Zurück in Ireland!
Die Hälfte ihres Europäischen Freiwilligendienstes in Irland ist herum und Chrissi erlebt turbulente Zeiten. Viele Besuche stehen an, und obendrein hat sie das "Couchsurfing" für sich entdeckt.
Wir beschreiten das Jahr 2009.
Es ist Halbzeit. Die ersten sicheren Tore wurden geschossen, die Mannschaft war erfreut und die Zuschauer jubelten. Zwischenzeitlich waren auch Momente des Unwohlseins im Team zu sehen, welche sich im Spiel bemerkbar gemacht hatten.
Mit leichtem Schmunzeln blicke ich auf das Jahr 2008 zurück.
Durch die vielen Freunde, die ich in Irland gewonnen habe, die Möglichkeit, viel Sport zu treiben und Gitarre zu erlernen und die Arbeit mit den Jugendlichen hatte ich immer eine Stütze im Nacken.
Aber es war nicht immer Sonnenschein.
Bei der Arbeit hatte ich manchmal mit mir selbst zu kämpfen. Das waren meistens Situationen, in denen Jugendliche nicht auf mich hörten, schlecht drauf waren oder mich testen wollten. Wenn man vorher noch nie in so einer Richtung gearbeitet hat, muss man erst einmal lernen, damit umzugehen.
Und doch konnte ich meine Probleme beseitigen.
Als ich am 19. Dezember zurück nach Deutschland, genauer Berlin, flog, war alles ziemlich ungewohnt im ersten Moment. Neben dem ständigen "Thank you", was am ersten Tag aus mir raus kam, wäre ich fast noch mit meinem Fahrrad in ein Auto geknallt. Da sieht man, wie schnell man sich an andere Gegebenheiten gewöhnt.
Außerdem habe ich Andrees Eilers getroffen. Er erzählte mir von CS. Aber was ist CS?
CS steht für "Couchsurfing" und ist nach Wikipedia ein kostenloses internetbasiertes Gastfreundschaftsnetzwerk.
Knapp 900.000 Menschen auf der ganzen Welt nutzen die Website, um kostenlos während ihrer Reise bei anderen Menschen zu übernachten, Leute kennen zu lernen und auch selbst Reisende aufzunehmen, um diese durch die Stadt zu führen oder sich einfach nur gemütlich bei einem Kaffee zu unterhalten. Bei den meisten Nutzern ist das eigentliche Ziel die verschiedenen Kulturen und Menschen durchs „Couch surfen“ näher kennen zu lernen.
"Oh Gott, und was ist, wenn ich bei einem Kriminellen lande?", fragt man sich.
Das Vertrauen wird durch drei Merkmale sichergestellt. Die Gäste können persönliche Referenzen über die Gastgeber schreiben, die Identität kann per Kreditkarte überprüft werden und zudem steht ein gegenseitiges Bürgschaftssystem zur Verfügung.
Ich nutze CS seit einigen Wochen und habe in Waterford bereits genug andere CS-Nutzer gefunden. Sandra, meine Mitbewohnerin ist vor drei Wochen aus persönlichen Gründen ausgezogen und daher habe ich ein Bett frei.
Es ist eine gute Möglichkeit schnell viele verschiedene Menschen kennen. Allein in den nächsten zwei Wochen treffe ich mich mit einer Tschechin und einem Chinesen in Waterford zum Weggehen und bekomme auch noch Besuch von Kanadiern, die in Irland Urlaub machen. Soviel zum Thema CS.
Nach ein paar sehr schönen Tagen in Berlin ging es am Montag, den 22. Dezember zurück nach Auerk. Weil meine Familie davon ausging, dass ich Dienstag eintreffen würde, waren natürlich alle erstaunt und glücklich mich am Montag schon zu sehen. Ich fand es toll meine Eltern und meinen Bruder wieder in den Armen zu halten und sie mal wieder so richtig zu drücken. Besonders Henry, unser Hund, war sehr aufgedreht an diesem Tag.
Neben einem besinnlichen Weihnachtsfest standen zahlreiche Veranstaltungen auf dem Plan, wie z.B. der Besuch des Auricher Weihnachtsmarktes, einem traditionellen Bowlingabend mit der Familie und zahlreichen Dinis-Dorfplatz-Abenden mit Freunden.
Am 4. Januar flog ich zurück nach Irland. Mit komischen Gefühlen stieg ich in den Flieger. Einerseits fand ich es schwer meiner Familie wieder "Tschüss" zu sagen und anderseits habe ich mich auf Irland gefreut. Von den fruchtigen leckeren Scones bis zum starken Tee, vom süßen Cider zum kräftigen Guinness, von "Chips and Fish" zum hausgemachten Stew, von sanften irischen Melodien zum harten Rock, von dem immer zu spät kommenden und dabei sympathisch bleibenden Iren. Darauf habe ich gewartet.
