Alltag
Nach einer wunderbaren Woche zu Hause in Deutschland bin ich wieder zurück in Schweden und erzähle euch, was ich hier eigentlich so mache, wenn ausnahmsweise mal nichts Besonderes ansteht.
Kindergruppe
Unsere "Hauptarbeit" sind definitiv die Kindergruppen, die Dienstag bis Freitag jeden Tag stattfinden und immer den gleichen Ablauf haben. Neben PG liegt auf der einen Seite das "församlingshem" (Pfarrheim) und auf der anderen Seite die Schule für die 1.-6. Klasse mit Vorschule/Kindergarten direkt dahinter. Um 13 Uhr kommt Petra, die Kinderleiterin, die selbst auch erst 22 und inzwischen eine gute Freundin von uns ist, nach PG und wir gehen zu dritt (Masha, Petra und ich) rüber zur Schule. Dort sitzen wir meist 15-30 Minuten im Eingangsbereich herum und warten bis alle Kinder gekommen sind. Um ca. 13:30 gehen wir dann mit den Kindern zum Pfarrheim. Dort beginnt der Nachmittag mit einer Andacht in der "lillkyrka" (kleine Kirche), ein kleiner Raum im Keller des Pfarrheims. Petra liest meist eine Geschichte aus der Kinderbibel, wir singen christliche Kinderlieder (oft mit passenden Bewegungen) und beten mit den Kindern. Danach können die Kinder im großen Spielraum (sogar mit einer kleinen Rutsche!) frei spielen und wir bereiten in der Küche die Fika vor. Es gibt Brot, Butter, Käse, Schinken, Marmelade, Obst, Gurke und Saft und die Kinder dürfen nach einem Tischgebetslied quasi nehmen, was sie wollen (ein paar Regeln gibt es schon). Manchmal gibt es auch Spezialfika, zum Beispiel Pfefferkuchen im Advent oder Geleeherzen am Valentinstag, dann freuen sich die Kinder immer sehr.
Nach der Fika wird gebastelt. Dafür gibt es natürlich auch noch einen extra Raum, die Kirche ist echt gut ausgestattet :D Petra überlegt sich oft etwas Passendes zum Bibeltext aus der Andacht oder zur Jahreszeit und wir helfen den Kindern dabei, es zu basteln. Meistens bleibt aber auch Zeit, um selbst was zu Basteln, damit man dann nachher ganz stolz wie die 6-Jährigen nach PG zurückkommen kann: "Look what we did today!"
Wenn die Kinder fertig mit Basteln sind, können sie entweder noch im Bastelraum bleiben und Ausmalbilder malen oder wieder in den Spielraum gehen bis die Eltern gegen 16 Uhr kommen und sie abholen.
Dienstags sind die Kinder zwischen 7 und 8 Jahren alt, Mittwochs und Donnerstags zwischen 5 und 6 und Freitags zwischen 9 und 10. Sie sind alle supersüß und meistens auch sehr lieb :) Die Arbeit mit den Kindern macht wirklich Spaß, auch wenn ich so etwas vorher noch nie gemacht habe und ein bisschen skeptisch war, ob ich das kann. Aber die Kinder haben uns sofort ganz lieb aufgenommen und uns alles gezeigt, sodass man gar keine Hemmungen hatte. Am Anfang konnten wir uns fast gar nicht mit ihnen verständigen, weil sie natürlich kein Englisch können, aber inzwischen geht es mit meinen geringen Schwedischkenntnissen schon ganz gut.
