A Weekend in the Lakes
Naja, nicht wörtlich IN den Seen (nur einmal kurz), aber so nennt man salopp den Lake District, einen Nationalpark, der u. a. Englands höchsten Berg und größten See besitzt…
So, ich fasse mich mal kurz mit den Ereignissen der Woche um schneller zum Wochenende zu kommen, von dem ich euch eigentlich besonders berichten möchte :)
Am Dienstag sah ich den Großteil meines Chores doch noch einmal, da an diesem Abend das „social event“ stattfand, bei dem es Erdbeeren mit Sahne, Wein und ein abwechslungsreiches Programm aus A-cappella-Musik und diversen anderen musikalischen Beiträgen gab…ich nutzte die Gelegenheit mich noch angemessen mit Zimtschnecken und einer Karte bei allen zu bedanken. Am Donnerstag hatten Soraya und ich die letzte Prüfung unseres Englischkurses, das „Speaking and Listening exam“, welches aus einer Präsentation über ein von uns selbst gewähltes Thema (ich stellte den Schwarzwald vor ;) ) sowie einer anschließenden Gruppendiskussion zum Thema Umwelt bestand.
Ja, und am nächsten Morgen startete dann unser langherbeigesehnter Trip in den Lake District, den wir gemeinsam mit Aida, einer Schulfreundin Sorayas, die aus Spanien zu Besuch gekommen war, antreten würden. Glücklicherweise hatten wir sowohl für Hin- und Rückweg einen persönlichen Fahrdienst – Sue, eine der Krankenschwestern aus Marske Hall hat einen Sohn, der dort wohnt, und arrangierte es so, dass ihr Mann uns hinfahren und sie uns am Montag mit zurücknehmen konnte…wir waren den beiden unglaublich dankbar…mit öffentlichen Verkehrsmitteln hätten wir für den so ca. zweistündigen Weg locker die drei- oder vierfache Zeit gebraucht! Quer durch England von der Ost- zur Westseite ging es, über die grasgrünen, von schlangenförmigen Steinmäuerchen durchzogenen Pennines, die auch das Rückgrat Großbritanniens genannt werden, da sie sich von Süden nach Norden durch die gesamte Insel ziehen. In den Lakes angekommen machten wir erst einmal einen Zwischenstopp an Sues und Pauls Caravan, wo wir uns mit Scones stärkten und mit üppigen Sandwiches ausgestattet wurden, bevor die beiden uns zu unserer Jugendherberge im Süden des Nationalparks fuhren. Diese lag idyllisch und einsam direkt an einem kleinen See, in den wir uns trotz Stechmücken gleich hineinstürzten – die Sonne scheinte und es war tatsächlich ziemlich heiß geworden. Den Rest des Nachmittages nutzten wir dann um das malerische Nachbardörfchen Hawkshead, welches mit seinen kleinen Gässchen, schiefergedeckten Steinhäusern und Blumengärten wie aus dem Bilderbuch scheint, zu erkunden und an „unserem“ See zu chillen :) Am Abend ging es nach einer Unterrichtsstunde für Soraya und Aida in Wizard früh ins Bett – wir wollten unsere Kräfte für das große Abenteuer am nächsten Tag schonen: eine Bergtour auf den berühmten „old man of Coniston“ und die erste richtige Gipfelbesteigung der beiden Spanierinnen überhaupt!