Im Flugzeug sah ich dann eine gute Bekannte mit der ich einmal in Waterford gefeiert habe und setzte mich zu ihr. Merle, so ihr Name, fing sofort an zu lachen, als sie mich erblickte. "Ein guter Start!", dachte ich und plötzlich hatte ich wieder gute Laune.
Wir unterhielten uns so lange, dass der eigentliche zweistündige Flug uns wie ein paar Minuten vorkam.
In Irland angekommen, ging mein Alltag jedoch schleppend voran. Jeder im Center war mit Evaluationen und Besprechungen über die Arbeit im letzten Jahr beschäftigt. Wir hatten sozusagen ein kinderloses Jugendzentrum.
Das erste Wochenende in Irland habe ich bei meiner EVS-Freundin Lena in Thomastown verbracht. Thomastown liegt in County Kilkenny. Es sind etwa 30 Minuten Busfahrt von Waterford aus. Wir hatten Riesenspaß als wir mit den Müttern vom Kindergarten, in dem Lena ihr Volontariat leistet, im Pub feiern waren und zu lauter 80er Jahre Musik die Hüften schwangen.
Sherry, eine gute Freundin von mir aus Aurich, machte vom 15. bis 17. Januar einen Kurztrip mit Freundin nach Dublin. Grund ihrer Reise war die Besichtigung der Dubliner Uni, denn einer ihrer Freunde hatte sich überlegt in Irland zwei Semester zu studieren.
Da wir uns seit fast sieben Monaten nicht mehr gesehen hatten, setzte ich mich direkt Freitag nach der Arbeit in den nächsten Bus nach Dublin, um sie wieder zu sehen. Ich übernachtete im selben Hostel wie Sherry. Nachts zogen wir durch die Temple Bar. Nach ein paar Getränken und dem Verfliegen meines Geldes, merkte ich wieder einmal die Nachteile Irlands: die tierisch hohe Alkoholsteuer!
Das Beste kam am Morgen danach. Im vollen Tiefschlaf überhörte ich den laut piepsenden Wecker, der sich direkt neben meinen Kopf befand. In den meisten Hostels ist es so geregelt, dass man bis 11 Uhr ausgecheckt haben muss. So, nun war es 5 nach 11 und ich lag immer noch im Bett. Plötzlich schüttelte Jemand an mir und ich wurde wach. Die Putzfrau kam ins Zimmer hineingestürmt, zog mich beinahe aus dem Bett und meinte "Fünf Minuten und wenn ich wiederkomme, dann bist du verschwunden, sonst kannst du gleich 20 Euro für den nächsten Tag bezahlen!“.
Und das war ich dann auch.
Da zog ich nun ausgesetzt, müde und hungrig durch die Strassen Dublins. Sherry war schon lange unterwegs. Ihr Flieger ging um 9 Uhr morgens und wir hatten uns nachts noch verabschiedet.
Als hätte es nicht noch schlimmer kommen können, fing es am Nachmittag auch noch heftig an zu stürmen. Für mich war der Zeitpunkt gekommen wieder nach Hause zu fahren.
Letzte Woche ging der "wahre" Alltag wieder los. Die Gruppen kamen zurück und außerdem startete mein neuer Backclub. Eine Studentin, die derweil ein Praktikum im Jugendzentrum leistet, unterstützt mich bei dem Projekt. Außer zwei neuen Mitgliedern sind es dieselben Kinder, die bereits im Kochclub involviert waren. Auf dem Programm stehen neben dem Backen einfache Lernspiele über Gesunde Ernährung und Globalisierung.
Unser Fußball- und Rettungsschwimmtraining hat ebenfalls letzte Woche wieder begonnen.
"Wie die Zeit vergeht…"
Am 29. Januar, diesen Donnerstag, fliegt Jan, mein Freund, nach Irland. Wir werden ein paar ruhige Tage in Waterford verbringen und uns County Cork ansehen.
Unser Fußballverein veranstaltet einen Galaabend am kommenden Samstag, wo wir beide zu eingeladen wurden.
Und das darauf folgende Wochenende werde ich von Lisa, einer deutschen Freundin aus Irland, die ich auf meinem Vorbereitungsseminar in Witzenhausen kennen gelernt habe, Besuch bekommen. Zusammen mit Merle und Lena werden wir Waterford City unsicher machen.
Obendrein verlässt uns Pat, die Managerin des Centers, Mitte Februar, da sie bald ein Kind bekommt.
Das war’s von mir!
Liebe Grüße,
Christina
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