Advent Dekadent
Johannson erlebt eine dekadente Adventszeit: Feiern, Protestieren, IKEA, Ausstellungen besuchen und mit Freunden tanzen gehen. All das und noch viel mehr erlebt er in den letzten Tagen in Lodz.
Mnogaja Leta
Religion: ich bin weiter gezogen zu den Orthodoxen. Vor kurzem wurde endlich die St. Nevski-Kirche aufgemacht. Die ist wahrscheinlich die schönste in der Stadt, aber immer zu, da die orthodoxe Gemeinde einfach zu klein ist. Nun war Feiertag und der lokale Chor wurde verstärkt durch einen aus Estland und einen aus dem ostpolnischen Białystok. Die Menschen standen sich auf den Füssen, denn letzterer war grandios. So toll, dass ich am nächsten Tag gleich wieder gekommen bin zum Gottesdienst, und zu einem weiteren Konzert des Chors auf einem Wettbewerb im Kulturhaus. Am besten kommt er aber natürlich zur Geltung im Rahmen des Gold Glitzer Glitzers und der Weihrauchluft einer orthodoxen Kirche. Katholiken sind für Anfänger.
Protestsongs
Eine Woche später habe ich endlich daran gedacht, auch die protestantische Kathedrale zu besuchen. Die ist auch wegen Gemeindekleinheit nur Sonntag einmal zum Gottesdienst auf. Hier singt sogar der evangelische Pfarrer seinen Text. Außerdem gab er einer kleinen Gruppe interessierter Studenten im Anschluss eine kurze Führung durch die durchaus schöne, vor allem für ihre Akustik bekannte Kirche. Protestanten waren natürlich vor allem die deutschstämmigen Lodzer, und daher sind auch viele Fenster noch deutsch beschrieben.
Kritische Klasse
Ich habe endlich mal an einer Veranstaltung der Kritischen Masse teilgenommen. Das ist eine weltweite Veranstaltung für bessere Bedingungen für Fahrradfahrer. Und so lieb mir Lodz ist, die Stadt braucht Fahrradwege wie die Luft zum Atmen. Ein Langer Korso fuhr durch die Stadt, wie schön zu sehen, dass ich doch nicht der einzige bin. Zu mobiler Musik radelten wir bis zur Eröffnung von IKEA: spät, aber der größte in Polen. Zur Befriedigung der Lodzer also auch größer als der in Warschau. IKEA haben uns freundlich empfangen und mit Tee, Suppe und Kuchen versorgt. IKEA ist gut.
A Ti dowadisch duscho
Meine Polnischprüfung ist nach einer ziemlich schwachen Vorstellung vorbei. Zur Vorbereitung hatte ich auf Felix’ Einladung den Erasmus Polnischkurs besuchte, dessen Lehrerin mich auch nicht vergessen hatte. Am besten: die Hälfte der Gruppe besteht aus Bulgaren. Eine lebt hier sogar langfristig!
Jetzt laufen die ersten Englischprüfungen. Da mein Rechner ohnehin zur Reparatur ist, habe ich eine gute Entschuldigung endlich englische Bücher nachzuholen. In einer Pause habe ich den Zoo besucht.
Tänzer dieser Welt
Neue Freunde haben mich in den Genuss einer wirklich internationalen Party gebracht, in der Küche eines Deutschpolen, der in der Kindheit nach Deutschland ausgewandert wurde und nach Lodz zurückkam. Da war ein gutes Dutzend Länder vertreten, und mit den besten ging ich ins Kaliska tanzen was die Beine hergaben.
Rebekka
Derzeitiger Höhepunkt ist der Besuch Rebekkas, die von ihrem Erasmus in Tschechien ihren Freund besuchen gekommen ist. Mit den beiden habe ich zuerst das Palmenhaus besucht, wo gerade die Andreasnacht begangen wurde. Dabei werben eine Reihe abergläubischer Späße veranstaltet. Das schließt Wahrsagen mit ein und brachte mir ziemlich mittelmässige Vorhersagen. Gestern waren wir auf dem derzeitigen Dokumentarfilmfestival Camerimage. Sehr voll. Ein weiteres Festiwal vor zwei Wochen brachte mich zur Reklamaaustellung Ad Days In der Kunstfabrik. Ich mag gute Werbung.
Die Bayerische Delegation
Dann habe ich seit dem Praktikum in Breslau wieder mein Jackett rausgeholt. Es kam die Delegation aus Bayern, bei deren Besuch ich dem deutschen Konsulat ein wenig geholfen habe. Nette Leute. Und ich habe so die höchsten Tiere sowie die besten Restaurants der Stadt und des Landkreises ausprobieren dürfen. Im Hotel Anders an der Manufaktura und zum Abschluss im Klub der Erben in einem Fabrikantenpalast auf der Piotrkowska. Nachdem alle weg waren, habe ich mit der Übersetzerin die Reste der Tafel geplündert. Sehr dekadent.