21. Geburtstag
Karenaki gönnt sich eine Auszeit und besucht Brüssel. An ihrem Geburtstag erlebt sie dort wunderschöne Moment, aber auch tiefe Enttäuschungen!
Puh! Ich weiß schon, weshalb ich normalerweise so regelmäßig Tagebuch schreibe, jetzt vergesse ich bestimmt die Hälfte. Die letzte Woche habe ich ja in Brüssel verbracht, was mir wirklich sehr gut getan hat! Kurz davor hatte ich irgendwie die Schnauze voll von Griechenland und da kam mir diese Pause gerade recht! Ich war zum ersten Mal in Brüssel und schwer begeistert! Ich hatte mir Europas Hauptstadt sehr politisch und von Glasbauten geprägt vorgestellt. Da ich jedoch hauptsächlich in der Altstadt unterwegs war, konnte ich tolle Jugendstilhäuser, verwinkelte Gassen, gemütliche Cafés und einige Grünanlagen bewundern. Meine erste Tat in Belgien war übrigens, auf’s Klo zu gehen und das Papier einfach so ins Klo zu schmeißen. Welch ein Luxus (Da musste ich gerade dran denken, als ich mal wieder die stinkenden Mülleimer auf den Toiletten im Jugendzentrum ausleeren durfte...)!
Ich muss ja gestehen, dass ich es erstmal genossen habe, einen Fernseher zu haben (ich hab neben der Tagesschau sogar mal Marienhof gesehen - zum vielleicht zweiten Mal in meinem Leben)! Ach ja und dann war ich ausgiebig einkaufen. In Brüssel gibt es so eine tolle Einkaufszone! Und Hey, ich konnte mir Kleidung in der von mir gewohnten Größe kaufen und musste mich nicht in XL oder XXL reinpressen, nur weil in Griechenland alle Größen kleiner ausfallen. Ich frage mich übrigens immer noch, weshalb das so ist.
Aber, ich bin natürlich nicht in ein anderes Land gereist, nur um mich dem Konsum zu widmen! Nein, auch den kulturellen Aspekt habe ich nicht vernachlässigt. Ich habe mir diverse Kirchen/ Kathedralen von Außen und manchmal auch von Innen angeguckt, war im Justizpalast, hab den Königspalast von Außen gesehen, war im Museum für Geschichte (sehr interessant!) und in dem für Kakao und Schokolade (Museum ist Museum!) und habe mir natürlich auch so Sehenswürdigkeiten wie den Grand Place oder das Männeken Pis angeguckt. Vor allem bin ich eigentlich den ganzen Tag gelaufen, gelaufen, gelaufen! Übrigens glaube ich, dass es in Brüssel weniger Autos gibt als in Korinth, dafür aber viel mehr Ampeln und Zebrastreifen! Ok, Korinth in dieser Hinsicht zu übertreffen, ist auch nicht schwer, schließlich hat es hier (ja, ich muss noch ein bisschen Schwäbisch üben ;-)) nur eine funktionierende Ampel... Mit meinem Vater war ich abends immer sehr lecker essen und einmal in einem tollen Jazzclub. Dort haben wir einem richtig tollen Konzert mit Piano, Bass und Schlagzeug gelauscht. Der Pianist soll wohl der beste aktuelle Pianist Frankreichs sein. War auch echt toll, obwohl ich jetzt kein ausgemachter Jazzfan bin.
Am Mittwoch, den 28. Februar hatte ich ja - wie die meisten von euch leider vergessen haben – Geburtstag! Am 27. hab ich mit meinem Vater und Alcopops (;-)) reingefeiert. Um Mitternacht haben wir 21 Mal auf Deutsch, Griechisch, Englisch und Spanisch angestoßen, wobei ich - im Gegensatz zu meinem Vater - so intelligent war und kleine Schlücke genommen habe. Dann habe ich meine drei Päckchen ausgepackt. Meine Mama hatte mir natürlich was geschickt und auch meine lieben EVS-Freundinnen haben mir ihre Geschenke schon vor Brüssel gegeben, so dass ich an meinem Geburtstag was zum auspacken hatte. Und der Inhalt war wirklich richtig toll! Vielen Dank, ich hab mich so gefreut! Schön, dass ihr so nachgedacht habt und die Geschenke so persönlich waren :-). An meinem Geburtstag wollte ich eigentlich ausschlafen. Daraus wurde aber nichts, weil um Punkt 9 Uhr das Telefon klingelte (schrecklicher Klingelton!). Die Freundin meines Vaters war dran, um mir zu gratulieren, worüber ich mich natürlich sehr gefreut habe! Das Einschlafen hat sich dann auch nicht mehr gelohnt, weil im 10-Minuten-Takt vier oder fünf SMS folgten. Teilweise von Leuten, mit denen ich überhaupt nicht gerechnet hatte. Hat mich richtig gefreut! Dann habe ich erstmal richtig schön im Bett gefrühstückt und ausgedehnt geduscht. Und was sah ich, als ich aus der Dusche kam? Sonnenschein! Nachdem es tagelang nur geregnet hatte, schien ausgerechnet an meinem Geburtstag die Sonne. Ein Geschenk des Himmels! *lach* Für meinen Geburtstag hatte ich den Besuch des Kakao- und Schokoladenmuseums geplant, da Schokolade zu meinen absoluten Leidenschaften gehört! Etwas enttäuscht war ich schon, aber immerhin weiß ich jetzt, wie man eine Praline herstellt und, dass weiße Schokolade nur aus Kakaobutter und nicht aus Kakaobohnen hergestellt wird. Die gesündeste Schokolade ist die mit dem größten Kakaogehalt. Na wie gut, dass ich die auch am liebsten mag.
