Achterbahn der Gefühle
Der letzte Monat ist für Trine recht rasant vergangen. Viele Kleinigkeiten und größere Ereignisse gaben sich die Klinke in die Hand und sorgten so dafür, dass die Einträge in ihr Tagebuch nun auf einen Schlag nachgeholt werden.
Wow, ich habe gerade mal ein wenig Zeit, um dieses Tagebuch auf den neuesten Stand zu bringen, was nicht besonders leicht ist, da innerhalb des letzten Monats eine Menge passiert ist.
Nachdem Melis zurück in die Türkei geflogen ist, begann auch gleich Lucias letzter Stay. Insofern stand am Ende wieder ein Abschied an. Den feierten wir mit einem netten Essen und einer kleinen Party am Mittwochabend (29.06.).
Am Dienstag war ich auch noch im Kino und hab Mr. & Mrs. Smith gesehen... Grob gesagt: unterhaltsam, aber nicht wirklich mehr.
Marcin war auch an dem Wochenende zu Besuch aus South Hampton. Es war komisch, ihn hier wieder zu sehen. Irgendwie total normal, als wäre er nie wirklich weg gewesen.
Am Donnerstag haben wir dann ein supernettes Picknick mit allen Leuten auf einer Insel im Lake of Menteith gehabt – übrigens der einzige „Lake“ in Scotland, alle anderen Seen werden ja „Loch“ genannt. Aber auch dieser Lake ist nur aus einen Irrtum heraus entstanden – ursprünglich hieß er Laich of Menteith, wobei Laich einfach nur niedriger Platz bedeutet.
Wie auch immer, am Tag nach dem Picknick sind wir dann nach Lengal gefahren, welches wiederum vermutlich auf keiner Karte zu finden. Es ist ein Ort irgendwo westlich von Fort Williams. Der Grund für unsere Reise war, dass Anja und Dafydd derzeit dort leben und wir den beiden einen Besuch abstatten wollten. Es war ziemlich nett dort – ich bin sogar im Atlantik schwimmen gewesen und seither fühlen sich die Bergseen echt warm an. Der Atlantik muss das kälteste Gewässer gewesen sein, in dem ich je schwimmen gegangen bin. Aber - man gönnt sich ja sonst nichts.
Als wir am Sonntag wieder zurück waren, mussten wir auch unbedingt noch mal in Loch Venechar schwimmen gehen, obwohl es total windig, bewölkt und kalt war. Doch es war Lucias letzte Chance, überhaupt einmal in einem Loch zu schwimmen, also sind wir vier Mädels (Lucia, Laura, Karolin und ich) und Till tapfer plantschen gegangen.
Nachdem Lucia dann wieder zurück in Italien war, fühlte sich alles so leer an hier. Ich wollte einfach nicht mehr hier sein. Die Leute, mit denen ich zusammen gearbeitet habe, haben mich nur angekotzt. Die Isolation hier auf dem Land hat mich total fertig gemacht und ich hatte dadurch auch nicht mehr wirklich Spaß an der Arbeit. Überhaupt hatten wir in den letzten Monaten arg Spannungen und Streitigkeiten im Team. Und das Haus und die Arbeit schienen in keiner Weise mehr organisiert, alle schienen irgendwie Kopf zu stehen.
Gill hat mich netterweise ein paar Mal mit ihrem Auto nach Aberfoyle entführt – Cathrine war nämlich im Urlaub und Gill hatte den Schlüssel zu ihrem Haus. So hatte ich immerhin einen sehr entspannten Sonntag und einen Abend, an dem ich Reo sehen konnte.
Nach dem Stay (13.07.) bekam ich dann auch mal wieder netten Besuch aus der Heimat. Svenja kam für fünf Tage Schottland-Erlebnisse. Wir konnten aber leider nur das Schottland um Braendam herum erleben, da ich von Freitag bis Sonntag auf Amy aufgepasst habe. Aber dadurch hatten wir ein kleines Haus für und uns vor allem SKY-TV. Das ist so etwas wie Premiere, würde ich sagen, nur noch wesentlich ausgeprägter. Es gibt insgesamt 500 Kanäle. Wir waren beide total begeistert und mussten uns teilweise zwingen, das Haus zu verlassen. Schon lustig, was so ein Gerät für einen Einfluss haben kann, zumal ich ja echt kein Fernsehmensch bin.
Wie auch immer, das Wochenende mit Svenja war durchzogen von lustigen Aktionen, wie zum Beispiel einer Disc-Golf-Wanderung nach Thornhill in den Pub. Es war der Samstagabend, als wir eigentlich in den Pub wollten, aber beide keine wirkliche Motivation finden konnten, die drei Kilometer zu gehen. Also haben wir angefangen, vor unserem schönen Sky-TV zu trinken.
Später am Abend mussten wir dann doch noch mal raus, weil Tom noch gefüttert werden musste. Und da dachten wir uns, wenn wir schon mal draußen sind, können wir auch angetrunken Disc-Golf spielen, was auch sehr lustig war. Und dann kam Svenja auf die fatale Idee, man könnte auf dem Weg nach Thornhill ein Spiel spielen: Man werfe die Disc flach über die Strasse. Wenn sie auf dem Teer liegen bleibt, ist alles gut, wenn sie im Busch landet, muss man einen trinken...
Ich brauche wohl nicht zu erwähnen, dass wir arg betrunken waren, als wir im Pub ankamen. Also dachten wir uns, ein kurzes Spiel am Pool-Tisch und dann wieder gen Heimat. Aber Pustekuchen. Auf einmal waren einige nette junge Menschen in diesem Pub, die sich mit uns unterhielten und uns ununterbrochen Drinks brachten. Das half unserem Alkoholpegel ungemein.
Das Ende der Geschichte ist, dass ich jetzt einige nette Herren und sogar Damen in Thornhill kenne und dort immer auf freundliche Leute treffe, wenn ich in den Pub gehe. Seither bin ich auch oft dort gewesen, zum Leidwesen meiner Fitness - Joggen war ich seit Svenjas Besuch nämlich noch nicht wieder.
Aber es ist doch echt nett, aus diesem Haus hier mal für eine Weile herauszukommen, denn es ist schon hart, auf Dauer immer am gleichen Ort zu leben und zu arbeiten. Außerdem geht mir unsere Skandinavienfront ein wenig auf die Nerven. Alleine sind sie alle lieb, aber zusammen fühle ich mich wie im Hühnerstall.
Da könnt ich dann eigentlich auch mal erwähnen, dass wir ein paar neue Menschen hier haben. Zum einen Wendy, die ja Alastair ersetzen wird. Sehr nett und sympathisch. Dann Nana aus Dänemark, die ruhigste im Bunde der Skandinavienfront. Und seit heute Nacht ist auch Iris aus Deutschland da, aber ich habe sie noch nicht gesehen, weil heute ihr erster Tag ist und sie mit Brian und Hazel beschäftigt ist.
Ansonsten kommt in einer Woche ja auch der gute Freddy – allerdings darf der sich hier alleine einleben, da ich genau an dem Tag, an dem er ankommt, abends nach Prestwick aufbreche, um am Dienstag dann nach Hause zu fliegen. Der letzte Heimaturlaub, nach dem ich dann noch einmal für einen Monat wieder herkomme, um dann endgültig nach Hause zu gehen. Ich kann es kaum fassen, dass zwölf Monate bald schon um sein sollen!