Abschiedsstimmung
Nach dem schönen Besuch meines Freundes und meiner Familie über Ostern, bei der ich die Umgebung nochmal ganz anders als Tourist kennengelernt habe, einem lustigen Valborgsfest (Walpurgisnacht), der Ankunft von Dolly aus den Philippinen und meinem Geburtstag inklusive ESC-Gucken in internationaler Runde, verbleiben mir jetzt nur noch 5 Wochen in Schweden.
Nach den 8 ½ Monaten, die ich jetzt schon hier lebe, kommen mir 1 ½ Monate nicht mehr besonders lang vor. Gestern hatten wir eine Familienmesse in der Kirche, bei der die Kinder aus unseren Kindergruppen einige Lieder gesungen haben, und danach ein Abschlussgrillen mit den Kindern und Eltern. Bei wunderschönstem Frühlingswetter saßen wir draußen, haben gegrillt und mit den Kindern gespielt und doch hat sich da so ein leises Gefühl von Abschied bei mir breitgemacht. Das war’s. Die Kindergruppen, der größte Teil unserer Arbeit hier, sind jetzt zu Ende. Letzte Woche habe ich zum letzten Mal gefragt „Röd eller gul saft?“ (Roter oder gelber Saft?), zum letzten Mal gesagt „Vi ska fika nu! Tvätta händerna!“ (Wir haben jetzt Fika! Wascht eure Hände!) oder „Behöver du hjälp?“ (Brauchst du Hilfe?), zum letzten Mal „Vi sätter oss i ringen“ gesungen.
Die Kinder sind mir wirklich ans Herz gewachsen, auch wenn ich das vor der Zeit hier nie gedacht hätte. Durch die Arbeit hier habe ich eine „pflegende“, ein bisschen mütterliche Seite an mir kennengelernt, was mir vorher nicht so bewusst war. Es ist eine sehr komische Vorstellung, dass im Herbst neue Freiwillige kommen und Masha und ich einfach „ausgetauscht“ werden. Aber so ist das jedes Jahr und ich glaube es ist trotzdem mit jedem Freiwilligen ein bisschen anders und einzigartig. Der Abschied von den Kindern war schon ein bisschen traurig, obwohl es ja „nur“ meine Arbeit war, aber wie wird dann erst der Abschied von meinen Freunden hier in PG? Vermutlich wird Masha mich im Sommer in Deutschland besuchen und die anderen sehe ich dann vielleicht wieder, wenn mein Freund im Frühling ein Auslandssemester in Göteborg macht und ich den Besuch bei ihm mit einem Broby-Besuch verbinden kann. Trotzdem werde ich meine lieben Mitbewohner sehr vermissen!
Nach dem Abschluss der Kindergruppen waren wir dann noch bei unserer Schwedischlehrerin zum Kuchenessen eingeladen; unsere letzte Schwedischstunde war schon am Donnerstag. Es ging also weiter mit den Abschieden … Fünf Wochen sind ja eigentlich schon noch relativ lang, aber ich fange jetzt wirklich an, mich innerlich langsam auf Abschied einzustellen. Ich gehe mit einem weinenden und einem lachenden Auge, dieses Sprichwort passt hier wirklich gut. Ich bin so dankbar für all die Erfahrungen, die ich hier machen durfte. Ich habe mich als Person sehr weiterentwickelt, bin unabhängiger und mutiger geworden; ich traue mir selbst jetzt mehr zu. Ich habe wunderbare Menschen kennengelernt, Freunde gefunden. Ich habe eine neue Sprache gelernt (auch wenn ich immer noch die meiste Zeit Englisch spreche, weil es so viel bequemer ist …), ich habe Einsamkeit und Heimweh ausgehalten. Ich habe eine neue Kultur kennengelernt und auch viel über meine eigene Kultur gelernt. Dieses Jahr hat mich definitiv schon jetzt verändert!
Obwohl mir meine WG und das Unileben gerade ziemlich weit weg vorkommt, freue ich mich aber auch darauf, wieder näher bei meiner Familie und meinem Freund zu wohnen, meine Freunde wiederzusehen und zur Uni zu gehen. Einerseits sehne ich also den Tag, an dem ich nach Hause fahre, herbei, andererseits will ich ihn noch ein bisschen hinauszögern. Aber erstmal kommt ja jetzt auch noch unser letzter Community-Day, das 5-tägige Konfirmationslager auf Tjurkö (eine kleine Insel), die Konfirmation am 3. Juni und schließlich am 9. Juni unser PG-Abschluss-Brunch. Ich werde meine Freiheit hier genießen, jetzt müssen wir ja auch nicht mehr wirklich viel arbeiten, und mich auf das Wiedersehen mit meiner Familie freuen.
Ha det så bra!