Als Afghanerin fremd in Europa
Ich bin als Afghanerin erst in den Iran, dann nach Deutschland ausgewandert. Hier berichte ich von den unterschiedlichen Erfahrungen.
Als Afghanerin Fremd in Europa
(von Mozghan, Schülerin der STS am Hafen, Neustadt internationale Klasse 10)
Ich bin eine Afghanerin. Als ich fünf Jahre alt war, wurde ich plötzlich eine Fremde.
Ich wuchs in dem Iran auf, einem Land, wo ich als Afghanerin nicht zur Schule gehen durfte. Außerdem durfte ich als Afghanerin nicht mit anderen Kinder spielen und in meiner Muttersprache sprechen.
Das war echt schwierig für ich und meine Familie. Ich vergaß meine Kultur.
Ich musste als Iranerin sprechen und leben, weil ich sonst nach Afghanistan ausgewiesen worden wäre.
Ich war dreizehn Jahre alt als ich nach Deutschland kam. Ich hörte vorher schon, dass man in Deutschland zur Schule gehen kann und man viele Möglichkeiten bekommen kann. Ich freute mich. Mein erster Tag in Deutschland war super und komisch.
Die Sprache war für mich wie Türkisch wegen der Laute wie „ch“, „eu“und „ei“, usw.
Das erste Wort, das ich lernte, war „Tschüß“ und auf Dari war es ein komisches Wort. In der ersten Woche spazierte ich mit meiner Cousine durch Hamburg. Sie war seit vierzehn Jahren in Deutschland. Sie erzählte mir die Regeln in Deutschland, z.B. dass wir auf einem Bürgersteig waren und die zwei roten Linien neben uns einen Fahrradweg darstellten. Das gefiel mir gut, dass es in Deutschland auch einen kleinen Extraweg für Fahrräder gab.
Als wir in den Bus einstiegen, kaufte ich eine Fahrkarte erst im Bus. Auch das gefiel mir gut, dass der Busfahrer Fahrkarten im Bus verkaufte.
Wir wohnten in anfangs in einer Sporthalle. Dann bekamen wir eine Wohnung in einem Heim. Ich wohnte mit meinen Großeltern und drei Tanten in zwei Zimmern. Meine Eltern waren noch in Griechenland. Sie waren auf dem Weg nach Deutschland. Das war für mich eine schwierige Zeit, da ich sie vermisste. Nach zwei Monaten ging ich endlich zur Schule.
Mein erster Tag war ebenfalls schwierig für mich, weil ich kein Wort verstehen konnte und keiner mich verstand. Aber Gott sei Dank waren in meiner Klasse zwei Jungen aus Afghanistan. Sie halfen mir. Ich lernte zu sagen, „Ich bin Mozhgan, ich komme aus Afghanistan und ich bin fünfzehn Jahre alt“.
Ich war in einer internationalen Vorbereitungsklasse 7/8. Nach einem Jahr lernte ich recht wenig, weil ich immer zwei Übersetzer hatte. Danach versuchte ich, dass ich meine Meinung alleine sagen konnte. So lernte ich viel schneller. Ich schrieb am Anfang von jedem Wort, das ich am Tag gelernt hatte, eine Seite. Das war komisch für meine Lehrerin.
Ich konnte aber gut zeichnen. Meine Bilder verstand man ohne Worte. So belegte ich auch in einem Hamburger Zeichenwettbewerb sogleich den 6. Platz im Jahr 2012.
Jetzt bin ich gerade in die 10. Klasse gekommen und habe es geschafft, mir selbstständig ein Praktikum als Krankenpflegerin zu organisieren. Ich wünschte es mir immer, Ärztin zu werden. Ich wünschte mir es schon, als ich neun Jahre alt war und dachte, dass ich etwas Besonders werden muss.
Dafür muss ich als afghanische Frau eine gute Arbeit finden, um in Zukunft nicht als Raumpflegerin arbeiten zu müssen. Ich weiß, wenn man etwas möchte, kann man es bekommen, aber man muss auch geben können. Ich sagte mir, „Ich kann immer noch etwas Besonderes werden und als Ärztin anderen Menschen helfen.“