5 Städte in 12 Tagen.
Wo kann ich besser #DiscoverEU als am Hauptsitz der EU?
Von Nijmegen aus visierte ich den Rotterdamer Bahnhof als nächstes Ziel an. Die Stadt ist für seine speziellen architektonischen Bauten bekannt, wozu auch der Bahnhof selbst gehört. Vom Bahnhof aus lief ich an teuren Malls und Bürogebäuden bis zur Erasmusbrücke. Mit vom Wind zerzaustem Haar lief ich an der Promenade vorbei und beobachtete Passanten. Nach einer kurzen Verschnaufpause, um meine Schultern vom Rucksack-Tragen zu lockern, spazierte ich zum nahe liegenden Hafen und weiter zu einem Kanal. Ich lief am Museumspark vorbei und landete auf der nächsten Parkbank. Dann machte ich mich wieder Richtung Bahnhof auf, entdeckte dabei das China Town von Rotterdam. In einer Bäckerei fand ich die süßen Gebäckschnecken wieder, deren Anblick mich glücklich machte, obwohl sie selbst für mich zu süß schmecken. Das ORIGINAL chinesische Küche nach Europa wandert freut mich, da sie so viel zu bieten hat und die europäische Küche perfekt ergänzen kann. Mehr als das unsere „chinesischen Nudeln“ in der Fast-Food-Box jemals könnten.
Als ich so lächelnd in diesem Viertel spazierte, bemerkte ich auf einmal ein Paar, das sich auf der anderen Straße lautstark unterhielt. Während ich weiter meinem Weg folgte, blieben sehr viele Passanten stehen und starrten auf die andere Seite. Dabei schien niemand als würde er aus der Sorge heraus starren, dass der Streit vor einer Eskalation gestoppt werden müsse. Viel mehr konnten sie ihre neugierigen Blicke nicht kontrollieren. Später hörte ich das Paar die Straße verlassen, alleine.
Zurück am Bahnhof schaute ich nach dem nächsten Zug nach Antwerpen. Nach einer Stunde Fahrt kam ich in Antwerpen-Berchem an, nach weiteren 30 min Fußweg stand ich vor einem netten Familienhaus. Da meine Gastgeberin noch auf der Arbeit war, musste ich mich etwas gedulden. Ich setzte mich vor das leerstehende Geschäft nebenan und sah dem Geschehen am Kreisverkehr zu. Im Vergleich zu Nijmegen fuhren hier deutlich mehr Autos. Nach einiger Zeit begrüßte mich meine Gastgeberin fröhlich von der Seite. Sie führte mich in den dritten Stock und zeigte mir das Gästezimmer und -bett. Während ich mich etwas frisch machte, kochte sie uns schnell ein leckeres Risotto. Mit Snickers-Eis spazierte ich danach in den anliegenden Park und beobachtete Familien beim Fußballspielen und Jogger mit ihren Hunden. Als ich zurück in die Wohnung kam, unterhielten wir uns über Köln, das sie aufgrund ihres Freundes recht oft besucht. Weil Köln eben so ist wie es ist, vermisse sie es regelmäßig und freue sich schon darauf, bald wieder vorbeizuschauen. Wir sprachen über unsere Familien, meine Zeit in China, ihre Arbeit, meine Studienpläne. Wir erzählten von Karneval, ihrem letzten Urlaub und davon, dass uns das konservative Bild stört, das ein Großteil der heutigen Gesellschaft von dem Begriff „Beziehung“ immer noch hat. Außerdem gab sie mir eine kurze Einführung in den Stadtplan von Antwerpen.
Nach etwas gutem Schlaf machte ich mich am nächsten Morgen auf in die Innenstadt. Für bis zu einer Stunde Busfahrt bezahlt man in Belgien weniger als 2€. Die Altstadt von Antwerpen ist, wie mir berichtet worden war, wirklich sehr schön. Auf den Marktplätzen mit kleinen Biergärten, vielen Cafés und Boutiquen fühlt man sich schnell wohl. Die Centraal Station ist ein wirklich schönes Gebäude, genauso die Liebfrauenkathedrale. Auf der Straße hört man meist Französisch oder Flämisch. Mein Englisch wurde aber auch gerne angenommen. Durch die Altstadt ging ich an vielen Musikanten und Schokoladengeschäften vorbei, hin zur Schelde. Unter diesem Fluss befindet sich ein 25m-tiefgelegener Tunnel, durch den man spazieren kann. Auf der anderen Seite befindet sich ein netter Park, der einen schönen Blick auf die andere Uferseite ermöglicht. Wenn man allerdings mit dem Blick von Deutz auf den Kölner Dom kennt, ist es schwierig in anhaltendes Staunen zu verfallen. Deshalb kehrte ich nach kurzer Zeit zurück und ging auf der rechten Uferseite zum einem kleinen Hafen. Daneben befindet sich die Maas, ein Gebäude, das wechselnde Ausstellungen und eine (kostenlose) Aussichtsplattform für Besucher bereit hält. Auf dem Weg zum 10.Stockwerk konnte ich Stillleben-Kunstwerke bestaunen. Stillleben übersteigt tatsächlich die einfachen Abbildungen von Obst, die wir damals in der Schule kennengelernt haben. Nach einem schönen Nachmittag und einer kleinen Pause in der kühlen Wohnung, setzte mich meine hilfsbereite Gastgeberin mit meinem Gepäck am Bahnhof ab.
