ungarn: die „American Corner Pécs“ seit dem Jahre 2004, die „American Corner Veszprém“ seit 2005, eine weitere in Debrecen seit dem Jahre 2006, eine in der Hauptstadt Budapest seit 2009 und eine weitere in Eger, im Nordosten Ungarns.
Auch wir Freiwillige besuchen die „American Corner“ in Veszprém regelmäßig, da wir es sehr schätzen, so schnell mit so vielen diskussionsfreudigen Leuten fast jeden Alters und fast jeder Nationalität in Kontakt und ins Gespräch zu kommen. Man setzt sich zunächst in einen kleinen Sitzkreis und zieht Zettel mit Fragen passend zum Tagesthema. Diese dienen als Anregung, gerne darf auch über andere Themen diskutiert werden. Nach und nach vergrößert und teilt man dann die Gruppe, sodass neue Sitzkreise entstehen. Der Inhalt der Fragen variiert und reicht von alltäglichen Fragen über Themen wie Umweltbewusstsein, Gleichberechtigung von Mann und Frau, artgerechte Tierhaltung und Vieles mehr. Die meisten Teilnehmer sind Englischstudenten der lokalen Universität. Man trifft hier viele Ungarn, die an den eigenen Erlebnissen und Erfahrungen in ihrem Land interessiert sind und, die sich außerdem trauen, ihre Meinung offen zu sagen und gesellschaftliche und politische Probleme direkt anzusprechen.
Letztlich sind die „American Corners“ meiner Meinung nach ein Ort, an den man gerne zurückkehrt, da die Leute, die dort hinkommen offenherzig sind und Interkulturalität befürworten und schätzen. Es ist ein Ort, an dem man sich sicher nicht fremd fühlen wird, auch, wenn das eigene Englisch vielleicht nicht perfekt ist. Letztlich kann man hier mit etwas Glück auch relativ schnell ein paar Freundschaften schließen.