Alle Jahre wieder brennen die Wälder
Waldbrände sind keine Ausnahme in der Region Galicien im Nordwesten Spaniens, jedes Jahr brennen sie aufs Neue. Die Ursache? Bleibt meist ungeklärt, natürlichen Ursprungs sind die Brände jedoch nur sehr selten.
Durch das geöffnete Fenster dringt ein ungewohnter Geruch in mein Zimmer, es riecht irgendwie nach Lagerfeuer. Stunden später hat er sich immer noch nicht verzogen und ich beginne mich zu wundern bis mir klar wird, dass er von einem Waldbrand stammen muss. Auch am nächsten Morgen riecht es draußen nach verbranntem Holz, der Himmel ist diesig und entfernt sind Rauchwolken zu sehen. Vereinzelt trägt der Wind sogar Asche durch die Luft.
Innerhalb von 24 Stunden sind vorgestern im Südwesten Galiciens, nicht weit von meiner jetzigen Heimatstadt Vigo entfernt, mehr als 850 Hektar Wald verbrannt, das entspricht einer Fläche von rund 1.200 Fußballfeldern. Und das ist nichts Ungewöhnliches, jedes Jahr im Hochsommer muss die Feuerwehr zum Löschen ausrücken. Der schlimmste Waldbrand fand im August 2006 statt, jährt sich also gerade zum 10. Mal. Dabei verbrannten 77.000 Hektar Wald, das entspricht 2,6% der Gesamtfläche Galiciens, und vier Personen kamen ums Leben.
Die ursprünglichen Eichenwälder dieser Region sind schon lange leicht entzündlichen Pinien und Eukalypten gewichen. Außerdem ist das Wetter in Galicien seit Wochen außergewöhnlich warm; die Temperaturen liegen bei mehr als 30°C und nachts kühlt es nicht wirklich ab. Das sind Umstände, die Waldbrände begünstigen, entstehen sie also auf natürliche Art und Weise? Die Statistiken sprechen dagegen, laut ihnen sollen nur 7% der Brände in Galicien natürlichen Ursprungs sein. Warum brennt es dann immer wieder?
Nur selten können die genauen Ursachen festgestellt werden und noch seltener gibt es Konsequenzen für die Verantwortlichen. Doch was passiert, ist vielen klar. Der Großteil der Waldflächen ist in Privatbesitz, wird innerhalb von Familien vererbt und dabei immer weiter aufgeteilt. Dadurch entstehen viele kleine Flächen, die häufig ungenutzt sind, da es die (jungen) Erben in die Stadt zieht. Die Grundstücke sind also mit Unkraut und Co. überwuchert und Vorschriften, wie zum Beispiel der Mindestabstand zwischen Gebäuden und Bepflanzung, werden nicht eingehalten. Das begünstigt die schnelle Ausbreitung der Flammen und das Unkraut ist auch der Hauptgrund, warum die Feuer gelegt werden. Abbrennen ist die schnellste und kostengünstigste Lösung, um das Gestrüpp zu entfernen und daher eine gängige Praxis in den Dörfern. Aus einem kleinen, scheinbar kontrollierten Feuer kann allerdings schnell ein ganzer Waldbrand werden. Doch in den Dörfern kennt man sich, man hält zusammen und es kommt nur selten zu Anzeigen.
Einige Brände werden natürlich auch bewusst durch Pyromane gelegt und ich habe schon Vermutungen gehört, dass die Leute, die ihr Geld mit dem Löschen der Brände verdienen, wohl ein bisschen nachhelfen. Es gibt auch Gerüchte, dass manchmal Feuer gelegt werden, um die Anerkennung von Flächen als Teil des Nationalparks zu verhindern, damit sie bebaut bzw. für die Forstwirtschaft genutzt werden können.
Doch das sind nur Vermutungen, fest steht: Der Prozentsatz der durch Brandstiftung (ob mutwillig oder fahrlässig) verursachten Waldbrände ist in Galicien mehr als doppelt so hoch wie im Rest Spaniens und es ist fraglich, ob diese Zahl sinken wird und welche Maßnahmen dazu beitragen könnten.
Quellen: Artikel von "Voz de Galicia" und "El País"