Die schönste Begegnung des Tages hatte ich mit einer Parfümverkäuferin :-). Sie konnte zum Glück sehr gut Englisch und hat mich richtig gut beraten (letzen Endes haben wir uns beide für das Parfüm entschieden, was ich von Anfang an haben wollte). Irgendwie haben wir uns über ganz viel privates Zeug unterhalten und schließlich sagte ich ihr, dass ich Geburtstag hatte. Da hat sie mir mein Parfüm 20% billiger gemacht, es total schön eingepackt und mir noch so ein Schminkset von Dior geschenkt, was eigentlich - denk ich mal - nur Leute bekommen, die sehr viel Geld im Laden lassen.
Als ich irgendwann nicht mehr laufen konnte, habe ich mich in ein Internet-Café gesetzt. Da klingelte auf einmal mein Telefon - unterdrückte Nummer. Bin dann doch rangegangen, obwohl ich ja auch bezahlen musste. Das war auch die richtige Entscheidung, da mir meine beiden kleinen Cousinen aus vollster Kehle das griechische Geburtstagslied ("na sissis Karen kai chronia polla!") sangen. Hab mich so gefreut!
Irgendwann bemerkte ich, dass ich seit dem Frühstück und einer typisch belgischen Zuckerwaffel zwischendurch nichts mehr gegessen hatte. Da ich mir schon im Dezember vorgenommen hatte, in Brüssel einen Döner zu essen, hat es mich in die kleine Strasse hinterm Grand Place verschlagen, wo links die Griechen mit Pita und rechts die Türken mit Döner warben. Mir waren aber alle ein bisschen zu aufdringlich, so dass ich meinen Schritt beschleunigte und schnurstracks in einen Imbiss an der Ecke gegangen bin, vor dem niemand stand. Plötzlich bemerkte ich, dass alle um mich herum Griechisch sprachen, also bestellte ich meine Pita (ja, dann muss ich auf den Döner halt noch bis Juni warten) auf Griechisch. Da haben sich alle richtig doll gefreut und sich rührend um mich gekümmert. Was ich denn ganz alleine dort mache und ob ich denn keine Freunde habe...Haha!
Ich hab mir meinen Geburtstag so schön wie möglich gemacht, aber komisch war es trotzdem, ohne Mama und ohne meine Freunde. Ich hatte sehr nette Momente mit fremden Menschen, aber von meinen Freunden zu Hause war ich ziemlich enttäuscht. Aus Deutschland hab ich nur sehr wenig gehört. War irgendwie nicht so ein tolles Gefühl, im Ausland zu sein und registrieren zu müssen, dass so viele Menschen, die dir wichtig sind, deinen Geburtstag vergessen. Da muss man schon aufpassen, damit nicht solche Zweifel kommen wie „Fehle ich den Leuten zu Hause überhaupt oder ist es eigentlich egal, ob ich zurückkomme oder nicht?“ Hat mich traurig gemacht.
Am Donnertag habe ich mich mit Charlotte getroffen. Sie ist Freiwillige in Bruessel und ist im youthreporter als Lotti unterwegs. Vielen Dank, dass Du Dir für mich frei genommen hast, war echt schön, Dich zu treffen! Ja ja, so eine persönliche Stadtführung bekommt nicht jeder Touri :-). Mit Charlotte habe ich auch die typischen Pommes gegessen und zwar im schönsten Sonnenschein vor dem - wie ich jetzt weiß - Rathaus. Erst wollte ich gar nicht wieder zurück nach Griechenland. Als ich so durch Brüssel und den Regen lief, hätte ich mir sehr gut vorstellen können, nicht nach Athen, sondern nach Hamburg zu fliegen. Sobald ich aus dem Athener Flughafengebäude raus war, war ich aber doch froh, noch ein bisschen hier bleiben zu können. 18 Grad, Sonnenschein, Vogelgezwitscher und blühender Mohn! Bis jetzt hat sich meine Stimmung auch gehalten. Zum einen, weil der Frühling da und das Haareföhn-Wetter vorbei ist und zum anderen, weil es so aussieht, als hätte ich in den letzten Monaten meines Freiwilligendienstes ordentlich was zu Tun! Im Moment widme ich mich der Bücherei. Nachdem Ioanna gestern alle Bücher sortiert hat, habe ich angefangen, jedem Buch eine Nummer aufzukleben und unser "Logo" rauf zu stempeln. Mit dieser anspruchsvollen Arbeit bin ich soeben fertig geworden. Außerdem habe ich die unteren vier Computer geschrubbt und mit meinem besten Freund, dem Staubsauger, gespielt. enli und Emily hüpfen ja gerade auf diversen Inseln rum und ich freue mich so sehr für sie, dass sie so ein Glück mit dem Wetter haben! Hoffentlich bleibt das so!
Wow, für diesen Artikel habe ich 3 Tage gebraucht, weil ich endlich mehr zu tun habe! Juchuuu!
Ach ja, ich hab noch was vergessen! Ich fand es so angenehm, dass in Brüssel kaum geraucht wurde, jedenfalls nicht dort, wo Essen verkauft wurde! Ist das in Deutschland jetzt eigentlich auch so? In Griechenland kann man davon nur träumen! Was ich in Griechenland wiederum besser finde ist, dass man in Cafés oder Restaurants Wasser umsonst bekommt und es nicht für viel Geld bestellen muss! Außerdem musste ich mich erstmal daran gewöhnen, dass die Läden um 17.30 Uhr zumachten. Hier sind sie bis 20.30 Uhr geöffnet!