Jugendgruppe
Ein weiterer wichtiger Teil unserer Arbeit ist die Jugendgruppe "Xalt", die Mittwochabends stattfindet. Der Ablauf ist immer ein bisschen anders, weil Sarina sich viele tolle Sachen einfallen lässt, aber meistens beginnen wir um 18 Uhr mit einer Fika, die einer der Jugendlichen vorbereitet, meist in Form von Eis oder Kuchen. Um 18:30 geht dann das "richtige Programm" los. Wir haben manchmal Undervisning von Gastrednern zu verschiedenen Themen oder Sarina bereitet selbst etwas vor. Außerdem spielen wir fast immer ein größeres oder kleineres Gruppenspiel (z.B. Möhrenziehen, Kissenrennen, Scharade, Evolutionsspiel ...) und der wichtigste Teil des Abends ist die Andacht, die etwa eine halbe Stunde dauert. Dort singen wir Worshiplieder, einer hält eine "Mini-Predigt" und wir beten zusammen. Einmal im Monat haben wir Xalt-him: dann steht die Andacht im Mittelpunkt und das Undervisning wird in die Andacht eingebunden. An dem Abend spielen wir nicht und haben stattdessen etwa ein bis zwei Stunden Andacht und zum Abschluss eine längere Fika. In der Jugendgruppe hattte ich vor allem am Anfang das Gefühl, dass wir eigentlich mehr Teilnehmer als Leiter sind, obwohl die Jugendlichen eher so zwischen 15 und 17 Jahren alt und damit schon ein bisschen jünger als Masha und ich sind. Aber inzwischen übernehmen wir ein bisschen mehr Verantwortung, planen auch mal die Spiele oder die Andacht und haben allgemein etwas mehr Ahnung vom Ablauf, kümmern uns um den Abwasch und solche Sachen. Am Anfang war es auch sehr schwer, mit den Jugendlichen in Kontakt zu kommen, da viele zwar eigentlich gut Englisch können, sich dabei aber total unsicher gefühlt haben und deshalb einfach nicht mit uns reden wollten. Ich bin sehr froh, dass wir nach und nach immer mehr Zugang zur Gruppe gefunden haben, auch wenn es in den ersten Monaten ein bisschen frustrierend war, dass die Sprache ein so großes Hindernis war. Manche von den Jugendlichen kommen jetzt auch mal am Wochenende oder nach Xalt mit nach PG, um Zeit hier zu verbringen. Es ist wirklich schön, gewissermaßen die Früchte unserer Arbeit zu sehen und das Gefühl zu haben, zumindest einige Jugendliche erreichen zu können und gute Gespräche mit ihnen zu führen.
Konfirmation
Bei den Konfirmanden ist das leider (noch) nicht so. Sie kommen immer Donnerstagsnachmittags um 15:15 ins Pfarrheim zum Konfi-Unterricht. Da das aber eher gezwungenermaßen ist, sind viele von ihnen nicht so motiviert bzw. nicht interessiert an den Inhalten. Zuerst gibt es natürlich auch wieder eine Fika (eine Art kleine Hefebrötchen), danach den ersten Teil des Unterrichts. Dann spielen wir ein kurzes Spiel zur Auflockerung, bevor der zweite Teil des Unterrichts folgt. Meistens leiten Sarina und Dan, der Assistenzpriester, den Unterricht. Am Ende kommt noch eine kurze Andacht für nur ca. 15 Minuten. Von 17:15 bis 18 Uhr haben wir dann noch ein Leitertreffen, das sind hauptsächlich die Jugendlichen von Xalt. Ich habe mich irgendwie damit abgefunden, dass wir wohl nicht so richtig mit den Konfirmanden in Kontakt kommen werden, weil die Sprache und die ganze Situation einfach eine zu große Hürde ist. Ich nutze die Zeit dann dafür, mich mit den Jugendlichen von Xalt zu unterhalten, was ja auch gut ist. Und vielleicht haben wir einfach durch unsere Vorbildfunktion schon eine Art Aufgabe.
Jetzt habt ihr einen kleinen Eindruck von den wichtigsten Teilen meiner Arbeit hier bekommen und könnt euch vielleicht ein bisschen besser vorstellen, wie das Leben in Schweden so ist und warum ich schon drei Kilo zugenommen habe ... :D