я в России
Es fühlt sich so normal an hier zu sein, dass ich gar nicht glauben kann, schon in Perm zu sein.
Dienstagmorgen (sehr früh am Morgen!) landete meine Maschine verspätet am Permer Flughafen und beim Aussteigen kamen mir die 0° gar nicht kalt vor. Wahrscheinlich war das die Aufregung. Olga, eine Mitarbeiterin von der Organisation Memorial erwartete mich. Sie musste lange warten, weil der Flieger ja verspätet ankam und die Russen mir an der Passkontrolle nicht sofort glauben wollten, dass ich nur einen Freiwilligendienst leisten und keine Geschäfte machen will. Letztendlich sah ich wohl doch vertrauenserweckend aus und ich durfte das Land betreten.
Wie gesagt, Olga erwartete mich. Ich muss wohl sehr unrussisch ausgesehen haben, denn sie stand sofort auf und ging auf mich zu. Widererwartend sprach sie sehr gut deutsch und ich war ein bisschen traurig, um meine im Flugzeug zurechtgebastelten ersten Sätze, die nun auf Deutsch gesagt wurden. Sobald sie aber merkte, dass ich mehr als 5 Wörter verstehe sprach sie Russisch mit mir und ich tat mein Bestes ihr gleich zu tun.
Die erste Nacht wurde ich im Büro von Memorial untergebracht, wo es ein Freiwilligenzimmer gibt. Es war bereits 5 Uhr morgens, doch durch die Zeitverschiebung fühlte ich mich zunächst nicht so, als könnte ich direkt schlafen. Das nachzuholende Schlafdefizit aus Deutschland kam mir zu Gute und nachdem ich das Büro noch etwas inspiziert hatte, schlief ich sofort ein.
Der erste Tag
Keine Sorge, ich werde nicht jeden einzelnen meiner Tage hier beschreiben. Aber die ersten Tage werden die eindrucksvollsten sein, bis ich mich an das russische Leben gewöhnt habe.
Zum Frühstück gab’s allerlei russische Leckerbissen, die Olga für mich eingekauft hatte. Auf dem Tisch lagen Bulotschki (Brötchen) mit Rosinen, über und über mit Zucker übergossene Mohnschnecken und dunkles Brot, das nach Kümmel roch und in dem ich ein paar Rosinen fand. Man isst das scheinbar hier mit Käse. Unter „dunklem Brot“ versteht sich natürlich kein gutes altes Vollkornbrot, sondern etwas Weiches, Eingefärbtes, das an Brot erinnert.
Die Zubereitung von Tee ist auch ganz speziell: man gieße eine Kanne starken Tee auf, lasse ihn ziehen, fülle die Tassen halb voll und gieße heißes Wasser dazu. Den Tee in der Kanne benutzte man zwei bis drei Mal und entsorge ihn dann.
Nach meinem ausgiebigen Frühstück kamen die zwei anderen Freiwilligen im Büro vorbei. Einen kannte ich schon aus Deutschland, der andere ist schon ein paar Wochen hier und konnte von einigen Erlebnissen berichten.
Als auch Olga eintraf, gingen wir los, um die Gegend zu erkunden. Ich hatte das Gefühl, ich würde erfrieren. Es waren ca. 4°, aber mir kam es vor wie unter Null. Die Leute hier sind ganz unterschiedlich warm angezogen. Einigen scheint es so wie mir zu ergehen, denn sie tragen schon dicke Jacken, Handschuhe und Mützen. Andere tragen höchstens eine dünne Jacke oder arbeiten im T-Shirt. Meine ersten Einkäufe, neben Lebensmitteln natürlich, werden dazu dienen eine dicke Jacke und vor allem fellgefütterte Winterstiefel mit einer seeeeeeeeeeeeeehr dicken Sohle zu erwerben!
Memorial hat noch ein zweites Büro in der Stadt. Dorthin gingen wir und ich wurde den beiden „Chefs“ vorgestellt. Sie waren ganz erfreut, dass sie mit mir auf Russisch reden konnten, weil viele Freiwillige hierher kommen und erst anfangen Russisch zu lernen. Mich hat das natürlich auch gefreut, obwohl ich nicht so stolz auf meine Russischkenntnisse bin.
Abends bin ich dann in mein neues zu Hause umgezogen. Meine „Gastfamilie“ entpuppte sich als ein junges, nettes russisches Pärchen. Sie haben noch keine Kinder und eine, für russische Verhältnisse, größere Wohnung, in der ich jetzt ein Zimmer bezogen habe.
Die beiden heißen Mark und Vika und kümmern sich rührend um mich. X-mal haben sie mir gesagt, ich solle bloß nachfragen, wenn ich was nicht verstehe und sie um alles bitten, was mir fehlt. Sie sprechen (angeblich) englisch, was mir eine große Sicherheit gegeben hat, denn als ich sie zum ersten Mal traf, war niemand da, der übersetzten konnte. Angeblich steht da in Klammern, weil ich ihr Englisch bis jetzt noch nicht getestet habe. Fast alles konnten wir auf Russisch klären. Darauf bin ich jetzt schon ein bisschen stolz. ;)
Der erste Tag ging zu Ende, alles war gut. Ich machte mir nur ein wenig Gedanken über den nächsten Tag. Ich sollte um 11 Uhr bei meiner ersten Russischstunde sein, ohne wirklich zu wissen, wohin ich musste. Als Geographin und dazu noch mit einem recht guten Orientierungssinn ausgestattet, fällt es mir dennoch schwer mich hier zu orientieren. Alles sieht so gleich aus und die Straßenführung ist so verwirrend, dass ich mir nie sicher bin, wo ich gerade bin. Häuser sind hier oft so groß, dass sie verschiedene Eingänge haben und wenn die Eingänge nicht nummeriert sind und man sich nicht gemerkt hat, in welchen Eingang man gehen muss, steht man ganz schön dumm da. Außerdem stehen die Häuser nicht unbedingt direkt an der Straße und haben auch nicht unbedingt den Eingang zu der Straße zu der sie gehören. Eine schöne Herausforderung!
Bis bald, Caro aus Russland.
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