11. Oktober 2021
Tagebucheintrag von Lilly Kaufmann über den 11. Oktober 2021 in Spanien, Andalusien.
So wie jeder Morgen, wurden ich und meine Zeltmitbewohner von unseren Weckern um 7 Uhr morgens geweckt. Da wir über den Tag immer zu tun haben, ist nur morgens um 07:30 oder Abends um 11 Uhr Zeit zum Duschen, bis auf ein paar Ausnahmen. Wir haben an diesem Tag alle nicht gut geschlafen, da der Wind fast uns alle weggeweht hat. Es war so laut, ich bin bestimmt 5 mal in der Nacht aufgewacht. Jedes mal wenn ich dann meine Augen geöffnet hab, hab ich gedacht wir fliegen schon. Nichtmal die Koffer im Vor-Zelt blieben stehen. Am morgen war der Wind auch noch nicht weg und es gab einige Zelte die man nochmal fest machen musste. Frühstück gab es um 08:30, die Marmeladengläser sind auf meinem Tisch auch fast weggeweht. Nach dem Frühstück gibt es immer einen sogenannten „Morning Circle“ indem besprochen wird was heute passiert und was es für Workshops gibt. Da heute der erste Tag war an dem es die 4 Workshops gibt, gab es einen Spanischen Lehrer, Juán Antonio, der einen Vortrag gehalten hat. Leider konnte er kein Englisch, weshalb Alberto, ein erwachsener Begleiter, die ganze Zeit nach jedem Satz übersetzen musste. Deshalb ging der Vortrag dann doppelt so lang. Es war ein sehr interessanter Vortrag, der eine gute Einleitung war in den Workshop „Environment“. In diesem Workshop gibt es verschiedene Aktivitäten, die erste war also Mauer bauen. Die Mauer Technik ist schon sehr alt und ist mit sehr viel Technik, da man nur normale Steine benutzen kann, die eben so in der Landschaft liegen. Die Mauer soll das Regenwasser aufhalten, da dieses in Spanien sehr stürmisch und sehr viel auf einmal kommen kann. Damit das Wasser nicht einfach ins Tal fließt und alles mitspült, werden diese Mauern angelegt die auf Hängen dann waagerecht zum Boden und Senkrecht zu einer Fläche, meistens auf einem Hang stehen. Es sieht dann aus wie eine Treppe, das haben wir auch auf der Busfahrt hinzu sehen können. Juán Antonio hat angefangen uns zu erklären wo diese Mauer-bau-Technik herkommt und wie sie funktioniert. Leider hab ich und die anderen nicht so viel mitnehmen können, weil der Vortrag insgesamt 90 Minuten ging und wir irgendwann einfach abgeschalten haben. Als der Vortrag dann vorbei war sind wir raus und sollten uns in Gruppen zu 6. finden, zwei Deutsche, zwei Spanier und zwei Marrokaner. Unsere Aufgabe war dann uns Steine zu suchen und sie dann einfach so aufeinander zu stapeln dass es gut balanciert ist. Die zweite Aufgabe war dann die Steine zu stapeln wie eine Pyramide, und danach dann die kaputte Mauer die es schon gab zu reparieren. Das haben wir alle bis circa 16 Uhr gemacht, danach gab es eine kurze Pause von 30 Minuten und dann fingen die verschiedenen Workshops an. Ich persönlich war in dem Workshop „Body Language“, es gab aber auch noch „Keramik“ und „Documentary“ die das gemacht haben was ich gerade mache, also über den gestrigen Tag schreiben.
In dem Workshop Body Language waren wir in einem reservierten Raum vorne am Pool. Wir waren insgesamt 10 Leute, plus Alberto und Ines. Angefangen haben wir mit dem Spiel Reise nach Jerusalem. Danach Spiele die ich aus dem Theater Projekt aus der Laborschule kenne, wie zum Beispiel im Raum rumlaufen und stehen bleiben wenn jemand klatscht, Augen zumachen wenn dich jemand berührt, oder man verändert seinen Lauf-Stil mit der Gruppe, je nachdem wie sich einer bewegt, so bewegen sich dann die anderen. Nach diesen Spielen haben wir dann eine Art Meditation gemacht, bei der es darum geht sich bewusst in seinem Körper zu fühlen und Kontakt zur Realität zu haben, was meiner Meinung nach etwas sehr lehrreiches ist, was vielen Leuten bei Problemen helfen kann. Wir haben auch alle eine kleine Massage von Ines bekommen, von der sich alle gerne mehr gewünscht hätten. Danach haben wir angefangen Bewegungen in verschiedenen Gruppen und Partnerkonstellationen zu machen, die die anderen kopieren sollten. Als Abschluss-Spiel sollten wir einem Partner eine bewegende Geschichte aus unserem Leben erzählen, dann Aussuchen welche ausgewählt wird und dann erzählen beide vor allen die gleiche Geschichte nur mit unterschiedlichen Details und Einzelheiten und am Ende sollte die Gruppe erraten anhand der Körpersprache, von wem die Geschichte war. Es waren zum Teil sehr bewegende Geschichten dabei, einige haben auch angefangen zu weinen, als sie ihre Geschichte erzählt haben oder die andere gehört haben. Es war eine sehr therapierende Erfahrung, das Gefühl bewusst in seinem Körper zu sein werde ich mir auch definitiv mitnehmen und den Workshop nochmal besuchen. Der Workshop war gegen 20:30 zu Ende, wo es schon seit einer halben Stunde Essen gab. Zum Glück war noch etwas übrig, aber viel Zeit zum Essen hatten wir auch nicht, weil die Marokkaner sich auf Einmal sämtliche Küchen-Utensilien genommen haben, uns zu sich gerufen haben und angefangen haben ein Konzert zu geben. Es klang genau wie man sich das vorstellt wenn afrikanische Menschen singen und im Kreis tanzen. Erst haben sie nur ein paar Lieder gesungen, und danach immer wieder eine Strophe, in der sie nacheinander alle die sie finden konnten in die Mitte des Kreises schubsten und dann gefeiert haben. Die Atmosphäre war unfassbar, weil alle so super locker waren und einfach gesungen und gelacht haben. Man hat gemerkt, wie anders diese andere Nation nochmal ist, zu uns und den Spaniern. In Deutschland würde man nicht einfach auf die Idee kommen mit Gabeln auf den Tisch zu schlagen und sich die Mülltonne als Trommel zu nehmen und Bleche aus der Küche zu klauen um damit Musik zu machen und einfach los zu singen. Einer von den Marokkanern hat auch angefangen alleine zu singen, übrigens auf arabisch, was wie dieser typische Gesang klang, den sie singen/sprechen wenn sie den Koran vorlesen. Es war eine sehr sehr lustige und neue Erfahrung für alle Leute, die die Marokkaner zum ersten mal getroffen haben. Als wir dann ins Bett sind haben wir erst gemerkt wie Rau unsere Stimmen waren vom lauten mitsingen. Ich hoffe, dass war nicht das letzte Konzert und wir haben morgen und die nächsten Tage und Wochen noch oft so viel Spaß wie an diesem Tag.