Innerhalb einer Stunde fand ich mich in Brüssel wieder. Französisch: Bruxelles. Niederländisch: Brussel. Neben drei Amtssprachen hat Brüssel einiges zu bieten. Brüssel ist Hauptstadt Belgiens, Hauptsitz der EU, der NATO und des Sekretariats von Benelux. Von den 11 Mio. Einwohnern Belgiens leben mehr als 1 Mio. alleine in Brüssel. Bei einer Stadtführung des studentischen 'Free Tours' erfuhr ich außerdem, dass Belgien erst seit 1830 ein unabhängiger Staat ist. Im Zuge dessen und, dass dieser 'neue' Staat seinen Bürger viele Freiheiten einräumte, immigrierten viele Menschen nach Belgien. Heute haben circa 68% der Einwohner Brüssels einen Migrationshintergrund. Somit sei Brüssel die zweit-stärkste internationale Stadt Europas (nach Amsterdam). Abgesehen von der Offenheit gegenüber verschiedener Nationalitäten und Herkünfte, ist Belgien auch der LGBTQ-Gemeinde gegenüber sehr offen. Nach den Niederlanden ist Belgien die zweite Stadt weltweit, die die Ehe für homosexuelle Paare möglich gemacht hat (2003).
Unsere Stadtführung führte uns vom Grand Place (Großer Platz), wo wir das Rathaus und mit Blattgold verzierte Häuser beobachten konnten. Anstatt in das anliegende Biermuseum zu gehen, gingen wir am Hotel 'Amigo' vorbei, wo sich früher mal ein Gefängnis befand. Wir sahen ein Tim&Struppi-Comic, das an eine Hauswand gemalt worden war und wie viele andere berühmte Comics in Belgien entstand. An dem Brunnen von Manneken Pis erzählte uns unsere Stadtführung, dass es ein Symbol für Hoffnung sei, dass die Bronzefigur Kriege und Brände überstanden habe. Das „wasserlassende Männlein“ sei das Wahrzeichen Brüssels. Heute habe er seinen persönlichen Schneider, der ihn zu besonderen Anlässen einkleide. Die Belgier lieben die Figur sehr und haben ihr sogar einen Namen gegeben: Julien.
Unter der heißen Mittagssonne gingen wir später zur St.Michael-und-Gudula-Kathedrale, die mit ihrem hellen Stein sehr schön aussieht. Weiter ging es zum königlichen Palast, der das Sekretariat und nicht das Wohngebäude der königlichen Familie ist. Obwohl Belgien ein Königreich sei, interessieren sich die Belgier und auch die internationale Presse recht wenig für die Königsfamilie.
Meine beste Freundin, mit der ich die Zeit in Brüssel gemeinsam vebrachte, und ich waren froh, als wir uns nach den vielen Eindrücken und der Hitze etwas ausruhen konnten. Die restlichen zwei Tage verbrachten wir mit Entspannung gegen die Hitze, Spaziergängen im Park und Souvenirshop. In der Fußgängerzone hörten wir einem jungen Mann zu, der die Passanten mit seinen Balladen begeisterte.
Mein Fazit zu Brüssel: Eine vielseitige Stadt, die sicherlich mehr zu bieten hat, als ich mir in der Kürze angeschaut habe. Ich möchte unbedingt zurück kehren, um eine frische, belgische (und überteuerte) Waffel und Schokolade zu essen und erneut durch die Altstadt zu spazieren. Ich möchte mir außerdem das Europaviertel anschauen.
Und wie lautet mein Resümee zu meiner gesamten Reise?
Meine Reise war ein Erfolg. Umgeben von verschiedenen und fremden Sprachen und Menschen, alleine, spontan und frei. Und ganz nebenbei auch sehr kostengünstig. Ich bin sehr dankbar, dass mir #DiscoverEU die Möglichkeit gegeben hat, mich mit Zugreisen in Europa und mit den spannenden Nachbarländern Deutschlands zu beschäftigen. Ich bin mir sicher, dass ich mich in den nächsten Jahren wieder erneut auf den Weg machen zu werde, um Orte zu entdecken, die nicht fern liegen und uns doch so fern sind.
Wer Interesse hat, sich für die zweite Bewerbungswelle für #DiscoverEU zu bewerben, sollte sich hier umschauen: https://europa.eu/youth/discovereu_de