Abenteuer London
Sechs Monate in England - leben, wohnen und arbeiten vor den Toren Londons, in einer neuen Familie und einer unbekannten Umgebung. Was sich in der Planungsphase wie ein wahrgewordener Traum für mich darstellte, beunruhigte mich immer mehr, je näher der Abreisetag rückte. Würde ich mich bei meiner Gastfamilie wohlfühlen? Würde sie mich mögen? Würde ich mit der Arbeit, dem Leben im Vorort einer Millionenstadt und der Sprache zurechtkommen? All das waren Fragen, die ich mir immer wieder stellte.
Sechs Monate in England - leben, wohnen und arbeiten vor den Toren Londons, in einer neuen Familie und einer unbekannten Umgebung. Was sich in der Planungsphase wie ein wahrgewordener Traum für mich darstellte, beunruhigte mich immer mehr, je näher der Abreisetag rückte. Würde ich mich bei meiner Gastfamilie wohlfühlen? Würde sie mich mögen? Würde ich mit der Arbeit, dem Leben im Vorort einer Millionenstadt und der Sprache zurechtkommen? All das waren Fragen, die ich mir immer wieder stellte.
Irgendwann war es so weit, ich saß im Flugzeug und bis zum Londoner Flughafen Heathrow waren es noch etwa zehn Minuten. Als ich dort ankam und in der Ankunftshalle auf meine Gastfamilie traf, wusste ich sofort, dass alle meine Sorgen und Ängste unbegründet waren. Ich wurde wie ein drittes Kind aufgenommen, verstand mich mit den Eltern, Heather und Dave, und den beiden Mädels der Familie, Caroline und Joanne, auf Anhieb und auch mit der Sprache gab es keine Probleme. Wunderbar, nun konnte das Abenteuer beginnen!
Gleich am ersten Abend stand ein erster Erkundungsausflug nach London an und obwohl ich bereits in einigen europäischen Millionenstädten war, zog mich das glitzernde Lichtermeer sofort in seinen Bann.
Der nächste Tag war gleichzeitig auch mein erster Arbeitstag; ich sollte die nächsten Monate als Praktikantin in einem englischen Kindergarten arbeiten. Kaum hatte ich "meine" Klasse betreten, stürzten sich auch schon die ersten Kleinen auf das "German Girl" und begannen, mir Löcher in den Bauch zu fragen. So blieb mir nur wenig Zeit, mich mit meinen Kolleginnen näher bekannt zu machen, aber natürlich begeisterte mich die stürmische Begrüßung sehr. Überhaupt machte mir die Arbeit im Kindergarten, der sich so sehr von den deutschen unterscheidet, sehr viel Spaß und je länger ich dort war, desto lieber ging ich hin, denn die Kinder und auch die anderen Erzieherinnen wuchsen mir sehr schnell ans Herz. Besonders letztere legten eine Engelsgeduld an den Tag, denn obwohl ich mir große Mühe gab, ging nicht sofort alles glatt, denn schließlich hatte ich bisher keinerlei Erfahrung in der Arbeit mit Kindern sammeln können. Doch ich arbeitete mich schnell ein und schloss mit allen Mitgliedern eine enge Freundschaft.
Auch meine Gastfamilie, die sich so sehr bemühte, mir einen unvergesslichen Aufenthalt zu bereiten, schloss ich bald in mein Herz. In jeder freien Minute war ein Familienmitglied mit mir unterwegs und zeigte mir seine Stadt, den Stadtteil, stellte mir Freunde und Bekannte vor oder ging einfach nur mit mir ins Café um die Ecke. Natürlich stand, besonders in der ersten Zeit, Sightseeing ganz oben auf dem Plan und so machte ich schnell Bekanntschaft mit dem Buckingham Palace, Windsor Castle, Big Ben und den anderen Londoner Wahrzeichen; mir als Mädchen erschien natürlich das Betreten des "Harrods" wie ein Schritt ins Paradies und hätte mich Caroline nicht so konsequent auf die horrenden Preise hingewiesen, so wäre ich mittlerweile um einiges ärmer.
Ein ganz besonderes Highlight war mein letzter Abend in England. Obwohl ich mich natürlich auch sehr auf meine Familie und Freunde zu Hause freute, die ich ja eine ganze Weile nicht gesehen hatte, machte sich bereits kurz nach dem Aufstehen am letzten Tag eine erste Wehmut breit - 24 Stunden noch, dann ist alles vorbei. "Wie schnell die Zeit doch vergeht", dachte ich und meine Gedanken gingen zurück in die Zeit vor meiner Abreise und die ganzen Ängste und Fragen erschienen mir plötzlich lächerlich.
Natürlich merkte man mir sofort an, dass ich mit Traurigkeit an den nächsten Tag dachte und so versprach mir meine Gastmutter eine tolle Überraschung für den Abend. Gegen 18 Uhr kam Caroline zu mir und sagte, ich solle mir die schönsten Klamotten anziehen, die ich hätte - okay, nun war ich wirklich gespannt, denn ich hatte mit einem letzten Abschiedsabendessen in London gerechnet, zu dem allerdings keine Abendgarderobe nötig gewesen wäre. Nun gut, letztendlich saßen wir alle im Auto und fuhren, wie erwartet, Richtung Innenstadt. Doch wir hielten nicht vor einem Restaurant, sondern vor dem Musicaldome: "Cats" - meine Gastfamilie schenkte mir zum Abschied einen Musicalbesuch! Wenn ich nun erwähne, dass Musicals meine große Leidenschaft sind, kann man sich vorstellen, wie begeistert ich war.
Doch auch die schönste Zeit geht irgendwann zu Ende und so stand ich bald am Flughafen, um von allen meinen neuen Freunden Abschied zu nehmen. Es fiel mir sehr schwer, meine zweite Familie und meinen zweiten Freundeskreis zurück zu lassen, doch wir stehen noch immer in engem Kontakt!
Ich kann nur jedem, der die Möglichkeit zu einem Auslandsaufenthalt in einer einheimischen Familie hat, raten, diesen wahrzunehmen, denn so sammelt man Erfahrungen und knüpft Kontakte, die unermesslich wertvoll sind. Ich kann aus Überzeugung sagen, dass die sechs Monate in England einige der schönsten meines bisherigen Lebens waren!
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