16 Freiwillige, 9 Nationalitäten und perfektes Franglish
Vom Verlorengehen im Pariser Verkehrsnetz, meinem ersten Reisetrauma, einem unvergesslichen Seminar in Redon und der Entdeckung bretonischer Traditionen.
Letztes Mal hab ich euch eine Fortsetzung versprochen, et voilà!
Nach ersten erlebnisreichen und verwirrenden Tagen in Viry-Châtillon, geprägt von Stimmungsschwankungen à la Ich-fass-es-nicht-jetzt-bin-ich-tatsächlich-in-Frankreich-JUHU und Was-zum-henker-mach-ich-eigentlich-hier, ging es letzte Woche Sonntag (9.10) auf in das bretonische Städtchen Redon zum On-Arrival-Training.
Doch die Strecke von Viry nach Redon sollte sich als ziemlich hindernisreich herausstellen, was nicht zuletzt an meinem fehlenden Orientierungssinn liegen könnte..
Mit einem viel zu großen Koffer für 7 Tage (nein, ich hatte keine andere Tasche und ja, ich MUSSTE meine halbe Wohnung mitnehmen), der gefühlte 50 Kilo wog und unendlich viele Treppenstufen rauf und runter getragen werden musste, schlenderte ich zum Bahnhof der Stadt.
Dort angekommen kaufte ich ein Ticket nach Juvisy (Nachbarstadt), da die Station laut meiner Tutorin eine direkte Verbindung zum TGV-Bahnhof Paris Montparnasse haben sollte.
Und dann kam ich in Juvisy an: Erstes Gleis, kein Gare Montparnasse. Treppe runter, Treppe rauf. Zweites Gleis, Fehlanzeige. Treppe wieder runter, Treppe rauf. Nächstes Gleis, falsche Haltestelle. Treppe runter, Treppe rauf. Spätestens jetzt hätte ich mit 19 meinen ersten Bandscheibenvorfall gehabt, aber zum Glück erbarmten sich ein paar Franzosen und halfen beim Koffertragen.
Letztes Gleis, das muss es jetzt aber sein!
Pustekuchen.
Der Verzweiflung nahe fragte ich also jemanden in meiner Nähe:
«Montparnasse? Si vous voulez y aller, il faut prendre le train jusqu’à Châtelet - Les Halles et puis le Métro ligne 4.»
Na klasse, dann hätte ich auch gleich den RER von Viry zum Gare de Lyon nehmen können.
Egal, der besagte Zug stand bereits vor mir und war kurz vorm Losfahren, also stieg ich schnell ein und war froh für die nächsten 20 Minuten meine Ruhe zu haben. Was mir jedoch nicht auffiel: ich hatte vergessen ein Ticket zu kaufen. Also hieß es Schwarzfahren, mein erstes Verbrechen in Frankreich. Kontrolliert wurde zum Glück nicht, aber Schwierigkeiten gab’s trotzdem.
In Paris braucht man nämlich ein Ticket um aus der Station rauszukommen, kein Ticket = eingesperrt im Pariser Métro-Dschungel. «Macht nichts, dann kauf ich halt in der Station nachträglich eins.», dacht ich mir. Nur leider schienen alle Automaten der Station nur die Carte Bleue (französische Debitkarte) zu akzeptieren und die bekomm ich erst nächste Woche. Die Infoschalter waren natürlich auch nicht besetzt, war ja schließlich Sonntag. Auf zum Security-Mann, der wird schon wissen was zu tun ist! Ich erklärte also meine Situation und glücklicherweise erbarmte er sich und öffnete einen der Durchgänge. Erst 5 Tage im neuen Land und schon ein traumatisches Erlebnis. :D
Bis zum Gare Montparnasse ging es relativ problemlos weiter, und kurze Zeit später saß ich auch schon gegenüber von meinen zukünftigen Mitfreiwilligen Julianna (Ungarin, 22) und Alessandra (Italienerin, 27) im TGV nach Rennes (später kommen noch 2 andere dazu, aber deren Projekte haben noch nicht angefangen). Nachdem mich Alessandra am Anfang aufgrund des Namens Valentina für eine Landsmännin gehalten hatte, unterhielten wir uns über unsere Projekte, unsere Heimatländer und über Gott und die Welt.
Ich freu mich jetzt schon auf die allwöchentliche Teamarbeit im CIDJ Paris! :)
So, nun zum eigentlichen Thema dieses Eintrags: das On-Arrival-Training.
In Redon angekommen wurden wir von Tariq, einem türkischen Freiwilligen, der im MAPAR (unsere Herberge) sein EFD macht, abgeholt. Nachdem wir unsere Schlafplätze bezogen hatten, lernten wir unsere Trainer Denis, Lydia und Gaëlle kennen. Es wurden erste Kommunikationsversuche unternommen, einige sprachen kein Französisch, andere kein Englisch, also entschieden wir uns für gepflegtes Franglish. Guter Kompromiss, oder? :D
In der folgenden Woche ging es um unsere Motivation für den EFD, um EU-Programme, um Klischees und Vorurteile, um die AXA-Versicherung und und und. Dazwischen blieb aber noch genügend Zeit die Stadt zu erkunden, das Regionalgericht Galette zu probieren, Cidre zu trinken und einen traditionellen Tanz zu lernen:
links und rechts beim Nachbarn einhacken, im Kreis rumhüpfen, dreimal auf die Knie klopfen, Hände zweimal an den Oberschenkeln abstreifen und eine elegante Pirouette drehen, fertig! :D
Seit Samstagabend bin ich nun wieder in Viry-Châtillon und weil das Wetter gestern (Sonntag) so schön war, hab ich auch gleich mal ein wenig die Stadt erkundet. Erster Halt: Markt, dann Spazierengehen am See und «Un monstre à Paris» im städtischen Kino «Le Calypso» (die Filme laufen immer jeweils nur 1-2 Wochen, die Chance musste also genutzt werden. Empfehlenswerter Film übrigens! Es hat mich als leidenschaftliche Popcorn-Liebhaberin jedoch schwer getroffen, dass es da keins zu kaufen gibt.).
So, das war’s fürs Erste. Weiter geht’s mit der Entdeckung meines Projekts und ersten Arbeitserfahrungen. Berichterstattung folgt!
Und in der Zwischenzeit:
Nehmt euch die obige Anleitung und lernt den bretonischen Tanz!
A bientôt!
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