Und so ging es früh am nächsten Morgen mit dem Bus nach Coniston, von wo die Tour laut meines Reiseführers begann. Dort begann der schweißtreibende Aufstieg, begleitet vom Rauschen eines Baches und seiner vielen kleinen Wasserfälle. Bald gelangten wir an alte Kupferminen und entdeckten einige mysteriöse dunkle Höhleneingänge am Hang, aus denen kalter weißer Dampf stieg und die sich weit in den Berg zu ziehen schienen. Nach einigen Metern wurde es uns aber ohne Taschenlampe doch zu unheimlich, sodass wir unsere Höhlenexpedition lieber sein ließen. Weiter ging es hinauf und mit der Höhe kam auch der Nebel. Als wir an einem See, der ersten Station unserer Tour ankamen, waren wir bereits vollständig von einer weißen Suppe eingehüllt. Noch wussten wir aufgrund der Beschreibung, die ich hatte, wohin es gehen sollte, die Frage von zwei Typen, ob wir denn auch Kompass und Karte hätten, beunruhigte uns allerdings schon ein wenig. Nein, hatten wir nämlich nicht! Danach begann dann das richtige Abenteuer. Ein Wanderweg schien von hier an nicht mehr zu existieren, auch Schilder hatten wir während der gesamten Tour kein einziges gesehen. So machten wir uns in die uns logisch erscheinende Richtung auf, einen mit Felsbrocken und kleinen Bächlein übersäten Grashang. Nicht selten blieb da schon einmal der ein oder andere Fuß in der morastigen Weide stecken. Steil ging es hinauf und wir keuchten ganz ordentlich, als wir schließlich einen Pass erreichten. Laut der Beschreibung meines Wanderführers sollte man von hier eine phantastische Aussicht über das Bergpanorama haben und sogar bis zur irischen See blicken können. Wir jedoch sahen nur Nebelschwaden, die der böige Wind herumtrieb, sodass immer mal wieder Bruchstücke von umliegenden Bergen zu erkennen waren! Nun sollte es auf dem Kamm entlang gehen, über einige Gipfel bis hin zum höchsten, dem „Old Man“. Auch hier befand sich keinerlei Ausschilderung und oft existierten eine Vielzahl von kleinen Fußpfaden, sodass man sich nie sicher sein konnte, welcher nun der richtige war. Glücklicherweise war hier oben trotz des Wetters eine Menge los. Alle paar Minuten kamen uns Läufer in Shorts mit professionell aussehenden Wanderkarten entgegengerannt (es musste irgendein Berglauf oder Training für einen Berglauf oder so stattfinden), welche uns bereitwillig Auskunft erteilten, ob wir uns in die richtige Richtung bewegten. Und so kamen wir letzten Endes erfolgreich, von einigen kleineren Umwegen abgesehen, auf unserem langersehnten Gipfel an – genau im richtigen Moment klarten es dort auf und unsere Anstrengungen wurden mit einer spektakulären Aussicht über Coniston Water und Lake Windermere belohnt. Der Abstieg inmitten von Touristen, die den direkten Weg gewählt hatten, war dann nur noch ein Kinderspiel.
Am nächsten Tag traten wir trotz Muskelkater die nächsten Wanderung an, diesmal wollten wir von unserer Herberge aus zum Lake Windermere laufen und von dort mit der Fähre nach Bowness übersetzen. Nachdem wir feststellen mussten, dass auch hier absolut nichts ausgeschildert war, rannte ich genervt zum Ort zurück und kaufte mir endlich eine Wanderkarten der Umgebung – wer weiß, es kann gut sein, dass ich hier noch einmal zurückkehre! Mit dieser gelang es uns problemlos die Fähranlegestelle zu finden: der Weg führte durch Nadelwälder, offene Moorlandschaft und grüne Hügel – faszinierend, wie viele unterschiedliche Landschaften hier auf engstem Raum existieren. Bowness, welches als Kleinstadt mit Windermere verbunden ist, enttäuschte uns eher…nach unserem unberührten Hawkshead war es uns einfach viel zu touristisch, Massen von Menschen und die ewig gleichen Läden, wie sie überall existieren. Auf dem Rückweg über den See begann es dann in Strömen zu schütten und wir waren heilfroh, dass uns auf der anderen Seite der Bus erwartete…erwarten sollte! Nachdem wir gute 20 Minuten vergeblich an der Haltestelle warteten, keimte in uns die ungute Ahnung, dass wir wohl vergeblich warten konnten. Wir waren verwirrt: der Fahrplan stimmte und sowohl dort als auch im Internet hieß es, der Bus fahre täglich…naja, täglich heißt wohl in England nicht sonntags, das mussten wir an diesem Abend schmerzhaft herausfinden. Ein langer, nasser Lauf stand uns bevor….der zum Glück durch die Freundlichkeit eines englischen Ehepaars verkürzt wurde. Halb verzweifelt versuchte ich auf gut Glück das Anhalterzeichen und siehe da: das erste nicht vollbesetzte Auto hielt sofort und die netten Briten fuhren uns tatsächlich zu unserem Dorf, obwohl es noch nicht einmal auf ihrer Strecke lag. Fazit: auf britische Busse sollte man sich nicht verlassen, dafür kann man auf britische Freundlichkeit zählen und das ist doch auch etwas!
Ja, und am Montag ging es schon wieder zurück…jedoch nicht auf direktem Wege ;) Sue hatte sich vorgenommen uns noch einige Highlights des Lake District zu zeigen und so durften wir unter anderem noch die „Surprise View“ über Derwent water und den „Castlerigg Stone Circle“, ein keltischer Steinkreis, der wie eine Miniversion von Stonehenge wirkt, und in beeindruckender Lage von Berggipfeln umgeben liegt.